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Erfolgreiche Spurensuche in Celle – tiefgründige Collage „Komet“ von Silke Schatz nun im Albrecht-Thaer-Haus als Dauerleihgabe

CELLE. Heute übergab die RWLE Möller Stiftung das Kunstwerk „Komet“ von Silke Schatz als Dauerleihgabe an die Stiftung niedersächsische Gedenkstätten zur Präsentation dort in den Geschäftsräumen. Für Silke Schatz, geboren in Celle, war die Ausstellung „radical self/Wurzelkind“ 2006 im Bomann Museum ein Aspekt für die Spurensuche zur eigenen Familiengeschichte, und die hat große Bedeutung im Celler Albrecht-Thaer-Haus. So schließt sich der Kreis mit dem Werk „Komet“ an historischer Stätte – irgendwie „coming home“.

Wie Silke Schatz bei der heutigen Übergabe berichtet, war das Albrecht-Thaer-Haus Wohnsitz ihrer Großeltern: „Mein Großvater Erich Schatz war überzeugter Nationalsozialist und SS-Offizier. Er war ab 1939 als „Verwaltungsführer“ in Thaers Garten tätig, die SS unterhielt hier ein Schulungsheim mit Wohnungen für für SS-Angehörige in den oberen Stockwerken. Meine Großmutter Martha hatte das Privileg, hier mit ihren Kindern zu wohnen.“ Leider habe sie die Großeltern mütterlicherseits nie kennengelernt und kennt die die tragische Familiengeschichte nur aus Erzählungen.

Als im Jahre 2006 das Haus von der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten angemietet werden sollte, hatte Silke Schatz die Möglichkeit, in das leerstehende Haus zu kommen und sich auf Spurensuche zu begeben. Sie durchsuchte das Haus vom Boden bis zum Keller nach Hinweisen auf die Großeltern. Die Räume waren bis auf Tapeten, Öfen, einzelne Möbel, Deckenlampen und ein paar Kisten auf dem Dachboden leer. So begann sie, Tapeten von der Wand zu lösen, in der Hoffnung, darunter Zeitungen oder Dokumente aus der Nazizeit als Makulatur zu finden. „Ich habe nichts gefunden, unter einem der Öfen fand die Stiftung später eine handgemalte, in den Estsrichsockel eingeritzte Inschrift, die die Anwesenheit der SS im Haus dokumentiert“, so Silke Schatz.

So dokumentierte sie alle Räume fotografisch. In der Collage vereinen sich Fotografien aus dem urbanen Celle von 2005 bis 2006 zusammen mit Fotos aus Thaers Garten, u. a. die Oberflächen der Wände und Fußböden, auch eine tote Meise auf dem hölzernen Fußboden oder der Ausschnitt eines Leuchters sind zu sehen, ebenso ein Ausschnitt des Hochzeitsfotos der Großeltern von 1942, sowie eine Broschüre zum ehemaligen Konzentrationslager Bergen-Belsen, „Stolpersteine“ in Celle und Graffiti auf dem Gelände der CD-Kaserne. Das alles hat sie als Collage in Sternform vereint. Vorrangig hat sie Oberflächen und Fenster auf den Sternspitzen angeordnet als Sinnbilder für die Frage: „Was passiert hinter den Kulissen, unter der Oberfläche?“ „Immer wieder interessiert mich, wo und wie lässt sich ein Ort geschichtlich verorten, was haftet ihm an, wie kann ich ihm künstlerisch gerecht werden“, fasst Silke Schatz ihre Beweggründe zusammen. Und: „Die Collage „Komet“ reflektiert historische Oberflächen und Celler Anblicke vor dem Einschlag und gefriert auf Papier.“ Silke Schatz hatte zu der Übergabe ihre Mutter, die Historikerin Helga Schatz, mitgebracht, die darauf hinwies, dass in dem Werk ihrer Tochter nicht nur der Fokus auf die Opfer der Nazizeit gerichtet wurde, sondern auch auf die Täter dieser Zeit. Mithilfe von Fotos, Fetzen und Fundstücken ist ein Kaleidoskop der Vergangenheit entstanden.

Dass die Collage nun einen angestammte Platz in Celle gefunden hat, ist auf die Initiative von Oskar Ansull zurückzuführen, der von dem Celler Kulturpreisträger Dietrich Klatt im Jahre 2019 an die Ausstellung im Bomann Museum erinnert wurde. Dort wurde zusammen mit dem Kunstverein im Jahre 2006 bereits die Collage „Komet“ gezeigt. Ansull findet wichtige Celler Begebenheiten darin, so dass er sogar seine literarische Sichtung dieser Region „Heimat, schöne Fremde“ damit eröffnete und auch abschloss. So war es für ihn konsequent, nach Rücksprache mit den Stiftungskollegen, das Original „Komet“ nach Celle zu holen. Das Kunstwerk wurde jetzt von der RWLE Möller Stiftung angekauft.

Silke Schatz besuchte von 1987 bis 1995 die Hochschule für Bildende Künste Braunschweig, unterbrochen von einem Aufenthalt in Chicago (1991/92), wo sie an der School of Art Institute of Chicago studierte und im Herbst 2020 im Haus der Kulturen. 1995 war sie Meisterschülerin bei Thomas Huber. Von 2006 bis 2007 war sie als Mentorin im Fachbereich Bildende Kunst an der Fachhochschule Hannover tätig. Heute lebt und arbeitet die Künstlerin in Köln. Ausstellungen mit ihren Werken waren u.a. im Kunstverein Celle, dem Bomann Museum Celle, dem UCLA Hammer Museum in Los Angeles, der Saatchi Gallery in London, der Kunsthalle Baden-Baden und dem Haus der Kulturen der Welt in Berlin zu sehen.

PR/Redaktion
Celler Presse
Fotos: Celler-Presse.de

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