Zum Inhalt springen
Anzeige
Anzeige

Celler Stadtrat bestätigt die Empfehlung des Dialogforums für mehr Güterverkehr durch Celle

CELLE. Am letzten Donnerstag war Showdown für das Dialogforum Schiene Nord mit einem Votum der 90 Teilnehmer für die Alphavariante, die von der Bundestagsabgeordneten Kirsten Lühmann ins Spiel gebracht wurde. Nachdem der Celler Rat bereits weit im Vorfeld in einer Resolution für die Bewältigung des Hafenhinterlandverkehrs die Nutzung von Bestandsstrecken einforderte, ist es letzten Endes auch dazu gekommen. Gestern entschied der Stadtrat darüber.

Hier ist der Beschlussvorschlag, dem der Rat in der Ratssitzung mehrheitlich folgte:

„Beschlussvorschlag:

Die Stadt Celle schließt sich dem im Dialogforum Schiene Nord erzielten Ergebnis einer bestandsorientierten Ausbauvariante (Alpha – E) an. Damit können zügig die bis zum Jahr 2030 erforderlichen Kapazitäten für den Schienengüterverkehr geschaffen werden, ohne dass Neubaustrecken mit weiteren Lärmbändern und die damit verbundenen Zerschneidungen von Natur- und Landschaftsräumen entstehen. Auch kann die Qualität des Personenfernfernverkehrs erhalten und weitere Spielräume für den Regionalverkehr gesichert werden. Von besonderer Bedeutung für Celle ist die enge Verknüpfung mit Lärmschutzmaßnahmen an allen Streckenabschnitten mit Verkehrszunahmen. Die Stadt Celle wird sich bei der Umsetzung der Maßnahmen auch weiterhin intensiv dafür einsetzen, dass die erzielten Inhalte, insbesondere was den zusätzlichen Lärmschutz angeht, auch umgesetzt werden.“

Die Stadtverwaltung stellt zwei Prognosen gegenüber und geht nicht vom aktuellen Stand aus. Demnach hat die Differenz  keine Relevanz für eine Mehrbelastung gegenüber dem aktuellen Stand:
„Für Celle bedeutet diese Variante gegenüber der bisherigen Prognose des Bundesverkehrswegeplanes (BVWP) 2030 eine nur geringe Zunahme des Güterverkehrs (214 Züge/Tag gegenüber 212 Zügen/Tag im BVWP 2030). Allerdings wird die Strecke Richtung Lehrte durch Routenverlagerungen etwas stärker belastet (+ 14 Züge/Tag). Für die Stadt Celle ist dieses ein tragfähiges Ergebnis und entspricht den in der gemeinsamen Celler Erklärung vom Juli 2015 aufgestellten Forderungen.“

Der Verkehrsclub Deutschland geht vom aktuellen Stand und den prognostizierten Zahlen aus. Demnach gibt es eine erhebliche Mehrbelastung durch den Güterverkehr:
Strecke Uelzen – Celle: Von 160 auf 210 = Mehrbelastung 50 (31 %)
Strecke Celle – Lehrte: Von 145 auf 199 = Mehrbelastung 54 (37 %)

Im Rat kam keine umfassende Diskussion zu dem Thema auf. Die auch im Vorfeld von Klaus Didschies (CDU) und Iris Fiss (Unabhängige) vorgebrachte Skepsis hinsichtlich möglicher Erhöhung der Anzahl der Güterzüge und erhöhter Lärmbelastung spielte letzten Endes für die Abstimmung keine Rolle mehr. Jörg Rodenwaldt (SPD) stimmte gegen den Beschluss, so wie er das auch schon bei der Abstimmung über die Resolution tat. Er sieht sich in besonderer Verantwortung für die Bürger von Neuenhäusen; der Stadtteil liegt unmittelbar an der Trasse. Insgesamt sind an der durch Celle verlaufenden Trasse mehr Bürger betroffen als in anderen Gebieten, wo ein Streckenverlauf erfolgreich verhindert wurde. Auch Ralf Blidon (FDP) folgte nicht dem Beschlussvorlage.

Rodenwaldt kritisierte die Darstellung der Verwaltung: „Im Schnitt krachen dann etwa alle fünf, sechs Minuten Züge durch die Stadt. Sie brauchen sich nur jetzt schon nachts einmal an die Bahnstrecke zu stellen und die Zeit zu messen. Sie stellen dann fest: Es wird viel schlimmer kommen als uns erzählt wird. Vergleichen Sie die Ist-Zahlen mit den Prognosezahlen und nicht zwei unterschiedliche, nicht vergleichbare Prognosewerte wie sie in der Vorlage der Verwaltung auftauchen. Die sind nicht vergleichbar, wie die Verfasser im Bundesverkehrswegeplan schreiben.“

Zur Entscheidung Alpha schreibt die Beratergruppe Wirtschaft und Verkehr (Auszug):

„Die Alpha-Trasse erfüllt kaum eines der Kriterien. In unserem Vortrag haben wir festgestellt, dass die Maßnahme zwar die ostgehenden Verkehre unterstützt, dafür aber keine befriedigende Lösung für die Nord-Süd-Verkehre, sowohl von Bremerhaven als auch von Hamburg, anbieten kann.

Auf der Strecke Verden – Nienburg stehen im Planfall E noch Restkapazitäten von rd.
30 Trassen pro Tag zur Verfügung. Bei zwei Gleisen auf der Strecke sind es 0,6 Trassen
pro Stunde, die zwischen den vertakteten Personenverkehren wahrscheinlich nur
sehr schwer nutzbar sein werden. Auf der Strecke Hamburg – Celle/Lehrte sind keine
freien Trassen mehr verfügbar. Dies gilt nicht nur für den gesamten Tagesdurchschnitt,
sondern auch für die Zeitscheibe 1. Das Einlegen zusätzlicher Nahverkehrslinien und –
fahrten (z. B. zwischen Harburg und Lüneburg) kann nach unseren Berechnungen
nicht erfolgen.

Andere Maßnahmen, insbesondere alle Neubaumaßnahmen, führen im Gegensatz zur
Alpha-Trasse zu deutlichen Kapazitätserhöhungen und lösen die verkehrlichen Konflikte
deutlich besser. Sie erreichen auch positive Rentabilitätswerte. Nicht nur, dass die Alpha-Trasse in der vorliegenden Form keine zusätzlichen Kapazitäten für den SPNV liefert. Auch die Taktzeiterfordernisse im SPFV können nicht erreicht werden, so dass der SPFV nicht profitiert.

Alles in allem kann festgestellt werden, dass die Alpha-Trasse ohne Infrastrukturergänzungen, welche die Kapazität in der Nord-Süd-Richtung erhöhen, keine bedarfsgerechte Lösung für die verkehrlichen Probleme des Untersuchungsraumes ist. Auch aus dem Gesichtspunkt des Lärmschutzes ist diese Variante eine unbefriedigende Lösung, da die Maßnahme gerade die Verkehre auf den Bestandsstrecken erhöht, die durch die Orte Lüneburg, Uelzen, Celle, Soltau und Langwedel führen.“

Redaktion
Celler Presse

Hinweis zu der Meldung
Diese Seite zeigt gesponsorten Marketing-Inhalt, Quell- und Informationslinks sowie extern eingespielte Banner und Flash-Anzeigen.



Anzeige