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Fachtagung am OLG: „Gewalt ist nie privat“

CELLE. „Gewalt ist nie privat“ lautete das Thema der heutigen Fachtagung, zu der das Oberlandesgericht Celle im Rahmen des „Aktionstages gegen Häusliche Gewalt“ eingeladen hat. In den Räumen des Oberlandesgerichtes beteiligten sich der „Runde Tisch gegen Häusliche Gewalt im Raum Celle“, die Ärztekammer Niedersachsen und die Rechtsanwaltskammer. Die Veranstaltung hat ein überragendes Echo gefunden. Es hatten sich über 180 Personen angemeldet.

Zu der Zielgruppe gehören neben den Mitgliedern der teilnehmenden Institutionen auch Personen, die an dem Thema interessiert oder durch ihre Tätigkeit betroffen sind. So war auch Ziel der Veranstaltung, wie die stellvertretende Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises hervorhob, durch ein breites Publikum eine noch bessere Vernetzung und Kommunikation herzustellen. Durch mögliche Kooperationen soll den in Not geratenen Personen schnell und effektiv Hilfe zukommen.

Als Referenten sind Prof. Dr. Christian Pfeiffer, Kriminologisches Forschungsinstitut Niedersachsen (KFN) e.V., Dr. med. Tanja Germerott, Medizinische Hochschule Hannover, Institution Rechtsmedizin, Netzwerk Pro Beweis und Ulrike Fell, Richterin am Amtsgericht a. D., Fachberaterin für Psychotraumatologie gewonnen worden.

Prof. Pfeiffer, ehemaliger niedersächsischer Justizminister, hatte zu den Themen Gewalt im Allgemeinen und häusliche Gewalt Positives zu berichten. So habe in Deutschland die famliäre Gewalt drastisch abgenommen – sich gar halbiert. “Mehr Liebe weniger Hiebe” habe sich durchgesetzt. Mehr Sprechen miteinander bedeute mehr Zuwendung. Diese Liebe sei gegenüber Mädchen stärker als gegenüber Jungen. So habe sich bei einer Befragung von 10.000 Jugendlichen herausgestellt, dass 64 Prozent der Jugendlichen viel Liebe und Anerkennung in der Familie erfahren haben und sich 4,6 Prozent einen Selbstmord vorstellen könnten. Von den Jugendliche, die wenig Liebe erfahren haben (11 Prozent der Befragten), konnten sich das aber 48 Prozent vorstellen.

Prof. Pfeiffer beschrieb die Entwicklung in den letzten Jahren positiv: “Wir können uns über eine Jugend freuen, die besser dasteht, als wir das in den letzten 20 Jahren wahrnehmen konnten.” Das auch vor dem Hintergrund, dass sich die häufig beklagten Tendenzen “Abbrechen der Schule”, “Besaufen”, “Canabis konsumieren” und “Haschisch rauchen” um die Hälfte reduziert haben. Diese guten Nachrichten haben mit dem Wandel im familiären Umgang zu tun.

Wenn die Polizei zu einer Gewalttat in einer Familie gerufen werde, könne sie einen prügelnden Menschen für 14 Tage der Wohnung verweisen. In diesem Zusammenhang gebe es immer wieder Probleme, die zu verletzten Beamten führe. Die Zahl der Beamten, die danach dienstunfähig sind, habe sich verdoppelt. Das Risiko bei zwei Beamten sei höher als bei einem Beamten und einer Beamtin; Frauen haben eine deeskalierende Wirkung. Die Anzeigebereitschaft der Frauen nach sexuellem Missbrauch habe sich verdreifacht. Frauen sind in ihrer Position gestärkt, haben mehr Kraft, sich entgegen zu stellen.

So kommt der ehemalige niedersächsische Justizminister zu dem Schluss, dass geliebte Kinder stärkere Kinder sind, geschlagene Kinder laufen eher die Gefahr missbraucht zu werden. Wie Prof. Pfeiffer bekannte, ist er seit frühester Jugend mit dem Thema Gewalt befasst. So konnte er mit 12 Jahren eine Gewaltsituation zwischen Eheleuten wahrnehmen, die von der Ehefrau als “Privatsache” abgetan wurde. Kürzlich wurde ihm verdeutlicht, dass das Schlagen von Kindern in den USA erlaubt ist. Das ist dort “nur” eine Familienangelegenheit.

Die Fachtagung vermittelt daher Kenntnisse aus den unterschiedlichen Sichtweisen der jeweiligen Professionen. Sie soll zum fachlichen Austausch und zur Zusammenarbeit anregen.

Die Veranstaltung erfolgte anlässlich des Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen. Dieser wird seit 1981 alljährlich zum 25. November begangen, um Diskriminierung und Gewalt gegenüber Frauen und Mädchen zu bekämpfen. Im Jahr 1960 wurden an diesem Tag die drei Schwestern Mirabal wegen ihrer Aktivitäten gegen den dominikanischen Diktator Trujillo und sein Regime vom Geheimdienst, gefoltert, vergewaltigt und ermordet. Ihre Ermordung wurde mehr als zwanzig Jahre später zum Symbol für den Widerstand von Gewalt an Frauen und wird jedes Jahr als Gedenktag begangen.

Weltweit erfolgen Aktionen, Veranstaltungen und Tagungen von Frauenprojekten und Initiativen, bei denen auch staatliche Behörden und Institutionen zur Beendigung von Gewalt gegen Frauen und Kinder aufrufen. Dazu findet in vielen Städten Deutschlands eine Fahnenaktion „Frei leben – ohne Gewalt“ der Menschenrechtsorganisation für Frauen und Mädchen „TERRE DES FEMMES“ statt. In diesem Jahr beteiligt sich auch das Oberlandesgericht Celle daran.

Der Arbeitskreis „Runder Tisch gegen Häusliche Gewalt“ beteiligt sich seit Mai 2002 an der Präventionsarbeit zur Bekämpfung von Häuslicher Gewalt, bei der auch die Kinder betroffener Mütter im Mittelpunkt stehen.

PR/Redaktion
Celler Presse

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