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Internationaler Holocaust-Gedenktag: Künftige Generationen zur Wachsamkeit mahnen

CELLE. Am 27. Januar 1945 hat die Rote Armee die Vernichtungslager in Auschwitz und Birkenau befreit. Die Vereinten Nationen haben im Jahr 2005 den 27. Januar zum „Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust“ erklärt. Nachdem im Jahre 1995 sich das Ende des II. Weltkrieges zum 50. Mal jährte, ist auf Anregung des damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog dieser Gedenktag bereits 1996 in Deutschland eingeführt worden. Der Tag erinnert an alle Opfer eines beispiellosen totalitären Regimes während der Zeit des Nationalsozialismus.

In der Proklamation appellierte Roman Herzog: „Die Erinnerung darf nicht enden; sie muss auch künftige Generationen zur Wachsamkeit mahnen. Es ist deshalb wichtig, nun eine Form des Erinnerns zu finden, die in die Zukunft wirkt. Sie soll Trauer über Leid und Verlust ausdrücken, dem Gedenken an die Opfer gewidmet sein und jeder Gefahr der Wiederholung entgegenwirken.“

Bundestagspräsident Norbert Lammert sprach zum Thema während der Gedenkstunde im Bundestag; er machte die “menschenverachtende Rassenideologie” der Nationalsozialisten verantwortlich für systematisches Morden in Auschwitz und Leningrad. Leningrad sollte “als Wiege des sogenannten jüdischen Bolschewismus vernichtet werden”, sagte Lammert. “Das Sterben in der Stadt war alltägliche Wirklichkeit geworden.”

Aber auch in den Celler Schulen ist der Gedenktag mit Aktivitäten – vor allem mit Aufklärung zu den damaligen Ereignissen – begangen worden. Das Hermann-Billung-Gymnasium hatte ein umfangreiches Programm für die Klassenjahrgänge 5 bis 10 aufgestellt mit unterschiedlichen Schwerpunktthemen. Der 10. Jahrgang befasste sich mit dem Thema „Rechtsradikalismus heute“; dazu konnte als Dozent der Magdeburger Pascal Begrich vom Verein „Miteinander e.V.“ gewonnen werden. Dabei fand auch eine intensive Auseinandersetzung mit Musiktiteln aus der rechten Szene statt.

Die Jahrgänge 8 und 9 nahmen an dem Zeitzeugenvortrag mit Ralph Hirsch teil. Hirsch, Jahrgang 1930, konnte die Ereignisse – vor allem die Entwicklung, die zu dem Holocaust führte – eindringlich vermitteln. Am Anfang habe es Ungewissheit gegeben; man wusste nicht, was geschehen werde. Ralph Hirsch besuchte in Berlin zunächst ab 1937 die Volksschule; nach 2 Jahren wurde sie ihm verwehrt und er musste eine jüdische Schule besuchen.. Jüdische Eigentümer von Unternehmen wurden gezwungen ihre Unternehmen unter Wert zu verkaufen, Steuern wurden erhoben, die nur Juden zu bezahlen hatten. Es gab Schilder mit der Aufschrift „Juden unerwünscht“. Parks waren entweder für Juden verschlossen oder sie durften dort nur auf gelb gestrichenen Bänken Platz nehmen. Das Leben wurde für die Juden sehr unangenehm. Der Zweck sei nur gewesen, sie zur Ausreise zu bewegen. Nach der Reichskristallnacht am 8. und 9. November 1938 wurden 10.000 Männer verhaftet und ins KZ gesteckt. Die Bevölkerung war ratlos, und eine Emigrationswelle setzte ein. Das Problem war, ein Visum zu bekommen, nicht alle Länder waren bereit, die Menschen aufzunehmen. Der Familie Hirsch gelang es, 1940 nach Shanghai auszuwandern.

Höhepunkt und Abschluss der Veranstaltung am HBG war das Aufsteigen von 200 Luftballons mit zuvor gebastelten und beschrifteten Papierschmetterlingen. Wie Robert Baberske, Ständiger Vertreter des Schulleiters erläuterte, haben Kinder seinerzeit im Ghetto Theresienstadt und in anderen Ghettos versucht, „sich angesichts des Elends sich irgendwie die Freiheit und die bunte Welt der Vielfalt vorzustellen“. Das ist im Vorfeld den Kindern der 5. und 6. Jahrgänge vermittelt worden, die nun sehr einfallsreich ihre Schmetterlinge gestaltet haben. Einen besonders schönen Spruch hat Carlotta Löhle kreiert: „Wo Hoffnung ist, ist Glaube, wo Glaube ist, ist Liebe, doch wo keine Hoffnung ist, ist kein Glaube und wo kein Glaube ist, ist auch keine Liebe“. Und ihre Schwester Lilli schickte ihren Ballon mit dem Wunsch nach „Frieden“ auf die Reise. Nach dem Countdown von Schulleiter Mirko Trucelli stiegen 200 Ballons in den blauen Himmel und schwebten Richtung Osten. Nun ist man gespannt, wer von wem und von wo Post bekommt.

Die Niedersächsische Kultusministerin Frauke Heiligenstadt gab aus Anlass des heutigen Gedenktages folgende Erklärung ab:

„Mehr als sechs Millionen Jüdinnen und Juden wurden von Deutschen während der Zeit des nationalsozialistischen Regimes ermordet. Sie wurden zu Opfern einer menschenfeindlichen und mörderischen Weltanschauung. Unterstützt von Verwaltung, Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur richteten die Nationalsozialisten nach 1933 ihren Hass gegen Andersdenkende und gegen jeglichen, auch religiös motivierten Widerstand. Unsere Aufgabe ist und bleibt es, die Erinnerung an die Taten des Terrors und Schreckens und vor allem an die Opfer wach zu halten.

Gedenkstättenarbeit und Erinnerungsinitiativen in Niedersachsen helfen dabei in beeindruckender Weise, sie sichern die geschichtlichen Zeugnisse und leisten aktive Bildungsarbeit. In Niedersachsen halten neben Gedenkstätten wie Bergen-Belsen und Wolfenbüttel zahlreiche von Vereinen, Initiativen und Kommunen getragene Erinnerungsorte die Geschichte lebendig. Sie mahnen uns auf ewige Zeit, das Vermächtnis der Ermordeten zu bewahren. Staat und Gesellschaft müssen dauerhaft für die Dokumentation, Aufarbeitung und Vermittlung der nationalsozialistischen Verbrechen Sorge tragen.“

PR/Redaktion
Celler Presse

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