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Impressionen aus Brasilien – Gerd Pfeifer las bei der Bibliotheksgesellschaft

  • Celle

CELLE. Kürzlich veranstaltete die Bibliotheksgesellschaft Celle im Anschluss an die jährliche Mitgliederversammlung eine Autorenlesung mit dem seit einiger Zeit in Celle lebenden Autor Gerd Pfeifer. Wie viele bekannte deutsche Schriftsteller übte auch er noch einen anderen Beruf aus. So war Goethe Jurist, Schiller sollte Militärarzt werden, Büchner studierte Medizin, Storm arbeitete als Jurist, Benn praktizierte als Arzt. Gerd Pfeifers Brotberuf war der eines Bankers.

An diesem Abend las er aus seinen Erzählungen, die in Brasilien spielen – im Brasilien jenseits des Äquators. Es geht um Menschen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen, die um ihre Existenz kämpfen müssen. In der Erzählung „Ein Paar Turnschuhe“ lenkt der Erzähler den Blick auf zwei Jungen, einer ein Krüppel. Das Umfeld: Ein Elendsquartier. Diebstahl, Drogen, Gewalt durch korrupte Polizisten und Gangs von Jugendlichen und Kindern an der Tagesordnung, die Favela als Touristenattraktion. Das Geschehen wird in einer präzisen und sachlich kühlen Sprache geschildert.

„Kitsch“ heißt eine nur dreiseitige Kurzgeschichte: Larissa, ein dreizehnjähriges Mädchen arbeitet als Büglerin in einem Haushalt von in Brasilien lebenden Ausländern, von Deutschen. Sie ist Analphabetin. Es entwickelt sich eine vorsichtige Beziehung zur Großmutter mit dem „dunklen“ Namen Donna Gudrun. Eine fein skizzierte Geschichte mit einem besonderen Schluss.

Eine ganz andere Thematik gestaltet der Text „Frühling“. Aus dem südamerikanischen Sommer kommend, erlebt das Mädchen Rosalita den kalten, grauen und unwirtlichen Winter in Deutschland. So sieht sie zum ersten Mal Schnee. Erinnerungen an die ganz andere Natur in ihrer Heimat zu Hause werden lebendig. Dann der Übergang zum Frühling. Beobachtungen, Gedanken und Gefühle werden einfühlsam und anschaulich festgehalten.

Gerd Pfeifer rundete die Lesung mit dem Beginn einer Geschichte ab, die wieder eine andere Facette seines literarischen Werks zeigt. Im Mittelpunkt von „Die Muse des Malers“ steht eine Frau, die aus der Familie eines kleinen Pächters in Amazonien stammt. Ihre Jugend ist von Armut, harter Arbeit und von inzestuöser Gewalt geprägt. Diese Frau macht sich aus diesem Milieu frei, sie entwickelt sich zu einer vielschichtigen Persönlichkeit und steigt in einer für den Leser nicht vorhersehbaren Weise in eine höhere Gesellschaftsschicht auf. Merkmale einer Kriminalgeschichte sind unverkennbar.

Der Autor beherrschte die Kunst des Vorlesens. Die Besucher waren sichtlich davon beeindruckt, wie der Beifall und die sich anschließenden Fragen gezeigt haben.

Dr. Gunter Thies
Fotos: Sabine Richter

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