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Eine Rettungswache à la Christo

WINSEN/Aller. Freies Feld und frühmorgendlicher Berufsverkehr – eigentlich stören die schweren LKW die gewohnten Abläufe der Anwohner in der Hornbosteler Straße in Südwinsen nur. Wo man sonst reibungslos passieren kann, rangieren Riesentonner. Doch sie bergen eine Fracht, die den Ort und den Landkreis insgesamt bereichern wird. Während ein Kran in Position gebracht wird, zeichnen sich unscheinbare Fundamente vor dem Grau des Nebels ab, das einzige, was die Baustelle neben dichtem Mutterboden und einem Sandberg vorzuweisen hat. Sie warten auf Vervollständigung. Der Nebel lässt die Umrisse der drei riesigen à la Aktionskünstler Christo verpackten und auf Tiefladern gelagerten Rechtecke in ca. 80 Meter Entfernung nur vage erkennen. Dass sie an diesem Herbstmorgen, an diesem sich langsam mit Leben füllenden Platz angeliefert werden, ist das Resultat einer Neuregelung.

NEUVERGABE DES RETTUNGSDIENSTES
Der Landkreis Celle hat den Rettungsdienst aufgrund seiner Ausschreibung für eine Dauer von acht Jahren neu vergeben. Für Celle, Winsen und Lachendorf ist das DRK im Einsatz. „Einige Umstrukturierungen zieht diese Entscheidung nach sich: Die Wache in Wienhausen wird durch Lachendorf ersetzt, und in Winsen wechselt der Standort“, erläutert der Leiter des Celler DRK-Rettungsdienstes, Uwe Ammoneit.

Er lässt sich, wie der Vorstand Wilhelm Köhler, und Mitarbeiter des beauftragten Architekturbüros sowie einige vorbeikommende Fußgänger und Fahrradfahrer das Schauspiel, wie dieser noch verwaiste Ort binnen weniger Stunden ein neues Gesicht erhält, nicht entgehen. Filmkameras werden aufgebaut, ein Videograph sucht die richtige Perspektive, als sich der erste LKW in Bewegung setzt. Transportiert wird ein komplettes Haus. „Hier entsteht eine Modulbau-Rettungswache“, erklärt Dipl.-Ing. Sebastian Carstens vom lokalen Architektur-Büro von Bothmer, „das sind drei identische Elemente in Holzrahmenbaukonstruktion, die in der Halle vorgefertigt wurden.“ Ganz langsam wird der Riesentonner zur Baustelle dirigiert, wo der Kran bereitsteht, das Haus auf die Fundamente zu heben. Eine Durchfahrt ist nun nicht mehr möglich, Verkehrsteilnehmer müssen warten. Anstatt zu fahren werden sie Zeuge, wie das in weißen Kunststoff gehüllte Modul abgeladen, per Leiter von einem Mitarbeiter erklommen und mit Verankerungen versehen wird. Schon nach wenigen Minuten ist es bereit, um an den Haken genommen zu werden und in der Luft zu schweben. Das Team versteht sich ohne Worte, jeder Griff sitzt, jeder Arbeitsschritt greift Hand in Hand in den nächsten. Mit Bedacht lässt der Kranführer das Element hinunter. Selbst das Aufsetzen vollzieht sich lautlos.

EINE RETTUNGSWACHE WIRD ENTHÜLLT
Das erste 4,7 m breite und 13,65 m lange Modul steht, der Morgennebel ist strahlender Herbstsonne gewichen. Der erste Akt ist vorüber, doch ein wenig Spannung bleibt, denn noch weiß nur einer der zahlreichen Personen, die die Baustelle mittlerweile bevölkern, wie die Rettungswache aussehen wird. „Ich habe so etwas auch noch nicht erlebt“, sagt selbst Fachmann Sebastian Carstens. Er hat sich mit Fotoapparat um den Hals neben Architekt Frank Lauhoff platziert, der für den Entwurf und die Fertigung der Gebäude verantwortlich war. „Das ist ein Holzständerhaus in umweltverträglicher Bauweise und optimiertem Materialeinsatz“, berichtet dieser, während einer der Handwerker beginnt, die weiße Folie einzureißen. Eine Rettungswache wird enthüllt. Ein Fetzen nach dem anderen landet auf dem Boden und gibt eine Fassade aus Holz und Eternit frei. „Das ist unbehandelte sibirische Lärche, sie ist widerstandfähiger als heimische Hölzer“, erläutert Lauhoff. Innen wurde mit veredelter Zellulose gedämmt, die innere und äußere Ausstattung folgt einem Konzept, das auf Nachhaltigkeit und Energieeffizienz setzt. „Dieses Haus soll 80 Jahre halten“, wirft der Architekt einen weiten Blick voraus, während Uwe Ammoneit mit ganz anderen, auf die nahe Zukunft gerichteten Dingen beschäftigt ist. Er sucht den Platz, wo etwas sehr Wichtiges montiert werden muss: „Hier, auf diesem schwarzen Untergrund wird das rote Kreuz angebracht, es soll von der Straße aus schick aussehen“, sagt der Mann, dessen Team die neue Winsener Rettungswache künftig mit Leben füllen wird.

Anke Schlicht

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