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Inklusion in Celle: Podiumsdiskussion offenbart erschreckende Zahlen

CELLE. Das Thema Inklusion ist in aller Munde, doch: In Celle ist man noch weit davon entfernt, dass Inklusion auch wirklich funktioniert. Das zeigte sich bei einer Podiumsdiskussion in der Paul-Klee-Schule. Auf dem Podium stellten sich Björn Försterling (FDP-Landtagsabgeordneter), Heiner Scholing (Grünen Landtagsabgeordneter), Jörg Hillmer (CDU-Landtagsabgeordneter) und Mathias Pauls (SPD-Kreistagsmitglied) den Fragen der rund 80 Interessierten beziehungsweise bezogen Stellung dazu,

Die Veranstaltung wurde initiiert vom Kreiselternrat und dieser machte auch gleich zu Beginn deutlich, was es für eine erfolgreiche Inklusion braucht:

  • Eine Arbeitsplatzbeschreibung für Förderschullehrer, die im inklusiven Kontext zu allgemeinen Schulen arbeitet
  • Einen Konsens, wie die Teilhabe am allgemeinen Bildungssystem sichergestellt werden kann
  • Klärung bei der Frage der zielgleichen und zieldifferenten Leistungsbewertung
  • Standard-Setting für den gemeinsamen Unterricht
  • Bauliche Standards für inklusive Schulen
  • Eine Integration von Unterstützungsinstanzen(-leistungen in Schulen
  • Rahmenbedingungen für die Einführung der Inklusion an den Berufsbildenden Schulen
  • Die Sicherung der Qualität von sonderpädagogischer Diagnostik und Überprüfungsverfahren
  • Ein Standardsetting bei der Ausbildung von Lehrkräften

Das Ende der Veranstaltung sei an dieser Stelle vorweggenommen: Die Zuhörer gingen größtenteils mit einer ordentlichen Portion Wut im Bauch nach Hause und waren geschockt über die dargelegten Zahlen. „Ich bin wirklich total schockiert und erschüttert über die Zustände und Zahlen, die nach der Einführung der regierungsgeförderten Inklusion an Förderschulen und Regelschulen im Landkreis Celle herrschen. Die rot/grüne Regierung in Niedersachsen hat im Landkreis Celle die Besetzung von sonderpädagogischen- und sonderpädagogisch ausgebildeten Lehrerstellen in den letzten Jahren verschlafen. Dadurch können die Lehrer ihrer gesamten Schülerschaft einfach nicht mehr gerecht werden – eine Katastrophe“, so formulierte beispielsweise Robert Kudrass, FDP-Kreisvorsitzender, im Anschluss. „Hier muss unbedingt in der nächsten Legislaturperiode etwas getan werden, hier müssen mehr Lehrer angeworben und eingestellt werden, um den massiven Engpass an unseren Schulen zu beheben, hier muss eine neue Landesregierung mit aller Kraft intervenieren und es muss für den Erhalt der Förderschulen in Celle gekämpft werden.“

So klar Stellung bezogen die Politiker auf dem Podium leider nicht oder nur selten. CDU und FDP, soviel wurde klargestellt, sprechen sich dafür aus, die Förderschule Lernen wieder einzuführen und die Inklusion in der jetzigen Form nicht weiterzuführen. Dem widersprechen SPD und die Grünen. Sie möchten mit mehr Investitionen in das Personal die Inklusion, dort wo sie jetzt steht, weiter voranbringen.

Ein schlechter Schachzug, wenn es kurz vor der Landtagswahl um Positionen geht, war es seitens der SPD Mathias Pauls in die Diskussion zu schicken, der den verhinderten Christoph Bartling vertrat und somit nicht in der Lage war, die Position seiner Partei zu vermitteln. Er tat daher gut daran, selten das Wort zu erheben, gab jedoch zu, dass es ihm anhand der gezeigten Zahlen schwer falle, beim Thema Inklusion von einem Erfolg zu sprechen.

Diese Zahlen besagen zusammenfassend gesagt: Dass besonders an Grund- und Oberschulen Förderschullehrer fehlen. Dabei tragen gerade die Oberschulen die Hauptlast der Inklusion. Hier konnten im Schuljahr 2016/17 lediglich 277 Förderstunden geleistet werden, erforderlich wären jedoch 1.261,5 Stunden.

Es sei beschämend, so Stimmen aus der Elternschaft nach der Diskussion, wie beim Thema Inklusion mit Schülern, Eltern und Lehrern umgegangen werde ohne dass die verantwortlichen Parteien zugeben, dass Fehler gemacht wurden.

Als insgesamt gescheitert bezeichnet der Kreiselternrat Celle die Inklusion: „Die Einführung des inklusiven Schulsystems basiert auf der UN Behindertenrechtskonvention. Diese soll Menschen mit Behinderungen helfen am Leben der Gesellschaft gleichberechtigt teilzuhaben und Benachteiligungen zu vermeiden oder ihnen entgegenzuwirken. Derzeit führt die Inklusion paradoxerweise eher zu Benachteiligungen der Betroffenen und kann so nicht im Sinne der UN Konvention sein. Alarmierend ist die schlechte Unterrichtsversorgung an den Oberschulen, die weiterhin die meisten Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf beschulen. Schulen, die diese Kinder aufnehmen, dürfen die dafür laut Erlass zusätzlich zugewiesenen Lehrerstunden nur dann erteilen, wenn die Unterrichtsversorgung der Pflichtstunden zu 100 Prozent gewährleistet ist. Bei dem momentanen Lehrkräftemangel in Niedersachsen findet somit keine Förderung an den Regelschulen statt. (Konkrete Zahlen zur Unterrichtsversorgung in Celle gibt es auf der Homepage des Kreiselternrates unter www.kreiselternrat-celle.de – zumindest sofern diese vorliegen. Der Kreiselternrat bemüht sich nach eigener Aussage seit langem um konkrete Zahlen, konnte diese bislang aber gar nicht oder nur in Teilen bekommen).

Redaktion
Celler Presse

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