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Frohstimmende Wandel-Lesung im Heilpflanzengarten

  • Celle

CELLE. Ein Sommernachmittag, vielfältiges Grün im Heilpflanzengarten, Kunst und Literatur – zahlreiche Bürgerinnen und Bürger aus Celle und darüber hinaus waren zur Wandel-Lesung mit dem Thema „Natur – Mensch – Kunst“ gekommen. Die Ernst-Schulze-Gesellschaft hatte eingeladen.

Die Rezitationsreihe begann mit Rainer Maria Rilkes Sicht auf das moderne Verhältnis der Kunst zur Natur: Der Mensch in der Neuzeit „galt nicht mehr als ein Baum, aber er galt viel, weil der Baum viel galt“. Der beliebte Rezitator Hermann Wiedenroth stimmte mit diesem Text ein und begeisterte anschließend mit seinem hinführenden Vortrag des Rilke-Gedichts „Blaue Hortensie“. Als harmonische Ergänzung konnte die Zuhörerschaft das auf der Staffelei stehende Bild von Friederike Witt-Schiedung auf sich wirken lassen, es hat den Titel „NABU-Traum – Gut Sunder“ und zeigt viele dunkle Baumstämme, umschwirrt von bunten Schmetterlingen.

An der nächsten Rezitationsstation, unter der großen Linde, trug Uwe Winnacker einen Brief Ernst Schulzes aus dem Jahre 1813 vor. Der junge, damals schon berühmte Dichter, berichtete darin von einem Kaffeehaus-Besuch im ehemaligen Prinzenpalais, sehr ironisch karikierte er die Celler Gesellschaft, die ihn aus Eigennutz zu sich nach Hause einladen wollte. Er aber liebte und ehrte die Natur mit aller Herzenswärme, gerade auch die in Celle. Das konnte der Rezitator sehr treffend mit Schulzes Liebeserklärung an den „Lachtehäuser Sandweg“ vor Augen bringen. Auch hier ergänzte ein Bild von Friederike Witt-Schiedung die inneren Bilder.

Unter der großen Eiche im Heilpflanzengarten schließlich erwartete Dietrich Klatt mit einem inhaltsreichen Bild, vor fast 50 Jahren entstanden, die Zuhörerschaft. Es kommentiert den Ausruf des Astronauten Neil Armstrong kurz vor der Mondlandung, der Mond sehe sehr schön aus, mit einem liebevoll realistisch-schönen Stillleben aus Lachtehausen, dabei sozusagen ganz auf den Spuren Ernst Schulzes. Dietrich Klatt rezitierte anschließend sehr treffend die berühmt sarkastische Erinnerung Hans Falladas vom Anfang des 20. Jahrhunderts an die welfisch gesinnten und dabei sehr intoleranten Damen der Celler Gesellschaft: „Kaffeekränzchen an der Aller“. Dietrich Klatt hatte herausgefunden, dass diese Kränzchen einst unweit des Heilpflanzengartens, nämlich in Thaers Garten, stattgefunden hatten.

An der nächsten Station im Grünen rezitierte wiederum Hermann Wiedenroth, diesmal den allbekannten Naturschilderer Hermann Löns mit dem Text „Vor der Celler Neustadt“. Löns wird nicht müde, den Celler Bürgern die Schönheit ihrer Naturumgebung zu schildern: „Sie haben in der Stadt so viel Grün, so viel Blumen, so viel Bäume […].“ Wieder wurden die geschilderten Eindrücke durch Bilder von Friederike Witt-Schiedung weiter interpretiert, insbesondere durch das Bild „Dichter im Baum“, das Ernst Schulzes Leidenschaft ausdeutet, in Vaters Garten (jetzt: Lochteweg), in den alten Eiben sitzend, zu lesen und zu dichten.

Als Abschluss der Wandellesung im Garten wurden von Elke Haas und Uwe Winnacker drei Gedichte rezitiert: Ralph Grüneberger: „Wildgarten in Kaditzsch“, Ernst Schulze: „Celle“ und Oskar Ansull: „Ein Mann aus Sung“. Dieser „Mann aus Sung“ mit seinem unsinnigen Bemühen, das Korn auf dem Felde mit eigener Muskelkraft zum Wachsen und zum Stehen zu bringen, muss – wie auch wohl wir – lernen: „Jedes Korn braucht seine Zeit / Man muss es darin wachsen lassen.“ Alle interessierten Gäste konnten sich anschließend ein Textheft mit den im Heilpflanzengarten vorgetragenen Texten geben lassen, um vielleicht noch einmal etwas nachzulesen.

Die anschließende gemütliche Kaffeetafel im Café KräuThaer hatte sich Die große Zuhörerschaft wohl verdient. Sie wurde dabei auch durch Hermann Wiedenroths Vortrag des ergötzlichen Textes von Siegfried Lenz: „Kummer mit jütländischen Kaffeetafeln“ bestens unterhalten. Der Vorsitzende dankte allen Mitwirkenden und verabschiedete die Gäste mit Hinweisen auf die kommenden Veranstaltungen der Ernst-Schulze-Gesellschaft, die sich nicht nur dem Werk des Romantikers verschrieben hat, sondern auch weiterer Literatur mit Bezug zu Celle.

PR

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