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Zwischen Mausklick und Pinselstrich

CELLE. Raumillusion trifft auf Zukunftsvision im Kunstmuseum Celle. Wie Kometen in der Umlaufbahn eines Planeten prallen digital generierte Bilder auf klassische Ölmalerei. Phantastische Lichterscheinungen durchflackern und durchzucken das Dunkel üppiger Szenerien, geben den Blick frei auf menschenlose, künstliche Welten – reich an ornamentalen Strukturen. In der Ausstellung „Die Dämmerung. Tim Berresheim & Hartmut Neumann“ begegnen sich nicht nur zwei Künstlergenerationen, sondern auch ein Lehrer und sein Schüler. Sie entwerfen ein Panorama für die Welt in ihrer Dämmerung und entlarven somit die verborgenen Ordnungsprinzipien dieser Erde. Verbindende Elemente zwischen den beiden technisch so gegensätzlichen Bildwelten sind: das Licht und die Dunkelheit, die Fülle und das Ornament sowie Visionen und Illusionen von Zukunft und Raum. 

Tim Berresheim (*1975) entwirft hochkomplexe Kulissen, in denen Bildmotive realen Ursprungs per Mausklick durch einen illusionistischen Bühnenraum geschleudert werden. Tropfkerzen überlagern Lungenkrautpflanzen, Tarotkarten chinesische Dollar, und Alles unterliegt der Abstraktion als Ordnungsprinzip. Hartmut Neumann (*1954) kreiert großformatige Gemälde, die sich durch überbordende Pflanzenpracht, Fülle und Vielfältigkeit auszeichnen. In die unheimlichen Kräfte der Nacht eingebettet, entsteht in illusionistischen Räumlichkeiten eine unüberschaubar dichte Bildwelt einer nie vorher gesehenen Natur. 

Eingehüllt in den Deckmantel der „Dämmerung“ nähern sich die Künstler mit ihren farben- und formenreichen Werken diesem raumgreifenden Phänomen an. „Mit der neuen Sonderausstellung beleuchtet „Das erste 24-Stunden-Kunstmuseum“ erstmals inhaltlich einen besonderen Lichtzustand, der im Konzept des Hauses eine wesentliche Rolle spielt: Mit Einbruch der Dämmerung schalten sich an und hinter der Fassade Lichtkunstwerke an und eröffnen in der nächtlichen Dunkelheit eine Lichtkunst-Parcours um das Haus herum. Nun holen wir die Dämmerung als Naturphänomen, kulturelles Muster oder atmosphärisches Konstrukt erstmals in das Museum“, erläutert der künstlerische Leiter Robert Simon das Ausstellungskonzept, das in Zusammenarbeit mit der Kuratorin Diana Chwalczyk entstanden ist. Die Ausstellung, so Simon, sei von überregionaler Bedeutung. 

Oberbürgermeister Dirk-Ulrich Mende hob in seiner Begrüßungsrede anlässlich der Eröffnung am heutigen Sonntag das über 15-Jährige Engagement von Robert Simon für die Stadt hervor. Diese Ausstellung sei ein bedeutender Beitrag für die Kultur in der Stadt. Simon habe Künstler in die Stadt geholt, die einen ungewöhnlichen Kunstgenuss ermöglichen. Das sei nicht nur für Celle etwas Besonderes sondern für ganz Niedersachsen. Außerdem wies Mende auf die Entwicklung weiterer Projekte zusammen mit Robert Simon hin, z. B. den Lichtkunstbahnhof. 

Prof. Dr. Ferdinand Ulrich, Museumsdirektor der Museen der Stadt Recklinghausen, brachte den etwa 100 Zuhörern die präsentierten Kunstwerke nahe. Im Gegensatz zu früherer Fotografie ohne Kunstanspruch, die lediglich die Wirklichkeit transportierte, existierten die digitalen Werke von Tim Berresheim in einer virtuellen Welt, ein Sog durch perspektivische Momente. Dagegen habe sich der Lehrer Hartmut Neumann der Malerei verschrieben, die eine Wirklichkeit zeige, die nicht der Wahrnehmung entspreche, erfundene Szenarien, erfundene Natur. Dabei gehe es nicht um Augentäuschung sondern um das Entstehen einer eigenen Bildwelt. Das sei die Idee der Indifferenz im Sinne einer „Dämmerung“, die das Potenzial der Möglichkeiten enthalte. Den beiden Kunstformen gemein sei eine technikneutrale „Dämmerung“ als Metapher für die Umschreibung des Zustandes in vielfältigen Erscheinungsformen. 

Die Ausstellung wird gefördert vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur. 

Die Ausstellung „Die Dämmerung. Tim Berresheim & Hartmut Neumann“ läuft 19. Juni bis 16. Oktober 2011. Führungen durch „Die Dämmerung“ finden am 26. Juni, 17. Juli, 7. August, 28. August, 18. September und 9. Oktober (jeweils Sonntag) statt. Treffpunkt ist das Foyer des Kunstmuseums. Die Führungen sind kostenlos, es wird nur der Museumseintritt erhoben. Informationen zur Buchung von Gruppenführungen unter 05141/12685. Ein Künstlergespräch in der Dämmerung findet am 20. August 2011 statt. Beginn 19:30 Uhr. Auch dazu ist eine telefonische Anmeldung erforderlich unter 05141/12685. 

Redaktion
Celler Presse 

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