Zum Inhalt springen
Anzeige
Anzeige

Ausstellung “Die Juden im Sturm der Zeit” des Vereins »Culturelle du Plateau« aus Celles Partnerstadt Meudon wurde eröffnet

CELLE. Die Ausstellung „Die Juden im Sturm der Zeit“ wurde gestern durch den Autor Gérard Silvain und Oberbürgermeister Dirk-Ulrich Mende in der Celler Synagoge eröffnet. Die Ausstellung ist auf der Grundlage des Buches von Gérard Silvain (Meudon) “1914-1918, die Juden im Sturm der Zeit, gesehen durch die Postkarte” entstanden. Der Autor ist Verfasser von etwa einem Dutzend Büchern, die sich mit der Geschichte der sephardischen und aschkenasischen Juden beschäftigen. Er ist zudem mit über 30.000 Karten der größte Postkartensammler der Welt zur jüdischen Geschichte.

Zunächst begrüßte Dirk-Ulrich Mende die Anwesenden und hieß auch die französische Delegation der jüdischen Gemeinde aus Meudon herzlich willkommen: „Ich freue mich, dass Sie gekommen sind und wir Sie heute begrüßen können. Monsieur Silvain hat einzigartige Werke mit seinen Büchern geschaffen, in denen er mit den Postkarten Zeitgeschichte erzählt.“ Anschließend erläuterte Dirk-Ulrich Mende die Entstehung und Geschichte der Postkarte. Die Idee entstand 1864 im Zuge einer deutsch-österreichischen Postkonferenz, um Schriftwechsel offen lesbar zirkulieren zu lassen. Trotz Protest der Ultrakonservativen unter Bismarck (Verletzung des Briefgeheimnisses) wurde 4 Jahre später die „Korrespondenzkarte“ – damals noch ohne Bild – eingeführt. Als die Karte dann illustriert werden konnte, war der Siegeszug nicht mehr aufzuhalten. 1899 wurden in Deutschland achtundachtzig, in Belgien zwölf und in Frankreich acht Millionen Postkarten produziert. Zehn Jahre später waren es in Frankreich einhundertdreiundzwanzig Millionen. Damit entstanden ein neues Medium der Kommunikation und ein ganzer Wirtschaftszweig.

Anschließend begrüßte Lucien Alezra, Vorsitzender der jüdischen Gemeinde Meudon, die Besucherinnen und Besucher, der selbst einen Schülerausstausch mit der Schule Heese Süd erlebt hat. „Deutschland ist meine Heimat“ betonte er, bedankte sich für den herzlichen Empfang der Stadt Celle und übergab dann an Guy Levy, Leiter der Geschichtsgruppe der jüdischen Gemeinschaft Meudon. Diese Gemeinschaft engagiert sich, um die Geschichte der Juden nachzuvollziehen. Er sagte:“ Dieses Buch von Gérard Silvain war ein wichtiger Teil der Gedenkfeier „100 Jahre Verdun“. Es gibt Einblicke in das militärische aber auch zivile Leben dieser Zeit“. Anschließend stellte er Gérard Silvain vor, der darauf bestand, seine Rede auf Deutsch vorzutragen. „Dieses Buch versucht, die Lücke zwischen Berichten und Bildern zu schließen. Es zeigt auch, dass im 1. Weltkrieg die Juden wie selbstverständlich für ihr Vaterland gekämpft haben und die Religion überhaupt keine Rolle spielte. Alle hatten die gleichen Rechte und Pflichten.“

Auf 26 Tafeln erzählt die Ausstellung mit Postkarten, wie Juden die Zeit des Ersten Weltkriegs durchlebt haben. Sei es als Soldat, Zivilist oder Kriegsgefangener. Es werden jüdische Soldaten verschiedener Nationalitäten dargestellt, jüdische Geistliche im Feld oder auch Treffen jüdischer Zivilisten der verbündeten und verfeindeten Länder. Ganz nebenbei erfährt der Betrachter viel über das jüdische Leben in Mitteleuropa, aber auch über den Antisemitismus in vielen Ländern. Die Ausstellung betrachtet zum Schluss die jüdische Geschichte vom Waffenstillstand 1918 bis zur Machtergreifung Hitlers 1933, mit der eine Zunahme der Gewalt und des Antisemitismus einherging und in dessen Folge das jüdische Leben in Europa vernichtet wurde.

Gérard Silvain erzählte uns, wie er dazu gekommen sei, Postkarten zu sammeln. „Nun, ich war mal drei Monate arbeitslos und hatte nichts zu tun. Also bin ich auf Flohmärkte gegangen, habe mir Schaufenster angeschaut und dann die ersten Postkarten entdeckt. So fing alles an. Heute sind es also über 30.000 Karten. Ich möchte noch etwas hinzufügen, vielleicht hat es etwas mit meiner Familiengeschichte zu tun: Mein Großvater väterlicherseits war französischer Konsul in Hamburg, meine Großmutter wurde in Hamburg Altona geboren. Ich habe also deutsche Wurzeln. Meine Großeltern mütterlicherseits wurden in Ausschwitz ermordet. Meine Familie ist dann nach Frankreich ausgewandert, und heute lebe ich im Elsass.

Zum heutigen Deutschland kann ich sagen, dass ich immer herzlich willkommen bin und nie irgendwelche Antipathien spüre. Nur wir alle müssen aufpassen, dass sich das Grauen von damals – egal wo auf der Welt – nicht wiederholt. Das ist meine Botschaft.“

Die Ausstellung wird bis zum 26.06.2016 von Monsieur Gérard Silvain persönlich begleitet, der für Fragen und Erklärungen gerne zur Verfügung steht
Bitte beachten Sie die veränderten Öffnungszeiten der Celler Synagoge, Im Kreise 24:
Freitag, 24.6. 10:00 bis 17:00 Uhr
Samstag, 25.6. 10:00 bis 15:00 Uhr
Sonntag 26.6. 12:00 bis 17:00 Uhr

PR / Redaktion
Celler Presse

Hinweis zu der Meldung
Diese Seite zeigt gesponsorten Marketing-Inhalt, Quell- und Informationslinks sowie extern eingespielte Banner und Flash-Anzeigen.



Anzeige