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Werden Nienhagen und Wathlingen jetzt auch noch von K+S Salzwassertransporten massiv belastet?

WATHLINGEN. „Das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) soll kürzlich ohne Beteiligung der betroffenen Gemeinden beschlossen haben, dass das ehemalige Bergwerk in Wathlingen mit Halden- und Produktionswässern von anderen K+S-Standorten geflutet werden kann“, sagt Holger Müller, Vorsitzender der Bürgerinitiative Umwelt Wathlingen.

Hintergrund ist nach Kenntnis der BI, dass die Firma K+S in Hessen erhebliche Schwierigkeiten hat, ihre salzhaltigen Produktionsabwässer zu entsorgen. „Werra und Weser sind seit Jahrzehnten übermäßig belastet. Die EU-Kommission hatte deshalb schon einmal ein Vertragsverletzungsverfahren gegen die Bundesrepublik Deutschland wegen Verstoßes gegen die Wasserrahmenrichtlinie eingeleitet. So etwas kann Strafzahlungen in Höhe von mehreren hunderttausend Euro täglich nach sich ziehen und bedeutet daher ein großes Problem für die verantwortliche Politik“, weiß Müller. Die Firma K+S hätte nach Kenntnis der Initiative in verfügbare Technik investieren können, um das Problem zu lösen.

„Stattdessen sollen diese Wässer zum Teil in ehemaligen Bergwerken in Norddeutschland versenkt werden. Damit steht der Hohlraum dieser Bergwerke nicht mehr für den dringend erforderlichen Rückversatz des Salzes norddeutscher Halden zur Verfügung. Deren Oberfläche löst sich durch Niederschläge aber permanent auf“, so Müller weiter. „Deshalb sollen sie mit Abfällen abgedeckt werden. Allerdings nicht, um die Auflösung zu verhindern, sondern nur, um sie zu „vermindern“. Die Auflösung im Inneren und von unten wird in Wathlingen erst gar nicht untersucht“, kritisiert Müller scharf.

Die BI geht davon aus, dass die Deponie auf der Kalihalde für K+S ein Riesengeschäft und die Politik mehrere Probleme auf einmal los ist – drohende Strafzahlungen und mangelnde Abfallentsorgungsmöglichkeiten in Niedersachsen. „Fehlte ein Baustein, wie Abwasserentsorgung und Haldendeponie in Wathlingen, würde der ganze Plan wie ein Kartenhaus in sich zusammenfallen“, vermutet Müller. „Das erklärt, warum die Haldendeponie von der Landesregierung aus SPD und CDU auf Biegen und Brechen durchgesetzt werden soll.“ Müller findet es absurd, dass die Abwässer der abgedeckten Halden, die Salz- und diverse Giftstoffe enthalten, nach Ende des Kalibergbaus in wenigen Jahrzehnten dann für Jahrtausende in die norddeutschen Flüsse eingeleitet werden sollen. „Die fließen doch auch allein die Weser!“

Laut Achim Bartsch, ebenfalls von der BI Umwelt Wathlingen, ist beabsichtigt, dass die hessischen Produktionsabwässer, die derzeit zu einem großen Teil in Sehnde versenkt werden, zukünftig das Bergwerk in Wunstorf-Bokeloh  fluten sollen. „Die Genehmigung dafür steht allerdings in den Sternen und das Sehnder Bergwerk ist jetzt fast voll.“ Für Bartsch ist völlig unverständlich, „dass sich K+S in 2018 auch noch die Versenkung von Assewasser genehmigen lassen hat! Nun sollen vor allem die dortigen Haldenwässer, die mit Salz, das der Regen von der Halde gelöst hat, belastet sind, nach Wathlingen gekarrt werden. Dazu kommen die hessischen Salzwässer, solange sie in Wunstorf nicht entsorgt werden können.“

Nach Informationen der BI droht den Ortschaften Wathlingen und Nienhagen zusätzlicher massiver Lkw-Verkehr. Der kommt zu der Anlieferung von Abfällen zur geplanten Kalihaldendeponie Wathlingen mit durchschnittlich 200 Lkw-Fahrten täglich noch hinzu und dürfte diese Menge bei weitem übertreffen. „Wie viel Salzwasser genau täglich mit 20-Tonnen-Tanklastern durch die Dörfer rollen werden, verschweigen K+S und das LBEG“, sagt Achim Bartsch. Er beklagt, „dass es hinsichtlich der Fahrtroute nur die vage und damit wertlose Absichtserklärung von K+S gibt, die Dörfer umfahren zu wollen, auf die sich aber niemand verlassen kann.“

„Was von Aussagen der K+S AG zu halten ist, lehrt die Vergangenheit. Der Konzern hat im Jahr 2008 in einem Flyer erklärt, die durch eine Abdeckung der Wathlinger Kalirückstandshalde entstehende Belästigung der Anwohner u.a. in Wathlingen durch den Schwerlastverkehr wäre ungelöst. Jetzt soll der Bevölkerung aber womöglich sogar eine mehrfache und zusätzliche Verkehrsbelastung zugemutet werden.

Auf Holger Müller wirkt es scheinheilig, dass sich die Bürgermeister Grube, Harms und Makel in einem Zeitungsbericht aus Mai dieses Jahres verwundert die Augen reiben und sich empört geben. „Die Pläne von K+S sind aus den Antragsunterlagen für die Haldenabdeckung doch schon seit über zwei Jahren bekannt!“ Plötzlich werde wieder der Ausbau von Feldwegen ins Spiel gebracht. „Da kommt die Politik aber schon seit Jahren nicht weiter.“ Die angekündigte juristische Prüfung der laut BI schon lange grundsätzlich genehmigten Möglichkeit von Fremdwassereinleitung durch die Gemeinden ist für Müller und Bartsch „nichts weiter als eine weitere wohlklingende und teure Beruhigungspille für die Bürger.“

Beide sind sich einig, dass die Bürgermeister wegen des drohenden massiven Lkw Verkehrs vom Landkreis Celle endlich ein umfassendes Raumordnungsverfahren und vom LBEG bis zur Lösung der Verkehrsprobleme die Aussetzung des Planfeststellungsverfahrens Haldenabdeckung fordern müssen. Sie weisen darüber hinaus erneut auf die Möglichkeit hin, abschließend keine Wathlinger Gemeindegrundstücke für die Haldendeponie zur Verfügung zu stellen. „Nur vorübergehend nicht verkaufen reicht bekanntlich nicht. Informationen dazu können Ratsmitglieder und andere Interessierte auf www.biuw.de finden.“ Es dürfe keinesfalls wieder so laufen, wie 2006 bei der ursprünglichen Genehmigung der Flutung, die am Anfang der folgenschweren Entwicklung für das Dorf und seine Einwohner stehe. „Damals hatte Herr Harms als Bürgermeister, aber wie ein Makler, die Zurverfügungstellung sogar von privaten Grundstücken für die K+S Flutungsleitung von der Fuhse eingefädelt.“

Holger Müller und Achim Bartsch sind überzeugt, dass sich die Belastungen von Menschen und Umwelt durch den vielen Verkehr und die Deponie nur vermeiden lassen, wenn die Kalihalde wieder zurück ins Bergwerk gebracht wird.

Am 15. und 29.06.2020 sind wieder Ratssitzungen in Wathlingen, vor denen die BI  jeweils eine Mahnwache abhält, um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen: „Keine Gemeindegrundstücke für die K+S Deponie zur Verfügung stellen!“

PR
Foto: Achim Bartsch

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