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Auswirkungen der Corona-Beschränkungen auf Künstler- und Veranstaltungsagenturen: Carsten Dapper berichtet über intensives Arbeiten mit wenig Lohnausgleich

CELLE. Die Künstler-Agentur dapper.entertainment GmbH & Co. KG vermittelt nicht nur Künstler*innen, sondern trägt mit ihrer Veranstaltungsreihe „Kultur Querbeet“ maßgeblich zum kulturellen Leben in Celle bei. Gerade auch in den schwierigen Zeiten von Corona hat sie mit ihrer Flexibilität gezeigt, dass Kultur auch unter widrigsten Umständen möglich ist. Über die Beteiligung an neuen Formaten hat sie eine Veranstaltung mit Werner Momsen und Matthias Brodowy zum Autokino in der CD-Kaserne beigesteuert, Aber auch die beiden herausragenden Liedermacher Marie Diot und Fee Badenius zum tollen Celler Streaming Format „music@home“ entsenden können. Darüber hinaus plant sie ein großes Weihnachts-Livestream-Konzert mit dem Capital Dance Orchestra am 4. Advent. Da darf der Kulturinteressierte gern neugierig die nächsten Ereignisse verfolgen.

Ausfälle kosten nicht nur Geld

Für einen großen Teil der rund 300 Auftritte der vermittelten Künstler mussten Ersatztermine gefunden oder ggf. Absagen kommuniziert werden. „Künstlervermittler leben von Provisionen, die auf tatsächlich gezahlte Gagen erhoben werden. Auftritt verlegt, viel Arbeit gehabt, keine Gage geflossen, keine Provision.“ Den Aufwand nehme er gerne in Kauf. Denn nur so könne er mittelfristig das künstlerische Schaffen seiner „Schützlinge“ und damit die Lebensgrundlage aller Beteiligten sichern. Die fehlende Planungssicherheit würde die vermittelten Künstler*innen frustrieren und auch verunsichern. Es entstehe der Eindruck, dass die Politik die Kultur nachrangig behandle. Trotz dessen hätten die Künstler*innen die Zeit sinnvoll genutzt: Live-Stream-Konzerte, Autokinos, Produktion von Alben, Aufsetzen von Crowdfunding-Kampagnen. Viele hätten abseits des Staates sich finanzielle Unterstützung gesucht durch Beantragung von projektbezogenen Stipendien oder Crowdfunding-Kampagnen. Die Künstler*innen aus Nordrhein Westfalen hätten finanzielle Hilfen vom Bundesland zu erhalten.

Trotz verhältnismäßig weniger Veranstaltungsabsagen für Kultur Querbeet wäre der Aufwand vergleichbar, da er auch für die organisatorischen Abwicklungen zuständig sei. Viele hätten den Eintritt zurückgefordert und hätten den Ersatztermin nicht wahrgenommen. Die Vorverkaufs- und Systemgebühren hätten sie trotz Ausfall und Rückerstattung begleichen müssen. Zu Beginn der Pandemie erwarteten die Karteninhaber*innen ungeduldig am selben Tag eine Antwort oder am nächsten Tag die Rückerstattung. Das habe viel Geld, Zeit und oft auch Nerven gekostet. Doch mit Voranschreiten der Pandemie zeige das Publikum viel Zuspruch und Solidarität, welches ihm neue Kraft schenke.

Finanzielle Sicherheiten für die Zukunft schaffen

Seit fast 20 Jahren bietet Kultur querbeet im Raum Celle Veranstaltungen aus verschiedenen Genres an, insbesondere Jazz, Folk und Blues, aber auch Kabarett, Comedy und A-cappella. Viele Abonnenten*innen wären schon seit vielen Jahren dabei. Die Unterstützer*innen von Kultur Querbeet erhalten aktuelle Informationen zu den Entwicklungen via Mail, Post, Webseite, Facebookseite sowie über die Presse. Aufgrund der langen Abonnements sei er sehr zuversichtlich, dass sie die meisten Abonnenten von ihnen schon bald wieder bei sich begrüßen dürften. Gleichzeitig könne er verstehen, dass manch eine*r vorsichtshalber noch etwas mit Veranstaltungsbesuchen abwarten wolle.

Die regelmäßige Unterstützung durch die SVO biete eine grundlegende Sicherheit, auf dessen Boden manche Veranstaltungsreihe gut gedeihe. So habe der Stromanbieter im September eine Veranstaltung der jungen Reihe „Pastinaken & Poeten“ in der CD-Kaserne sowie die besagte Autokino-Veranstaltung gefördert. „Darüber hinaus haben wir für dort auch Unterstützung von der BKK Mobil Oil, Famila, Grethen + Partner und der Kanzlei Alleranwälte bekommen. Dafür sind wir sehr dankbar!“ führt Carsten Dapper an. 

Unterstützung der Bundesregierung noch nicht ausreichend

Die erste Soforthilfe habe dapper.entertainment sehr geholfen. Doch die Überbrückungshilfe I konnte er für sein Unternehmen nicht abrufen, da er zuvor die Auto-Kino-Veranstaltung mittels Sponsoren finanziert hatte. Enttäuscht äußert sich Carsten Dapper dazu: „Am Ende standen wir finanziell schlechter da, als wenn wir einfach gar nichts versucht hätten, um den Menschen ein wenig Kultur anzubieten.“ Aktuell hätten sie die Überbrückungshilfen II beantragt und würden darüber hinaus auch auf die angekündigten November Hilfen hoffen.

Kulturschaffende sollten genauso wichtig genommen werden wie bspw. die Lufthansa. Das solle sich sowohl monetär, als insbesondere auch in der geäußerten Wertschätzung ausdrücken. „Niemand sagt einer Pilotin, sie solle sich doch bitte einen vernünftigen Job suchen und niemand beschwichtigt ein Reiseunternehmen, man könne einen Mallorca-Urlaub doch auch streamen, vielleicht würde ja jemand dafür eine kleine Summe spenden“, gibt Carsten Dapper zu bedenken.

Sollten die derzeit in Aussicht gestellten staatlichen Hilfen tatsächlich wie angekündigt umgesetzt werden, wäre das schon mal ein deutlicher Fortschritt. Dabei fände er es besonders wichtig, dass Kulturschaffende und Solo-Selbstständige endlich einen Unternehmerlohn aus den Hilfen beziehen dürften und nicht länger auf Grundsicherung verwiesen würden.

Auch hoffe er auf Korrekturen beim neuen Infektionsschutzgesetz. Nach wie vor sei dort nicht vorgesehen, dass Kulturschaffende bei vorsorglichen Veranstaltungsverboten entschädigt werden. Stattdessen würden sie verpflichtet, zum Wohle der Allgemeinheit ein sogenanntes „Sonderopfer“ zu erbringen. Das finde er bezeichnend.

Redaktion
Celler Presse
Foto: David Borghoff

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