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BauhausSchauhaus: „Das geniale Bauwerk“ von Otto Haesler im Beisein von Ministerpräsident Stephan Weil eröffnet *** aktualisiert

CELLE. „Celle kann auch Bauhaus“, so Dr. Wulf Haack von der Haesler Initiative bei der Eröffnung, „Celle hat mehr Bauten im Bauhausstil, als Weimar und Dessau zusammen. Und wir haben, was keine andere Stadt bieten kann: eine Bauhaus-Arbeiterwohnung, einen Schulbau im Bauhausstil, der das Potential zum Weltkulturerbe hat, und jetzt haben wir auch eine Bauhaus-Bürgerwohnung.“

Die Bürgerwohnung befindet sich in dem Rektorenhaus an der Altstädter Schule, Haeslers Meisterstück, die nach Haacks Ansicht über kurz oder lang zum Weltkulturerbe erklärt wird. Die Wohnung ist nach einer aufwändigen Renovierung in den Stil der 20er Jahre versetzt worden, in Farbgebung, Mobiliar und Utensilien dieser Zeit. Die Anwesenheit des Ministerpräsidenten verlieh dem Anlass der Eröffnung eine besondere Note. Etwa 50 Gäste waren zu der Eröffnung geladen, u. a. Oberbürgermeister Dr. Jörg Nigge und Landrat Klaus Wiswe.

Wulf Haack ging in seiner Begrüßung auf den Lebensweg des Architekten Otto Haesler ein, der „steil nach oben aber auch holprig“ verlief. Die berufliche Karriere von Otto Haesler wurde in seinem 53. Lebensjahr, auf der Höhe seiner Schaffenskraft, mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten abrupt beendet. Er geriet in Vergessenheit. Die Lebenskurve verlief von der weltweiten Anerkennung bis zum finanziellen Absturz in die Verelendung und endete schließlich kaltgestellt in der DDR – allerdings ohne Not und mit Orden, BMW und Professorentitel

Der kometenhafte Aufstieg begann im Mai 1928 mit der Altstädter Schule. Dieses Bauwerk löste eine Völkerwanderung nach Celle aus, von Architekten, Politikern und Schulfachleuten. Weltweit berichteten alle bedeutenden Architekturzeitschriften über diesen Schulbau. Dieses Bauwerk hat auch heute nichts von seiner Genialität, Bedeutung und Einmaligkeit verloren. Man müsse die Anerkennung als Weltkulturerbe ernsthaft verfolgen, weil dieser Titel für den Tourismus wie eine Goldader wirke.

Die Bauhausarchitektur wird in der öffentlichen Wahrnehmung hauptsächlich mit den Städten Weimar und Dessau und dem Inititor dieses Stils, Walter Gropius, verbunden. 1930 wollte Walter Gropius Haesler zum Direktor des Bauhauses in Dessau machen, aber Haesler lehnte ab. Er wollte in Celle bleiben. 1931 hätte Haesler Stadtbaurat von Frankfurt werden können, und wollte diese Stelle auch. Aber er lehnte eine förmliche Bewerbung ab und wollte auf die Stelle berufen werden. Das geschah aber nicht.

Der 1880 in München geborene Otto Haesler begann seine Tätigkeit in Celle im Jahre 1906 und prägte 27 Jahre lang die Architektur dieser Stadt. Schon damals war Haeslers Anliegen, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Acht repräsentative Bauten sind zum 100-jährigen Bauhaus-Jubiläum eine Touristenattraktion. Herausragend ist die 1928 erbaute Altstädter Schule – auch Glasschule genannt – deren weitere Nutzung aktuell in der Diskussion ist. Derweil ist dem angrenzenden Rektorenhaus historisches Ambiente eingehaucht worden. Der Besuch ist eine Zeitreise in die Vergangenheit und ein Besuchermagnet.

Für die baulichen Veränderungen – sozusagen Versetzen in den ursprünglichen Zustand – am Rektorenhaus konnte der Celler Architekt Frank Simon gewonnen werden, der bei der Einweihungsfeier die Geschichte des Hauses in „drei Küsse“ einteilte. So war der „Geburtskuss“ im Jahre 1927. Den „heißen Kuss“ gab es 2009, auf den zuvor schon Wulf Haack einging: „Dass wir heute hier die Eröffnung begehen können, verdanken wir auch unserer Feuerwehr, die vor 10 Jahren durch ihr schnelles Eingreifen verhindert hat, dass dieses Haus den Flammen zum Opfer fiel.“ Das Haus brannte jedoch im Kern aus, erläuterte Frank Simon, und das zog aufwändige Reparaturarbeiten nach sich. Schwelbrand und Löschwasser hatten ganze Arbeit gleistet. Als „dritten Kuss“ bezeichnete Simon das Engagement der Bürger in diesem Jahr für die Zeitreise zurück ins Jahr 1927, sowohl handwerklich als auch finanziell. Oberbürgermeister Dr. Jörg Nigge hatte schon im Vorfeld verdeutlicht, dass die Stadt für dieses Projekt kein Geld habe, er aber das Projekt sowohl ideell unterstütze und auch handwerklich. So wollte er beim Abriss einer Zwischenwand Hand anlegen. Dazu kam es aber nicht. So blieb dem OB nur noch, das Engagement der beteiligten Bürger und Firmen zu würdigen.

Mit der Einrichtung des ehemaligen Rektorenhauses als „bauhausSchauhaus – bürgerliches wohnen in der bauhauszeit“ ist es gelungen, eine einzigartige Stätte zu schaffen, die das damalige Wohnen auch hinter den repräsentativen Raumen zeigt. Wohn- und Esszimmer, Herrenzimmer und Treppenaufgang sind bis zum jetzigen Zeitpunkt fertiggestellt. Für die Zukunft ist aber weit mehr geplant – die Entstehung eines voll eingerichteten Wohnhauses mit Küche, Schlaf- und Kinderzimmer, Wirtschafträume etc. So diente die Veranstaltung auch als Werbung um weitere Spenden, um das Werk zu vollenden. Der „Wink mit dem Zaunpfahl“ ist eine aufgestellte Milchkann mit einem Spendenaufruf an die Besucher.

Ministerpräsident Stephan Weil bekannte in seiner Rede, dass ihm erst jetzt klargeworden sei, welcher „Bildungslücke“ er erlegen war. Seine Frau habe dafür gesorgt, diese zu schließen, nachdem sie ihm nach einem Besuch in Celle begeistert von der Bauhaus-Architektur in Celle berichtete. Weil ging auch auf das Schicksal Haeslers ein, der sowohl von den Nationalsozialisten als auch später in der DDR mit seinen architektonischen Ideen kaltgestellt wurde. Gerade im Nazideutschland herrschte ein Monumentalismus und eine großkotzige Art vor, die im Widerspruch zu der Bauhaus-Architektur stand.

PR/Redaktion
Celler Presse
Fotos: Celler-Presse.de

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