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Baukulturdialog Celle: Bemühungen zur Sanierung der MTV-Halle

  • Celle

CELLE. In der Alten Exerzierhalle hatte sich ein großes Publikum aus Experten und interessierten Laien eingefunden. Die Bundesstiftung Baukultur veranstaltete einen Baukulturdialog »Mehr Stadtmarketing mit Baukultur«. Fachleute aus Celle und aus unterschiedlichsten Orten sprachen über das Neue Bauen und über Otto Haeslers Bauten in den 1920er Jahren. Sie hatten dabei vor allem die Bedeutung für das heutige Stadtmarketing im Auge. Die Veranstaltung bot aber auch Gelegenheit, einen genaueren Blick auf die MTV-Halle am Nordwall zu werfen, die die Stadt im kommenden Jahr abreißen möchte, um dann das Grundstück verkaufen zu können.

Dietrich Klatt, Elke Haas und Lothar Haas stellten das Gebäude vor und beschrieben die Absichten zur Erhaltung und Sanierung. „Die große Halle mit einem imposanten Gewölbe ist eine der wenigen verbliebenen Turnhallen mit den gut erhaltenen Hetzer-Bögen als Tragwerk“, betonte Klatt. „Das Vordergebäude ist ein markantes Beispiel der Reformarchitektur nach dem Historismus des 19. Jahrhunderts und vor den schmucklosen Kuben des Neuen Bauens nach dem I. Weltkrieg.“ Das Gebäude insgesamt nannte er ein bemerkenswertes Zeugnis von Baukultur vor über 100 Jahren, identitätsstiftend für die Bürgerinnen und Bürger und stadtbildprägend.

Daran schloss Lothar Haas mit der Forderung an, das Gesamtgebäude zu erhalten. Auch Dr. Christina Krafczyk, Präsidentin des Landesamts für Denkmalpflege, halte dies für richtig, und zwar ganz unabhängig von den Kategorien des Denkmalschutzes. Wie Lothar Haas schilderte, ist das Gebäude zwar sanierungsbedürftig, aber keineswegs verrottet. Bei der Sanierung müsse es um Reduzierung von CO2-Emissionen, Energieeffizienz, Klimaneutralität, Ressourcenschonung und Nachhaltigkeit gehen. Diese Aspekte berate der Rat gerade jetzt allgemein. Das Gebäude könne ganz oder teilweise auch für kulturelle Zwecke hergerichtet werden. Für den Umbau spreche ferner, dass dabei die Umweltbelastung sehr viel geringer sei als beim Abriss. So könne das Haus zu einem Vorzeigeobjekt werden. Sanierung kostet zwar Geld, aber es sollten alle Fördermöglichkeiten erkundet und ausgeschöpft werden, auch auf Bundes- und Landesebene. Im Übrigen würden die Sanierungskosten zum Teil entschieden zu hoch angegeben. Für das Vordergebäude gebe es bislang keine ermittelten Zahlen. Schließlich, so Lothar Haas, sei auch zu prüfen, ob eine von Bürgerinnen und Bürgern getragene Genossenschaft eingeschaltet werden könnte, wie etwa beim Bürgerbahnhof Cuxhaven.

Haas schloss mit der Aufforderung an die Verantwortlichen der Stadt, zunächst den Abrisstermin Anfang 2020 hinauszuschieben, damit alle Aspekte der Sanierung, der Kosten, der Finanzierung, der künftigen Nutzung und der Trägerschaft sorgfältig erkundet werden könnten. Ohne ein zeitliches Moratorium werde das nicht möglich sein. Elke Haas dankte schon jetzt allen für ihre Beiträge zu einer solchen Lösung. Stadtbaurat Ulrich Kinder vermochte sich zu den erhobenen Forderungen nicht zu äußern, weil der Abriss vom Verwaltungsausschuss bereits beschlossen sei.

Aus der übrigen Diskussionsrunde kam dagegen sehr viel Zustimmung zu den Wünschen nach Erhalt der MTV-Halle und nach einem Moratorium zur weiteren Klärung. Besonders eindrucksvoll war ein Beitrag von Reiner Nagel, Moderator der Veranstaltung und Vorstandsvorsitzender der Stiftung Baukultur. Er zeigte ein Foto der historischen MTV-Halle in Lüneburg, die in den 70er Jahren abgerissen wurde, und ein weiteres Foto des belanglosen Einkaufszentrums, das jetzt an der Stelle und das seinerseits demnächst abgerissen werden soll. „Das würde heute niemand mehr tun“, schloss er. Gerade die Architekten unter den Anwesenden sahen die Celler MTV-Halle als stadtbildprägend und identitätsstiftend an. Die Freunde der Halle ermutigten sie, in ihrem Bemühen nicht nachzulassen. „Würde dies Haus abgerissen, stieße das deutschlandweit auf Unverständnis“, schloss einer der Referenten des Abends.

PR

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