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Demo „Warm-up“ endet mit Zwischenfall

ESCHEDE. Es war ein eigentlich ruhiges Demo-Wochenende in Eschede. Der angekündigte Marsch der NPD verlief genauso ruhig, wie auch die überschaubaren Gegendemonstrationen. Der nachfolgende Protestzug des BgR zog nochmals zahlreiche Teilnehmer aus dem Ort an, und mit einem friedlichen Spaziergang war auch dieser Zug positiv zu bewerten. Nach dem Ende aller Aktionen kam es vor dem NPD-Hof zu einem Zwischenfall, als es zwischen Mitgliedern der Partei und Journalisten zu einer Konfrontation kam.

Der Tag startete zunächst ruhig, und die vielen Polizisten wirkten nicht abschreckend, da sie auch nur punktuell in Erscheinung traten. Die Absperrgitter um das Rathaus signalisierte jedoch, dass man sich auf Größeres vorbereitete. Am Startpunkt der NPD-Route hingegen zogen erst spät die Polizeikräfte auf und besetzten einen Großteil des gegenüberliegenden Supermarkt-Parkplatzes. Die Anzahl der Gegendemonstranten war überschaubar, als dann etwas verspätet das Fahrzeug der NPD in die Stettiner Straße einbog. Nach den Formalitäten begann der Marsch der NPD durch das Wohngebiet.

Heikel war der Startpunkt vor dem Haus von Herbert K.. Sein Sohn war einer der Täter, die damals aus rechtsmotiviertem Motiv Peter Deutschmann im Ort töteten. Herbert K. ist ein frommer Christ, der sich sachlich mit den Dingen stets neu auseinandersetzt. Er fühle sich nicht gestört, da zeitweise Polizei anwesend sei. Er appellierte jedoch auch als Christ, dass man sich nicht gegenseitig verunglimpfen sollte.

Die Pfähle waren auf der Strecke bunt geschmückt, rot-weiße Protestkreuze säumten die Route der Partei.

Sebstian Weigler (NPD) machte mit dem Megaphon deutlich, dass die Partei gerne auf dem Hof bliebe, doch die ständigen Demonstrationen bei ihnen, würde sie nun in den Ort führen. Weigler beschwor die Anwohner, dass die NPD eigentlich gar nicht aktiv werden wolle. Der Hof diene für Feste zur Sonnenwende und des Erntefestes. Gute Nachbarschaft sei der NPD wichtig, betont Weigler. Zugleich kritisierte der Sprecher die Provokationen und Hetze aus dem Ort. Die überschaubare Teilnehmerzahl des Gegenprotestes zeige ihm, dass der Ort nicht geschlossen hinter dem Widerstand stehe und sagte: „Wir sind keine schlechten Menschen.“

Unter dem Schutz von hunderten Polizisten war auch der Standort in unmittelbarer Nähe zum Rathaus symbolträchtig. Die NPD und der Gegenprotest waren jedoch mit ihren Aktionen nicht ganz zufrieden. Von beiden Lagern war jedoch zu vernehmen, dass dieser Samstag wohl eher das „Warm-up“ für den kommenden 26.09.2020 sei.

Zum fast pünktlichen Schluss der NPD Kundgebung, startete auf dem Marktplatz die angemeldete Demonstration des Bündnisses gegen Rechtsextremismus (BgR). Das BgR war zuvor schon bei zwei Mahnwachen auf der NPD Route beteiligt, nun aber sammelten sich Bürgerinnen und Bürger zum friedlichen Protestzug.

Der Sprecher des Bündnisses, Marlon Gollnisch, machte in seiner Eröffnungsrede deutlich: „Die NPD kam mit nur 5 Leuten und das ist auch gut so. Unsere Demokratie ist nicht für immer da, wenn wir nicht auf sie achten. Es reicht nicht zu sehen, wir müssen handeln und Flagge zeigen, und unsere bunte tolle Meinung hier in Eschede weiter vorantreiben.“

„Wir stehen hier für Frieden“, sagte Bürgermeister Günter Berg und fuhr weiter fort: „wir verabscheuen die NPD, sie wollen Einschüchtern, zeigen Gewalt und Fremdenfeindlichkeit, und wir stellen uns hier dem entgegen. Alle die hier sind, sind Multiplikatoren für unsere Demokratie, und ich denke, wir dürfen nicht nachlassen den Menschen zu vermitteln, dass die Antifa nicht zu den Verfassungsfeinden gehört, dass sie nicht mit der NPD vergleichbar ist. Es gibt da eine feine Unterscheidung, leider wird das immer wieder in einen Topf gehauen. Eschede muss seinen Weg gehen, um der NPD entgegen zu treten, wir werden besonnen handeln, und unseren Weg hier gemeinsam gehen.“

Während der Protestzug vom Markt zum Bahnhof spazierte und mittlerweile auf 120 Teilnehmer anschwoll, machte er auf dem Vorplatz noch einmal Halt und weitere Redner sprachen zu den Teilnehmern.

Maximilian Baden
„Ich habe verstanden, dass wir Öffentlichkeit für unser Thema, einmal für Politiker im Landkreis und Bundestag, hier bei uns im Ort brauchen. Dass die dort hinten verstehen, dass sie hier nicht erwünscht sind und wir sie nicht brauchen. Wir haben hier alle eine Verantwortung unsere Stimme zu erheben, dass wir alle dagegen sind. Das sind staatlich geprüfte Verfassungsfeinde, das sagt sogar unser Rechtsstaat. Ich finde es klasse, dass wir so viel mehr sind als die paar dahinten. Die Verfassungsfeinde gegen die sind wir.“

Jens Buchholz
„Wir haben sehr viel Mut, uns der NPD entgegen zu stellen. Die Holz-Einstiele haben wir alle selber gebastelt, um unsere Ablehnung des NPD Aufmarsches zu zeigen. Wir freuen uns sehr das nächste Mal hier in doppelter Menge zu erscheinen.“

Stephanie Bölke
„Wir sind nicht gewählt, um hier zu stoppen, denn wir lassen uns von niemandem stoppen auch nicht von der NPD. Das NPD Thema ist nicht erst seit gestern, und das macht es auch nicht besser. Dieser Ort geht mit dieser Herausforderung um, und wir dürfen uns hier nicht auseinanderdividieren lassen. Wir können das hier nur gemeinsam schaffen. Nur gemeinsam kriegen wir Dinge hin, deswegen lasst uns alle gemeinsam unsere starke Stimme erheben.“

Während Helfried Brinken in seiner Rede die Protestkultur differenzierter betrachtete und auch die Bewertung zur Antifa kritisch beleuchtete, begrüßte er jedoch die vielen Menschen, die an den Aktionen hier im Ort friedlich teilnehmen.

Die Demonstration ging nun wieder weiter, zum Schusspunkt an der Kreuzung Im Dornbusch / Zum Finkenberg.

In einer emotionalen Rede machte Rudi Peters nochmals deutlich, dass die NPD nicht nur unsere Dorfgemeinschaft spalten will, sie will das ganze Land spalten.

Spontan trat auch noch Karin S. an das Mikrophon: „Die NPD hier in Eschede ist ein Problem, aber die AfD macht meiner Meinung nach viel größere Probleme. Ich setze mich sehr für die Flüchtlingsarbeit ein, ich habe vielen schon geholfen, Arbeit zu finden, aber ich stand auch schon mal mit im Kreißsaal. Mit vielen kleinen Möglichkeiten kann man diesen Menschen helfen. Ich kann es nur jedem Rentner/Arbeitslosen empfehlen, ihnen ihre Hilfe anzubieten. Man muss kein Englisch sprechen, um diesen Menschen zu helfen.“

Zum Abschluss bedankte sich der Sprecher des BgR, Marlon Gollnisch, bei allen Anwesenden: „Nach dem Spiel ist vor dem Spiel. Ich bin super glücklich, dass es so viele geworden sind. Bin stolz drauf, dass wir unsere positive Seite von Eschede gezeigt haben.“

Die Polizei hatte alles gut im Griff und koordinierte die Einsatzkräfte auf den Punkt. Die Bürgerinnen und Bürger hatten nur temporär mit Einschränkungen zu rechnen gehabt, obwohl an den Aktionspunkten stets zahlreich die Beamten vertreten waren.

Die Worte von Gollnisch zum Abschluss der BgR Kundgebung verhallten gerade noch, als Journalisten mit Polizeibegleitung zum NPD-Hof gingen.

Auf dem öffentlichen Weg kamen sie jedoch nicht an, denn insgesamt sieben NPD-Mitglieder stürmten vom Hofgelände – es kam zu Wortgefechten und Rangeleien.

Redaktion
Celler Presse

Fotos: Celler Presse

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