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Gestern – heute – morgen: Der rote Faden zwischen Konzentrationslagern, Atomwaffen und Rheinmetall

UNTERLÜß. „Gegen Menschenverachtung, Atomwaffen und Rüstungsproduktion“- unter dieser Überschrift hatte ein breites Bündnis zu einer gewaltfreien Aktion am Ostersamstag in die Südheide eingeladen. „Wegen des Corona-Virus müssen wir die Veranstaltung absagen, doch unsere Anliegen bleiben bestehen“, so Wolfgang Hertle aus Hamburg, einer der Initiatoren. „Bergen-Belsen, Bergen-Hohne, Unterlüß – ein roter Faden verbindet auf unheilvolle Weise diese Orte.“ Und zwei bedeutsame Jahrestage:

Vor 75 Jahren wurde das KZ Bergen-Belsen befreit. Es gelte zu erinnern, sagt Wolfgang Hertle: Im Außenlager Tannenberg bei Altensothrieth waren bis zu 900 Frauen untergebracht, die im Straßen- und Gleisbau und in der Waffenschmiede Rheinmetall-Borsig AG arbeiten mussten. Neben Tannenberg existierten in Unterlüß noch andere Lager, in denen Fremdarbeiter, Kriegsgefangene und andere Zwangsarbeiter verschiedener Nationalitäten untergebracht waren. Sie mussten ebenfalls in der Munitionsproduktion bei Rheinmetall-Borsig AG arbeiten. Benó K., eine der ersten nach Tannenberg Deportierten, erinnert sich an die Folgen der Arbeit mit Schwefel und an das Schicksal vieler Lagerinsassen: „Eine jede wurde lungen- oder magenkrank, eventuell beides. (…) Die Arbeitsunfähigen wurden nach Bergen-Belsen geschickt. (…) Viele gingen in selbstmörderischer Absicht an den Draht und töteten sich.“ Im Nationalsozialismus galten Menschenwürde und Respekt nicht für Menschen jüdischen Glaubens, Sinti und Roma, Osteuropäer, Homosexuelle und andere Verfolgte des Regimes. Doch auch heute sei es notwendig, Rassismus und allen Formen der Ausgrenzung entgegenzutreten, so das Bündnis.

Vor 60 Jahren fand der erste Ostermarsch in Norddeutschland statt. Es war ein Sternmarsch mit Teilnehmenden aus Braunschweig, Bremen, Hannover und Hamburg und aus England. Ziel war der Truppenübungsplatz Bergen-Hohne, wo Übungen mit Atomraketen vom Typ „Honest-John“ durchgeführt wurden.

Der Protest richtete sich gegen atomare Kampfmittel jeder Art in Ost und West. „Jede Herstellung, Erprobung und Lagerung von Atomwaffen ist die größte Gefährdung der Menschheit“, lautete die Botschaft der Ostermarsch-Gruppen. Doch auch heute sei die atomare Bedrohung nicht überwunden, mahnt das Bündnis. Deshalb fordern die beteiligten Organisationen ein weltweites Verbot von Atomwaffen. Auch Deutschland müsse den internationalen Verbotsvertrag unterzeichnen. „Die Atomkriegs-Uhr zeigt auf 100 Sekunden bis zu einem möglichen Kriegsausbruch. Das macht uns besorgt“, mahnt Helga Tempel, die wie ihr Ehemann Konrad vor 60 Jahren den Ostermarsch in der Südheide mit initiierte.

Seit 131 Jahren stellt die Firma Rheinmetall Waffen her; 1899 wurde das Werk in Unterlüß gegründet. Die Rüstungsgüter werden auch in Krisen- und Kriegsgebiete verkauft und verursachen den Tod zahlloser Menschen. Christine Hoffmann, Generalsekretärin von pax christi, beklagt: „Rheinmetall trägt Mitverantwortung für die katastrophale Situation der Menschen im Jemen, die unter jahrelangem Krieg, Hunger und Krankheiten leiden.“ Restriktionen beim Waffenexport umgeht Rheinmetall durch Produktion im Ausland, z.B. in Sardinien und Südafrika. „Wie Rheinmetall sich der Rüstungsexportkontrolle in Deutschland entzieht, ist zutiefst unethisch und gegen alle Fairness einer Demokratie“, protestiert Christine Hoffmann. Das Bündnis fordert den Stopp aller Rüstungsexporte, drängt die Rüstungskonzerne zur Umwandlung auf zivile Produktion und appelliert an Rheinmetall: „Zivilisieren Sie die Militärbranche! Produzieren Sie für das Leben!“

Am 11. April sollte ein Weg der Erinnerung und des Protestes gegangen werden, um einen roten Faden zwischen Tannenberg und Unterlüß zu spannen. „Denn Menschenfeindlichkeit und kriegerische Gewalt hängen gestern wie heute zusammen“, so Veronika Hüning, eine der Initiatorinnen. Der Corona-Virus habe den Weg zwar verhindert, nicht aber Erinnerung und Protest. Das Bündnis wird deshalb die Themen wach halten und darüber informieren, wann und wie die Aktion in der Südheide nachgeholt wird.

PR

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