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Bürgerinitiative »Nordwallhalle für Kultur und Sport« gegründet

  • Celle

CELLE. Kunst & Bühne war gut gefüllt. Viele interessierte Bürgerinnen und Bürger waren der Einladung der vier bekannten Abrissgegner Dietrich Klatt, Lothar Haas, Elke Haas und Ratsfrau Ute Rodenwaldt-Blank gefolgt, eine Bürgerinitiative zum Erhalt der Nordwall-Halle zu gründen. Schon vor Beginn machten die Besucher in Gesprächen untereinander keinen Hehl aus ihrer Überzeugung, dass sowohl die Turnhalle als auch das Vordergebäude nicht nur vorangegangenen Generationen von größtem Nutzen gewesen sind, sondern auch zukünftigen dienen sollten.

Wie kam es zu der Idee, einen Verein zu gründen? Lothar Haas führte in seiner Begrüßung aus, dass zum einen die Öffentlichkeit nachdrücklich informiert und stärker einbezogen werden sollte, zum anderen die Stadt als Eigentümerin des Gebäudes sowie auch die Politikerinnen und Politiker zu Gesprächen veranlasst werden müssten, in diesem Frühjahr den Beschluss des Verwaltungsausschusses vom Februar letzten Jahres über einen Abriss zu überdenken. Gemeinsam mit der Präsidentin des Landesamtes für Denkmalpflege, Dr. Christina Krafczyk seien die Initiatoren der Ansicht, dass sich alle Mühe lohne, die Nordwallhalle für zukünftige Nutzung zu sanieren. Die Sanierung diene zugleich der Ökologie: Bei der Reparatur eines Gebäudes im Bestand seien die Umweltbelastungen im Vergleich zu Abriss und Neubau um ein Mehrfaches niedriger. Das Erhalten des Gebäudes diene zudem der Ressourcenschonung. So könnte eine anspruchsvolle energetische Sanierung die Celler Turnhalle sogar zum Vorzeigeobjekt für Klimaschonung machen.

Fördermittel des Bundes könnten in Anspruch genommen werden. Ein solcher Antrag setze selbstverständlich ein qualifiziertes Gutachten zu den Einzelheiten einer möglichen Sanierung voraus.

Der zu gründende Verein müsse demnach auf Zurücknahme, mindestens aber zunächst auf Aufschub der Abrisspläne dringen. Kulturpreisträger Dietrich Klatt rief den Anwesenden ins Gedächtnis, wie bedeutend die Architektur des Gebäude-Ensembles war und ist, das 1913 eingeweiht wurde. Die Technik der Holzleimbinder mit dem Korbbogengewölbe war 1910 in Brüssel auf der Weltausstellung mit dem ersten Preis ausgezeichnet und dann schon zwei Jahre später in Celle verbaut worden. Die klare, funktional ausgerichtete Front des Vordergebäudes mit Zitaten von Celler Erker-Gestaltungen im Giebel erscheinen als Vorläufer der Ideen des Neuen Bauens im Sinne Otto Haeslers. Zu verdanken ist dieses stadtbildprägende Gebäude dem hiesigen Architekten Ferdinand Bergen, der auch den Turm der Stadtkirche und das große Gebäude der CZ entworfen hat. Dietrich Klatt vermochte es, bei den Anwesenden berechtigten Stolz auf das baukulturelle Erbe in Celle zu wecken.

Kulturpreisträgerin Elke Haas erinnerte im gleichen Sinn an die bewundernswerten Anstrengungen der Turnerinnen und Turner des MTV, sich eine eigene Turnhalle errichten zu lassen. Sie sammelten zehn Jahre lang Mark um Mark für den Bau, indem sie nach ihren exzellent eingeübten Turn-Vorführungen um Spenden baten. Seit 1900 gab es – und das war ganz außergewöhnlich im Deutschen Reich – bereits eine Frauenabteilung im MTV. Insofern erscheinen die Gebäude als Orte der Demokratie und Emanzipation. Ute Rodenwaldt-Blank begründete den Vorschlag, den zu gründenden Verein „Bürgerinitiative Nordwall-Halle für Kultur und Sport“ zu nennen. In dem Namen erscheine ein Programm. Es trage zur Öffnung der Stadt bei, unterstreiche die Absicht, historisch Wertvolles zukünftiger Nutzung zuzuführen.

Sehr bewegt beschrieb der bedeutende Sportler und Trainer Hans-Jürgen „Biber“ Lenze, was ihm die Arbeit gerade auch in der MTV-Turnhalle bedeutet hat. Die Nordwall-Halle sei immer ein Treffpunkt, ein Ort des Miteinanders, eine Heimat von Jung und Alt, von Neubürgern und Einheimischen, von Weltklasse-Sportlern und Anfängern gewesen. Ihr Abriss müsse verhindert werden. Die Anwesenden tauschten sich im Weiteren über verschiedene Fragen aus.

Das Problem der fehlenden Parkplätze werde sicher aufgewogen durch die schnelle Erreichbarkeit von der Innenstadt aus. Ratsherr Oliver Müller erinnerte daran, dass es beim Erhalt der Nordwall-Halle auf die Politikerinnen und Politiker im Rat ankomme. Sie sollten sich als Einzelne über Fraktionen hinweg engagieren.

Als es in der Beratung darum ging, ob die zu gründende Bürgerinitiative ein eingetragener oder ein nicht eingetragener Verein sein sollte, ergriff Ratsvorsitzender Joachim Falkenhagen, der als Beobachter den Gesprächen folgte, das Wort und bat Lothar Haas, den Unterschied zwischen beiden Vereinsarten in Haftungsfragen darzustellen. Haas schlug vor, jetzt keine juristische Erörterung stattfinden zu lassen, und stellte fest, dass es nach heutiger Rechtsprechung für einen Verein, wie er hier geplant sei, praktisch keine Haftungsunterschiede gebe. Und Elke Haas wies darauf hin, dass die Bürgerinitiative weder Vermögen haben noch sammeln werde. Ziel sei einzig, eine Plattform für Gespräche und für Öffentlichkeitsarbeit zu bekommen. Das geplante Gutachten werde erforderlichenfalls privat bezahlt. Notwendig sei nur, dass die Stadt verbindlich Zeit für dessen Erstellung zusage.

Nach lebhafter Diskussion bei immer großem Engagement für die Idee, den Abriss der Nordwall-Halle zu verhindern, wurde mit überwältigender Mehrheit der Anwesenden der von Lothar Haas vorgestellte Satzungsentwurf angenommen. 28 der Anwesenden unterschrieben als Mitglieder, weitere Interessenten hatten sich bereits vorab gemeldet. Über weitere Mitglieder freut sich der junge Verein. Das Beitrittsformular kann von der Website heruntergeladen werden: http://www.nordwall-halle-celle.de/. Der Jahresbeitrag ist gering: nur 20 € als Mindestbetrag.

Anschließend wurde unter Leitung von Rainer Schiedung der Vorstand der „Bürgerinitiative Nordwall-Halle für Kultur und Sport“ gewählt. Zur Kandidatur hatten sich alle vier Initiatoren der Vereinsgründung bereit erklärt. Lothar Haas wurde zum ersten Vorsitzenden gewählt, Ute Rodenwaldt-Blank zur Stellvertreterin, Dietrich Klatt als Beisitzer und Elke Haas als Schatzmeisterin. Rechnungsprüfer wurden Johannes Lagemann und Volker Nebelsieck.

Die Gewählten bedankten sich und erklärten, sie wollten sich, vom Vertrauen der vielen Anwesenden gestützt, umgehend an die Arbeit machen. Der Vorsitzende lud alle Personen und Institutionen, die an einer zukünftigen Nutzung der Nordwall-Halle interessiert seien, zu einem Treffen am Mittwoch, dem 12. Februar, 17 Uhr, in das Lokal bell Mundo ein. Vorab soll es am selben Tag um 15 Uhr eine Besichtigung der Räumlichkeiten der Halle und des Vordergebäudes geben (Treffpunkt am Portal). Die dabei von der Bürgerinitiative gesammelten Interessen sollen dann sowohl der Stadt als auch dem künftigen Gebäude-Gutachter vorgelegt werden.

In allerbester Stimmung und mit Hoffnung auf eine Zukunft für die Nordwall-Halle verabschiedete sich der große Kreis der Gründungsversammlung.

PR
Fotos: Rainer Schieding

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