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Kritischer Blick auf Hermann Löns und seine Rezeption im Nationalsozialismus und in der Nachkriegszeit

WINSEN/Aller. An vielen Stellen wird Geschichte im öffentlichen Raum gedeutet – mittels Straßennamen, auf Denkmälern oder auf Gedenktafeln. Doch die Deutung von Geschichte ist Wandlungen unterworfen: Was früher angemessen erschien, wird heute kritisch gesehen oder abgelehnt. Vielerorts gibt es deshalb Diskussionen um Straßenumbenennungen oder um Denkmäler – insbesondere, wenn diese im Zusammenhang mit der Zeit des Nationalsozialismus stehen.

Von rechts nach links Bürgermeister Dirk Oelmann, Schulleiter Bodo Theel, Projektleiter Dominic Sauerbier und Jens-Christian Wagner, Leiter der Gedenkstätte Bergen-Belsen und der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten (Stiftung niedersächsische Gedenkstätten)

Ein solches umstrittenes Denkmal ist der 1966 aufgestellte Hermann-Löns-Gedenkstein in Winsen/Aller. Lange galt Hermann Löns als unpolitischer „Heidedichter“. Heute werden seine Werke jedoch zunehmend im Kontext des Anfang des 20. Jahrhunderts aufkommenden völkischen Denkens gesehen, das ideologisch den Weg zur NS-Diktatur ebnete. Entsprechend nutzten die Nationalsozialisten den Löns-Kult für ihre Blut-und-Boden-Propaganda.

Gedenkstein für Hermann Löns mit dem umstrittenen Symbol der Wolfsangel in Winsen/Aller (Stiftung niedersächsische Gedenkstätten)

Vielfach wurde der Löns-Kult nach 1945 ungebrochen fortgesetzt. Ein Beispiel dafür ist der mit einer Wolfsangel versehene Löns-Gedenkstein in Winsen/Aller. Dieser soll künftig mit einer erläuternden Hinweistafel versehen werden. Die Inhalte der Tafel werden Schülerinnen und Schüler der Schule im Allertal, Oberschule Winsen/Aller unter Leitung von Lehrer Dominic Sauerbier in enger Kooperation mit der Gemeinde Winsen und der Gedenkstätte Bergen-Belsen erarbeiten. Den Startschuss für das Projekt gaben heute Winsens Bürgermeister Dirk Oelmann, der Leiter der Schule im Allertal, Bodo Theel und der Leiter der Gedenkstätte Bergen-Belsen, Dr. Jens-Christian Wagner.

„Die deutsche Geschichte, gerade die von den Nazis beeinflusste, begegnet uns auch heute noch an vielen Stellen in unserer Gemeinde. Es ist wichtig, gerade das Augenmerk der jungen Generation darauf zu legen und ihr ein Gefühl dafür zu vermitteln, was kritisch gesehen werden muss und was nicht. Die Wolfsangel z.B. war jahrhundertelang ein unkritisches Symbol, das vor gut hundert Jahren ‚zweckentfremdet‘ wurde. Man kann es nicht ausradieren, also muss man wissen, dass es z. B. in alten Wappen seine Berechtigung immer noch hat, im politischen Kontext aber völlig unangebracht und sogar verboten ist“, merkt Winsens Bürgermeister Oelmann als Motiv für das gemeinsame Projekt an.

Bodo Theel, Schulleiter der Schule im Allertal ergänzt: „Als einzige Sekundarschule der Region West des Landkreises Celle sehen wir es als unsere Pflicht und Verantwortung an, dass unsere Schülerinnen und Schüler über die Bedeutung dieser alten Symbole Bescheid wissen, denn oftmals werden diese Zeichen leichtfertig benutzt, ohne dass unsere Schülerinnen und Schüler über die Hintergründe Bescheid zu wissen. Durch die intensive Beschäftigung mit den Symbolen und Zeichen des Nationalsozialismus wollen wir informieren aber auch gleichzeitig aufzeigen, welche strafrechtlichen Relevanzen sich durch die Benutzung ergeben.“

„Unsere Aufgabe ist es, kritisches Geschichtsbewusstsein in der Gesellschaft zu fördern“, ergänzte Dr. Wagner. „Mit dem Gemeinschaftsprojekt mit der Schule im Allertal und der Gemeinde Winsen wird am Löns-Stein ein neuer Lernort entstehen, der Hermann Löns und das Symbol der Wolfsangel wissenschaftlich fundiert in einen sozial- und ideologiegeschichtlichen Kontext stellt.“

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