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Die Not ist groß – nicht nur in Coronazeiten

HERNANNSBURG. Partnerkirchen des Evangelisch-lutherischen Missionswerkes in Niedersachsen (ELM) berichten von der Angst vor der Ausbreitung der COVID-19-Pandemie und den verheerenden wirtschaftlichen Folgen der strengen Ausgangssperre (englisch „Lockdown“).  Um zu verhindern, dass COVID-19 zu einer sozialen Katastrophe wird, in der die Schwächsten der Gesellschaft noch mehr leiden und stärker als bisher diskriminiert werden, sind bereits die ersten Projekte zur Verhinderung einer schnellen Ausbreitung der Infektion und zur Linderung akuter Not angelaufen.

Indien

Die drei ELM-Partnerkirchen in Indien (SALC, GSELC und TELC) begleiten die lutherische Gemeinschaft in Indien. Sie besteht überwiegend aus Dalits und Adivasii.

Dalits („die Gebrochenen“) wurden früher „Unberührbare“ genannt und gelten nach den heiligen Schriften im Hinduismus als „unrein“. Im Kastensystem der Hindus stehen die Dalits nach wie vor auf der untersten Stufe, obwohl das Kastenwesen seit 70 Jahren offiziell abgeschafft ist.

Zusammen mit den Dalits gehören die Adivasii zu den am stärksten benachteiligten Menschen in Indien. Obwohl Adivasii in der indischen Verfassung geschützt sind, kennzeichnen Diskriminierung und Ausbeutung ihre Situation bis heute.

Ihre verzweifelte und unverschuldete jetzige Situation schildert Daniel, ein indischer Wanderarbeiter:

„Eigentlich arbeite ich tageweise in der Landwirtschaft. Aber unser Land ist zu trocken, um die Felder zu bewirtschaften. Um Arbeit zu finden und meine Familie zu ernähren bin ich vor zwei Jahren nach Chennai gegangen. Mit dem Lockdown fand ich dort aber keine Arbeit mehr. Schon vor COVID-19 bekam ich immer nur für den Tag, an dem ich gearbeitet habe, Geld. Weil ich wegen des Lockdowns nicht arbeiten konnte, bekam ich auch kein Geld, um Essen für meine Familie zu kaufen. Wir sind dann zu Fuß in unseren Heimatort gelaufen und manchmal auch getrampt, von Chennai bis Telangana sind es fast 600 Kilometer. Wir hatten unterwegs nichts: Kein Essen, kein Wasser, keine Unterkunft. Wenn uns nicht Leute ab und zu etwas gegeben hätten, wären wir verhungert oder verdurstet. An den Kontrollposten wurden wir angehalten, verhört und manchmal auch geschlagen, weil wir ja eigentlich nicht den Ort wechseln dürfen. Aber in Chennai wären wir verhungert. Gott sei Dank haben wir alle lebend unser Heimatdorf erreicht. Aber auch dort haben wir kein Geld. Und Regierungsausweise haben wir auch nicht. Deshalb bekommen wir keine Essensrationen von der Regierung.“

Pastor Joshua Peter, Generalsekretär des Dachverbandes UELCI (Vereinigte evangelische lutherische Kirchen in Indien), beschreibt in einem Brief an das ELM, dass zusätzlich zu den Wanderarbeiter*innen auch die ungelernten Arbeitenden, die sogenannte niedere Tätigkeiten verrichten wie Träger*innen auf den Märkten, Bahnhöfen und Busbahnhöfen, Ochsenkarrenfahrten, Rikscha-Fahrerende durch die völlige Abriegelung schlimm betroffen sind. „Diese Personengruppen haben keinen Zugang zu Nahrungsmitteln für ihr tägliches Überleben.“

In einem ersten Schritt finanziert das ELM durch Spenden die Versorgung von fast 3000 Familien: von landlosen und ungelernten Arbeiter*innen und alleinstehende Witwen und Waisen, die zur Zeit keine Möglichkeit haben, ihre Familien aus eigener Kraft zu ernähren. Sie erhalten Lebensmittelpakete und Desinfektionsmittel. Die Familien werden unabhängig von Religion, Kaste und ethnischer Zugehörigkeit ausgewählt.

Jedes Lebensmittel-Paket mit Reis, Linsen, Speiseöl, Salz, Gewürzen (Chili, Koriander, Kurkuma) sowie Handdesinfektionsmittel sichert das Leben einer Familie für rund einen Monat. Für nur rund 12,50 Euro pro Familie werden die Hilfsgüter zusammengestellt und die Verteilung organisiert.

1200 Pakete werden durch die UELCI verteilt, weitere 1600 Pakete gibt die TELC unter anderem an die ethnische Gruppe der Sinti aus, die keine ausreichende staatliche Unterstützung erhalten. 80 Pakete gehen an die Familien von Schülerinnen und Schülern aus Wohnheimen der GSELC in Sarapaka und Vinayakapuram, die das ELM durch Spenden des Kirchenkreis Rhauderfehn seit Langem unterstützt. Aufgrund der Corona-Bestimmungen für Wohnheime, mussten die Kinder, die sonst in den Wohnheimen Essen erhalten, sehr plötzlich in ihre Familien zurück. Ihre Eltern arbeiten als Tagelöhner oder sind von den Produkten des Waldes abhängig. Jetzt haben sie keinen Verdienst mehr. Mala ist acht Jahre alt und eine Schülerin aus dem Wohnheim in Sarapaka. Sie schildert ihre  Situation:

„Ich bin aus meiner Familie die Erste, die zur Schule geht. Mit dem Lockdown mussten alle Schülerinnen und Schüler das Wohnheim verlassen und nach Hause gehen. Ich bin natürlich froh, bei meinen Eltern zu sein. Aber Papa kann im Moment nicht auf dem Feld arbeiten. Meine Eltern verkaufen sonst immer noch Produkte, die sie im Wald sammeln. Also Bambus, Feuerholz, Wurzeln, Kräuter, Früchte und Honig. Aber mit diesen Waren dürfen wir im Moment nicht in die Geschäfte gehen, um sie zu verkaufen. Im Wohnheim haben wir immer Essen bekommen, dreimal am Tag und kleine Snacks gab es auch. Jetzt habe ich dauernd Hunger, es gibt nur einmal am Tag ein bisschen Reis.“

Äthiopien

Die ELM-Partnerkirche in Äthiopien (Äthiopische Evangelische Kirche Mekane Yesus, kurz: EECMY) berichtet von Hilfsmaßnahmen in zwei großen Gefängnissen. Besonders geschlossene Einrichtungen wie Gefängnisse bergen eine hohe Gefahr, sich mit dem Corona-Virus zu infizieren. Dazu kommt, dass Menschen in Gefängnissen oftmals leichter erkranken und einen schlechteren Gesundheitszustand als die Allgemeinbevölkerung haben. Sie gehören oft zu Risikogruppen.

In den Gefängnissen in Ambo und Adama (beides in der Region Oromia) werden von der EEMCY Materialien zur Infektionsprävention und persönliche Schutzausrüstung bereitgestellt: 4.000 Seifenstücke, Desinfektionsmittel, Handschuhe und Masken sowie zusätzliche mobile Waschbecken. Diese Maßnahmen der EECMY werden mit Spenden des ELM finanziert. Für 55,00 € können zum Beispiel 100 Stück Seife zu den Gefangenen gebracht werden.

Zembaba Debela arbeitet im Ambo-Gefängnis als diensthabender Gefängniswärter und begrüßt die Maßnahmen der Mekane-Yesus-Kirche: „Zunächst möchte ich mich bei der Mekane-Yesus-Kirche bedanken. Wir waschen uns so oft wie möglich die Hände, um uns zu schützen.“ Gleichzeitig sieht er aber bei aller Dankbarkeit das Problem der fehlenden Möglichkeit, sich räumlich zu distanzieren: „Es gibt keine soziale Distanz zwischen uns hier im Ambo-Gefängnis. Hier leben 70 bis 100 Gefangene in einem Raum. Es ist schier unmöglich, dass wir die Pandemie verhindern können, wenn so viele Insassen in einem Raum leben.“ Deshalb fordert er eine politische Lösung des Problems. „Die Regierung sollte eine Lösung finden, denn die Pandemie braucht soziale Distanz. Wir sind einfach zu viele Menschen auf zu engem Raum. Die Menschen, die entlassen werden, sind Kurzzeithäftlinge mit Haftstrafen bis zu zwei Jahren, aber es gibt auch Gefangene mit Haftstrafen von sieben oder mehr Jahren, die noch nicht entlassen wurden.“

Die EECMY sieht im Umgang mit Menschen in Gefängnissen den Bedarf eines regierungsweiten und gesamtgesellschaftlichen Ansatzes. Es gelte, die Einschleppung des Erregers zu verhindern, die Ausbreitung innerhalb des Gefängnisses zu begrenzen und die Möglichkeit einer Ausbreitung aus dem Gefängnis in die Außenwelt zu verringern.

Neben ganz konkreter Hilfe setzt die EECMY im ersten Schritt vor allem auf Aufklärungsarbeit. Das bedarf bei Gefangenen, die durch die Haft bereits mit vielen Einschränkungen ihrer persönlichen Freiheit leben müssen, einer hohen Sensibilität. Denn sie reagieren auf weitere restriktive Maßnahmen eher mit deutlich mehr Unmut als Menschen, die nicht inhaftiert sind.

Mitarbeitende in Gefängnissen, zuständige Gesundheitseinrichtungen und Ehrenamtliche werden geschult, geeignete Vorsorgemaßnahmen zu treffen und zu kommunizieren, ohne Angst oder Panik zu verbreiten. Außerdem müssen sie auf Krankheitsfälle angemessen reagieren können. Dabei kann die Partnerkirche auf gute Erfahrungen mit Projekten zu Aufklärung und Konfliktbewältigung zurückgreifen.

Südafrika

Hillbrow: 70.000 Menschen leben auf einem Quadratkilometer. Ein Großstadtdschungel in Johannesburg, in dem Menschen, vor allem Flüchtlinge aus verschiedenen afrikanischen Ländern, von Arbeitslosigkeit, Gewalt, Prostitution und Drogen geprägt sind. Die Leidtragenden sind besonders Kinder, Jugendliche und Frauen. In einem solchen Umfeld etabliert die Sozialarbeit der lutherischen Friedenskirche (Lutheran Community Outreach Foundation – LCOF) konstruktive und kreative Programme um Menschen zu unterstützt, ihre eigene Stärke zu entdecken und zu entwickeln, um möglichst unabhängig ein Leben in Würde führen zu können.

Ein Projekt ist das Boitumelo-Nähprojekt. Dort lernen Männer und Frauen kunsthandwerkliches Nähen, Stricken und Sticken und verkaufen ihre Produkte, um den eigenen Lebensunterhalt zu finanzieren. Wegen der strengen Corona-Auflagen war das derzeit nicht möglich.

Seit dem 20.04.2020 ist alles anders: „Wir dürfen Masken machen!“ freut sich Robert Michel, Geschäftsführer der Outreach Foundation. „Wir haben die Fähigkeiten und Einrichtungen zur Herstellung von Masken, um die Südafrikaner*innen im Kampf gegen die COVID-19-Pandemie zu unterstützen. Jetzt haben wir von der südafrikanischen Regierung den Status eines wesentlichen Dienstleisters bekommen. Wir sind so der Lage, Masken für die Öffentlichkeit zu liefern und Menschen zu unterstützen, die sich keine Masken leisten können. Wir haben heute, am 20. April, mit der Herstellung der Masken begonnen – sie sehen fantastisch aus und wir sind sehr aufgeregt!“.

Das ELM unterstützt mit Spendengeldern die Produktion von 4.000 Schutzmasken, die unter Migrant*innen und Geflüchteten verteilt werden, die ebenfalls in Programmen der Partnerkirche begleitet werden.

Außerdem fördert das ELM Projekte der Kapkirche (ELCSA) und der Northeastern Evangelical Lutheran Church in South Africa (NELCSA) in denen Lebensmittelgutscheine an bedürftige Familien. Migrant*innen und Geflüchtete abgegeben werden, damit sie sich dringend notwendige Lebensmittel kaufen können. Ein Lebensmittelgutschein kostet ca. 20 € und sichert 14 Tage lang die Grundversorgung für 4 Personen. Gekauft werden dürfen Dinge wie Mais, Weizenmehl, Reis, Pasta, Zucker, Getrocknete Hülsenfrüchte, Sonnenblumenöl; Brot, Tee, Aufgusskaffee; Suppen, Corned Beef und Fisch in Dosen; Seife, Zahnpasta, Binden und Tampons. Das ELM finanziert im ersten Schritt 400 solcher Lebensmittelgutscheine. Die ersten Gutscheine sind bereits verteilt: „Ich bin so dankbar für den Gutschein. Er kam gerade zur richtigen Zeit. Ich möchte allen danken, die gespendet haben, und ich hoffe und bete, dass unser Gott Sie mit der Fülle des Lebens segnen wird. Ich danke Ihnen noch einmal von ganzem Herzen im Namen aller Menschen, die einen Gutschein bekommen haben.“            Raymond Kok, selbstständig und seit dem Lockdown ohne Einkommen.

Dank der Unterstützung durch Spenden konnten all diese Projekte in Partnerkirchen des ELM finanziert werden. Bitte tragen Sie mit Ihrer Spende dazu bei, dass wir weiter Menschen unterstützen können, die wegen der Corona-Einschränkungen ihren Lebensunterhalt verloren haben, mit dem gerade Nötigen zu versorgen – und Perspektiven für die Zukunft zu entwickeln.

ELM-Spendenkonto

IBAN: DE54 2575 0001 0000 9191 91
BIC: NOLADE21CEL 

Oder online unter www.spenden-fuer-mission.de

Das Hautpanliegen des ELM ist es, konkret daran mitzuwirken, die Welt im Horizont des anbrechenden Reiches Gottes lebenswerter zu machen (Joh. 10,10). Diesen ganzheitlich-missionarischen Auftrag nimmt das ELM in Zusammenarbeit mit Partnerkirchen auf 4 Kontinenten, wahr. Wir tun dies in Form von Gemeinde- und Gemeinwesenarbeit, Verkündigung in Wort und Tat, diakonischen und entwicklungsbezogenen Projekten sowie Aus- und Fortbildung.

Als „Partner in Mission“ legen wir dabei Wert auf Selbstbestimmung, Eigenverantwortung, Teilhabe und gegenseitige Verantwortung aller Menschen füreinander vor Gott. Unser Ziel ist es, Räume zu schaffen, in denen Menschen befreit von Zwängen in Gerechtigkeit und Würde leben können – unabhängig von ethnischer Herkunft, Geschlecht, Alter oder Religion.

Das ELM arbeitet mit 22 evangelischen Kirchen in 17 Ländern zusammen. Im Katastrophenfall wie jetzt bei der Ausbreitung der COVID-19-Pandemie und den wirtschaftlichen Folgen des „Lockdown“  kann es auf die funktionierenden gewachsenen Strukturen, die Kontakte und das Erfahrungswissen der Partnerkirchen zurückgreifen. Das stellt sicher, dass das Werk, zielorientiert und an den Bedürfnissen der Menschen vor Ort agieren kann.

PR

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