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Fridays-for-Future Aktivistin aus Nienhagen spricht vor der Synode der Hannoverschen Landeskirche

HANNOVER. Die Kirche muss mehr für den Umwelt- und Klimaschutz tun, viel mehr! Davon ist Landesbischof Ralf Meister überzeugt. In seinem Bericht am 16. Mai 2019 vor der in Hannover tagenden Landessynode ließ Meister deshalb Paula Seidensticker aus Nienhagen und Lisa Steinwandel und zu Wort kommen. Die beiden Vertreterinnen der Fridays-for-Future-Bewegung redeten den Kirchenparlamentariern eindringlich ins Gewissen. „Guten Tag, ich bin Lisa Steinwandel und demonstriere seit Ende letzten Jahres mit Fridays For Future fast jeden Freitag für Klimaschutz.“ „Hallo, ich bin Paula Seidensticker und bin seit Januar bei Fridays for Future aktiv. Außerdem war ich lange auf Gemeinde- und Kirchenkreisebene in der evangelischen Jugend aktiv“.

Lisa: „Fridays For Future ist, wie Sie vermutlich alle wissen, eine Jugendbewegung, die dringend dazu aufruft, radikale politische Maßnahmen gegen die vom Menschen verursachte Klimakrise zu ergreifen.
Bereits seit Jahrzehnten sind die Probleme, die mit unserem wirtschaftlichen Handeln einhergehen, bekannt. Wir haben die Erde vor allem durch das Verbrennen fossiler Energieträger bereits um über 1 Grad erwärmt und steuern bis 2100 auf eine Erhitzung von 3 bis 5 Grad zu. Wenn wir so weitermachen, werden ab ungefähr 2030 Öko- und Klimasysteme kippen und unkontrollierbare Kettenreaktionen entstehen, die die Erderhitzung weiter antreiben. Dann bin ich 33 Jahre alt.

Unser Luxus, unser Leben hier geht auf Kosten der Natur und auf Kosten zukünftiger Generationen sowie Menschen im Globalen Süden. Es sind also unsere Nächsten, vor allem im globalen Süden, die unfairen Systemen und der maßlosen, westlichen Ausbeutung ihrer Ressourcen seit dem Kolonialismus ausgesetzt sind und am stärksten an den Folgen des von uns ausgelösten Klimawandels leiden. Mit unserem Lebensstil in Deutschland bräuchten wir 3,2 Erden. Natürlich haben wir nur eine. Unser deutsches Ressourcen-Konto für 2019 ist seit 3. Mai leer – und wer bezahlt die Schulden der nächsten 8 Monate ab? Wir. Junge und kommende Generationen.
Wir befinden uns gerade im 6. großen Artensterben, verursacht von uns Menschen. Wir verursachen Naturkatastrophen, worunter heute schon vor allem Menschen in Ländern des Globalen Südens leiden. Das ist längst nicht mehr nur ein Umweltproblem. Wir befinden uns in einer ökologischen und humanitären Krise. Diese Krise wird oft nicht ernst genommen und nicht als solche bezeichnet. Erst durch Fridays For Future kommt die Debatte mehr in die Öffentlichkeit.“

Paula: „Schon seit Jahrzehnten setzt sich die Kirche für unsere Umwelt und diesen Planeten ein. Leider fehlte oft das gesamtgesellschaftliche Interesse an diesen Themen. Bis jetzt! Durch unsere Proteste und „neue“ Erkenntnisse über die Dringlichkeit unseres Handelns in dieser
Krise steigt das Wissen und auch das Interesse der Bevölkerung an eben diesen Themen. Gemeinsam können wir dieses neue Interesse nutzen. Die Kirche klagt über sinkende Mitgliedszahlen und mangelndes Interesse. Vielleicht hat das auch etwas mit fehlender Präsenz und Identifikationspunkten zu tun. Für mich ist Kirche politisch, für mich war Kirche auch schon immer politisch und muss es auch sein. Aber selbst wenn sie das nicht ist oder nicht sein sollte: Unsere Forderungen sind auch und gerade christlich legitimierbar. Wir stehen für die Erhaltung der Schöpfung und den Schutz aller Menschen. Wenn wir zivilen Ungehorsam begehen müssen, um gehört zu werden, dann ist das nunmal so. Die Auflehnung gegen bestehende Konventionen ist der protestantischen Kirche in ihrer Geschichte ja nun auch nicht fremd. Für mich ist Fridays for Future christlich legitimierbar. Lassen sie es mich anders sagen: Für mich ist der Kampf gegen die Klimakrise und für mehr Klimagerechtigkeit sogar eine Pflicht. Als Mensch und als Christin.“

Lisa: „Gerade die Kirche kann bei dieser Herausforderung der Menschheit als Multiplikatorin unterstützen, um auch ältere Generationen zu erreichen. Denn um ehrlich zu sein: die älteren Generationen haben die Probleme verursacht, und wir jungen Menschen sowie Menschen in ärmeren Ländern sollen die Folgen tragen. Wie können wir es rechtfertigen, über unsere Verhältnisse zu leben und dabei Leid in anderen Teilen der Welt zu verursachen? Das erscheint mir auch im Kontext christlicher Werte mehr als problematisch; insbesondere in Bezug auf Gerechtigkeit. Wir können es gemeinsam noch schaffen, das Ruder herumzureißen. Deshalb möchte ich die Kirche dazu aufrufen, verstärkt Verantwortung in der Krisensituation zu übernehmen. Die Kirche ist eine wichtige Akteur*in in Deutschland und weltweit, die viele Menschen erreichen kann und wichtige Werte vermittelt. Die Klimakrise geht alle an; sie macht vor niemandem Halt. Wir brauchen diesen Planeten und müssen ihn deshalb schützen. Tragen Sie die Thematik in die Gemeinden, sprechen Sie darüber und rufen Sie zum Handeln auf.“

Paula: „Wie können wir von uns sagen, unsere Nächsten zu lieben und trotzdem weiterhin gedankenlos Abgase in die Luft zu blasen? Wie können wir von uns sagen, unsere Nächsten zu lieben und trotzdem weiterhin täglich Fleisch essen, dessen Auswirkungen auf das Klima selbst beim besten Bio-Fleisch katastrophal sind? Wie können wir von uns sagen, unsere Nächsten zu lieben und guten Gewissens Kleidung aus Sklavenarbeit kaufen, die einmal um die halbe Welt verschifft oder geflogen wird? Wie können wir das Ausrotten tausender, die Gefährdung einer Million Arten verantworten? Wie können wir von uns sagen, unsere Nächsten zu lieben und trotzdem weiterhin durch unser Verhalten und unseren Konsum die Klimakrise vorantreiben, die schon jetzt Menschenleben kostet? Sind die Menschen aus Mosambik etwa nicht unsere Nächsten? Die Millionen, die durch Zyklon Idai ihr zuhause und ihre Lebensgrundlage verloren haben? Die über 1.000 die ihr Leben verloren haben? Die Antwort ist, wir können es nicht. Wenn ich aus meiner christlichen Erziehung eines gelernt habe, dann, dass Christin oder Christ sein, bedeutet, Verantwortung zu übernehmen. Verantwortung für mein Handeln, für meine Nächsten, für meine Umwelt. Christin sein, bedeutet, mich zu engagieren und Christin sein, bedeutet, zu handeln. Einem Verfall der Umwelt durch die Klimakrise und das Artensterben nicht einfach zuzuschauen, bedeutet Christin sein. Mich selbst mit der Auswirkung meines Handelns zu konfrontieren, bedeutet Christin sein. Für strikteres Handeln in der Klimakrise und die Setzung und Einhaltung ambitionierter Klimaziele auf die Straße zu gehen, bedeutet Christin sein. Andere Leute aufzuklären und ihnen die Dringlichkeit unserer Lage bewusst zu machen, bedeutet, Christin sein. Wählen gehen und mich aktiv für eine bessere Gesellschaft und zukünftige Generationen einsetzen, bedeutet Christin sein.“

Lisa: „Fordern Sie auch Parteien auf, das Pariser Klimaabkommen einzuhalten, das zentral ist für die Sicherung von Menschenrechten und Frieden. Gerade die CDU, eine laut Namen christliche Partei, bremst in der Klimapolitik enorm nach dem Motto „nach mir die Sintflut“. Die anstehende Europawahl wird die Politik und damit auch den Umgang mit der Klimakrise in den nächsten Jahren von Europa als einer der Hauptverursacher von Treibhausgasen massiv beeinflussen. Europawahl ist Klimawahl! Wählen Sie so, dass wir jungen Menschen eine lebenswerte Zukunft haben! Unsere Forderungen sind klar: Wir müssen die Erderhitzung auf 1,5 Grad begrenzen. Bitte tun Sie alles in Ihrer Macht Stehende, um dieses Ziel zu unterstützen und auf die Notwendigkeit aufmerksam zu machen!“

PR
Foto: Jens Schulze

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