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„Erbstücke” vor und hinter dem Kasernentor

FAßBERG. Die Präsidentin des Niedersächsischen Landesamtes für Denkmalpflege Dr.-Ing. Christina Krafczyk besuchte in Faßberg historische Ortskerne und den Fliegerhorst, den historischen Ortskern von Müden, den Fliegerhorst Faßberg als denkmalgeschützten Spezialraum mit militärischen Anlagen, die „Rote” und die Schwagenscheidt-Siedlung.

In Gesprächen mit Bürgermeister Frank Bröhl, Oberst Georg v. Harling, Kommandeur des Technischen Ausbildungszentrums der Luftwaffe und Standortältester für den Bereich Faßberg, mit Oberstleutnant Norbert Reuter, Leiter Stab und Lehre im Technischen Ausbildungszentrum sowie Swen Bosser, Teamleiter Vermietungsmanagement der Peach Property Group (Eigentümer der
Schwagenscheidt-Siedlung) ging es darum, das bauliche Erbe zu schützen, es auch neu zu interpre-tieren und den gesellschaftlichen Gebrauch für die Zukunft vorauszudenken.

Denkmalpflege ist für Faßberg ein wichtiger Standortfaktor. Bürgermeister Frank Bröhl: „Ob beim Fliegerhorst, in Müden oder bei der Schwagenscheidt Siedlung, wir bewegen uns stets im Spannungsfeld von Denkmalschutz und Modernisierung, historischer Kulturlandschaft und infrastrukturellen sowie demographischen Veränderungen. Der Besuch aus Hannover gehört zum kontinuierlichen Dialog von Politik, Landwirtschaft, Bundeswehr, Handwerk und Denkmalschutz. Dafür bin ich dankbar.”

Nach einer gemeinsamen Rundfahrt unter dem Motto „DENKmal an Faßberg” nahm Landesamtspräsidentin Dr. Krafczyk an der Eröffnung der Ausstellung „DENKmal an Faßberg – Ideen zur städtebaulichen Planung“ im Rathaus teil. 2017 und 2018 beschäftigten sich Studierende der Frankfurt University of Applied Sciences, angehende StadtplanerInnen und ArchitektInnen, unter Leitung von Frau Prof. Dr.-Ing. Maren Harnack und Frau Prof. Dr.-Ing. Diana Böhm u. a. mit der Schwagenscheidt-Siedlung. Sie hatten sich Faßberg einige Tage unter die Lupe genommen und präsentierten nun abschließend ihre Entwürfe. „Faßberg ist ein tolles Studienobjekt, weil sich hier mit den unterschiedlichen Siedlungen ideal Städtebaugeschichte erleben lässt”, so Frau Prof. Harnack.

Frau Dr. Krafczyk unterstrich die Herausforderungen für die Denkmalpflege im ländlichen Raum und mit der Bundeswehr als Partner: „1994 wurden die Bauten und Grünzonen aus der Gründungszeit Faßbergs in den 30er Jahren zum Denkmal erklärt. Nicht alles sind bequeme Denkmale. Viele dokumentieren die Geschichte der nationalsozialistischen Wehrpolitik und Aufrüstung, andere die Nachkriegsgeschichte. Darunter sind Architektur- und technische Denkmale, andere veranschaulichen die Übernahme des internationalen Stils wie auch des Heimatstils für militärische Zwecke. Nächste zeigen planerische Camouflage im Landschaftsbild zu Tarnungszwecken, wieder andere anspruchsvolle Siedlungsarchitektur. Hier zu wohnen bedeutet Leben inmitten von Kulturgeschichte, in ländlicher Architektur und Nachbarschaft zu alten Bauernhöfen, Kirchen und Mühlen einerseits, zu Militärluftfahrt und Weltraumforschung andererseits. Da gibt es vieles immer wieder neu zu denken und abzuwägen zwischen wirtschaftlich oder militärisch gewünschter und denkmalpflegerisch vertretbarer Modernisierung und Einbeziehung historischer Gebäude in neue Situationen.”

Oberst Georg v. Harling hob die Rolle des Flugplatzes für die Kommune hervor. Faßberg wurde aus der Retorte für die Soldaten, Beamten und Arbeiter des Flugplatzes in den 1930er Jahren gebaut. Während der Rundfahrt erläuterte er die technokratischen Bauten, wie Hangars oder das alte Schwimmbad, verwies am Beispiel das Offizierskasinos und der Hauptwache auf den Repräsentationsklassizismus und erinnerte daran, dass die Siedlungen im Heimatstil im Ranggefüge ihrer Bewohner entstanden: die Weiße Siedlung (1936) für die Arbeiter, die Rote Siedlung (1937) für die Offiziere und Beamten und die Graue Siedlung (1938) für untere Beamte und Unteroffiziere. „Unvergessen”, so v. Harling, „ist die Beteiligung Faßbergs vor 70 Jahren an der Luftbrücke von hier aus in das eingeschlossene Berlin, woran am 15. Juni 2019 mit dem Tag der Bundeswehr in Faßberg erinnert wird.” Heute ist der Fliegerhorst mit 574 Hektar und vielen denkmalgeschützten Gebäuden einer der größten genutzten Flugplätze der Bundeswehr. „Glauben Sie mir”, so v. Harling, ”in historischen Gebäuden mit modernen Waffensystemen zu arbeiten, ist eine Herausforderung. Dort, wie auch bei Unterkünften und der Büroinfrastruktur gelingt die Symbiose immer besser. Natürlich bleibt die Integration weiteren modernen Komforts in historische Gebäude unser beständiger Wunsch.“

Die Schwagenscheidt-Siedlung (287 Wohneinheiten) ist ebenso zeitkonkret, vom Konzept dagegen grundverschieden von der Architektur aus den 1930er Jahren. Sie wurde in den 1960er Jahren zwischen grauer und roter Siedlung für die Bundeswehr gebaut. Walter Schwagenscheidt (1886-1968) stand dabei für das offene Konzept, mit u-förmig angelegten Straßen, mehreren Baugruppen auf separaten Grundstücken aus zwölf bis 20 Vierfamilienhäusern, um 90 Grad gegeneinander versetzt und im lockeren Rund komponiert, Fenstertypen und mittige Eingangstüren rhythmisch angeordnet, autofreie Innenbereiche, offenes begrüntes Umfeld. Swen Bosser, Teamleiter Vermietungsmanagement der Peach Property Group: „Wir optimieren die Siedlung seit 2016 erfolgreich schrittweise für die Bestandsmieter und sanieren sie nachfrageorientiert für junge Familien, Senioren, Soldaten und Azubis; mit viel Engagement auch im öffentlichen Raum.“

Nach der Ausstellungeröffnung „DENKmal an Faßberg” kreisten Gespräche der Gäste und der Faßberger Ausstellungsbesucher u. a. darüber, wie sich der kulturelle Mehrwert beim Wohnen im Denkmal Schwagenscheidt-Siedlung identitätsstiftend auf Faßbergs künftige neue Mitte auswirken kann.

PR
Fotos: urbanPR

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