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Kulturgesichter treten aus dem Schatten hervor

CELLE. Die ersten Kulturgesichter mit #ohneunsistsstill zeigten sich mit über 100 Vertretern aus der Kulturbranche. Der Verbund der Münchner Kulturveranstalter e.V. am 7.7.2020 hatte sie präsentiert. Darauf folgen folgende Städte diesem Beispiel: Hannover, Osnabrück, Hamburg, Stuttgart, Veranstaltungswirtschaft Nordwest, Oldenburg, Karlsruhe, Bonn, Trier, Freiburg und Mannheim. Es entwickelt sich zunehmend zu einer bundesweiten Aktion, die immer mehr sich bündelt und netzwerkt. Allen gemeinsam ist, dass sie Gesicht zeigen wollen. Raus aus dem Schatten und an das Licht treten, um der Gesellschaft und der Politik die Bedeutung der Kulturwirtschaft aufzuzeigen.

Allein am Beispiel des Schlosstheaters zeige sich, wie viele im Hintergrund arbeiten und jetzt kürzer treten müssen:120 Kulturmitarbeiter*innen, davon 8 Schneider, 5 Garderobieren, Schlosser, Schreiner, Hausmeister, Putzfrauen, Platzanweiser, Kassierer uvm. Die Kultur zu schließen, beeinträchtige mehr als nur Künstler und Veranstalter. Dies sei kein Protest gegen die Maßnahmen, sondern ein Aufzeigen der alleingelassenen Kulturmitarbeiter und verschiedener Lösungsansätze. Eine der Lösungen wäre, wenn Kulturliebhaber keine Zurückerstattungen fordern und vielleicht sogar noch Gutscheine kaufen würden, um die liebgewonnenen Kulturstätten zu unterstützen.

Die Herausforderung dieser Zeit für Kunst & Kultur

In der Kulturbranche arbeiten viele Solo-Selbstständige, die untereinander familienähnliche Teams bilden: langjährige Zusammenarbeit fördere den vertrauensvollen Umgang untereinander. Doch nun laste ein enormer Druck auf ihnen: angefangen von der Planungsunsicherheit über den Wegfall der Auftritte bis wie der eigene Kühlschrank gefüllt werden könne. Viele haben schlaflose Nächte und versuchen irgendwie über die Runden zu kommen. Die ersten dramatischen Folgen zeigen sich schon jetzt: die ersten Firmen werden den Ausverkauf von Technik starten, um diese Zeit überbrücken zu können. Wenn das abgeschlossen ist, bliebe nur noch die Auflösung der Firma. Viele Soloselbstständige hätten bereits Grundsicherung beantragt, nachdem das bereits Ersparte (häufig eine Altersrücklage) aufgebraucht war. Doch die laufenden Betriebskosten können damit nicht abgedeckt werden. Besonders problematisch laut QZVE-Sprecher Professor Dr. Bernd Schabbing ist der personalintensive Dienstleistungscharakter der Eventbranche: „Die Eventbranche kann als Live-Dienstleistung das „Produkt“ Event NICHT auf Lager legen, sondern nur im Moment der Nutzung live erstellen. Damit kann die Branche, anders als produzierendes Gewerbe und auch Handel, NICHT Produkte auf Lager produzieren oder Waren aus dem Lager dann eben später verkaufen, sondern sie verliert reales Geschäft.“

Unmittelbare Auswirkungen auf die Gesellschaft

Mit großem Hunger nach Kultur sind Kulturinteressierte dankbar für jede Veranstaltung. Viele integrative Kulturprojekte werden ausgesetzt. So komme kaum Weihnachtsstimmung auf und viele Menschen zögen sich entweder ängstlich zurück oder würden aggressiv werden. Kultur könne die Stimmung aufhellen und zu einer Entspannung in der sorgenvollen Zeit beitragen. Auch gerade deswegen werden viele neue Wege im Bereich Kultur beschritten.

„Offenbar gehen wir in düstere Monate. Sehen wir aber auch das Positive der Krise: Schon lange nicht mehr ist das Bewusstsein für die Bedeutung der Kultur so lebendig gewesen wie heute. Neue Energien wurden frei, neue Kreativität, neue Formate auch unter Nutzung des Digitalen, Experimentierlust, Selbstbehauptungswillen. Die Krise weckt auch Kräfte. Mut zur Zukunft – das ist das Gebot der Stunde“, Zitat von Gerhart R. Baum (1.Vositzender des Kulturrrates / ehem. Bundeskulturminister (FDP)

Kulturgesichter Celle

Im schnell eingerichteten Fotostudio in der Turmbühne des Schlosses werden über 40 Kulturmitarbeiter innerhalb von 12 Stunden fotografiert. Im 10-Minuten-Takt kommen immer wieder Gesichter hinein. Menschen mit schwarzem Shirt und ernsthaftem Gesichtsausdruck zeigen sich vor der Kamera. Martin Menzel fotografiert, kurz noch ein kleines Gespräch mit der/n anderen Initiator*innen und gleich weiter. Erst ein Tag zuvor lag die Genehmigung vom Gesundheitsamt vor. Am 11.12. werden die Mitarbeiter des Schlosses fotografiert, um nachfolgend am 13.12. ehrenamtliche Kulturmitarbeiter von 10-20 Uhr fotografisch festzuhalten. Dazu können sich die Betroffenen für einen 10 Minuten Timeslot über Facebook oder der Webseite www.kulturgesichtercelle.de buchen. Die Bilder mit hauptberuflich Kulturtätigen werden auf der Webseite präsentiert.

Kultur – der kleinste, aber bedeutsamste Zweig der Veranstaltungswirtschaft

Kulturveranstaltungen sind nur knapp 6% der Veranstaltungsindustrie mit etwa 780.000€ Jahresumsatz und ca. 60.000 Beschäftigten. Die herausragende Bedeutung von Kunst und Kultur zeigt sich in der Spiegelung von gesellschaftlichen Debatten sowie in den Reibungsflächen zur Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit. Wer sich mit Kunst oder Kultur auseinandersetzt, betrachtet Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Denn mit diesen Mitteln kann Mensch sich mit allen Inhalten spielerisch auseinandersetzen ohne gleich verantwortlich zu sein. So könnten Szenarien durchgespielt werden, die Mensch eigentlich als anstößig empfindet ohne Konsequenzen tragen zu müssen. Aber auch Grenzen können überwunden werden, da auch hier die dargestellten Szenarien häufig zu einem besseren Verständnis anderer Kulturen führen. Wie gut würde es den Menschen wohl tun, wenn sie verschiedene Szenarien mit dem Umgang der Pandemie durchspielen könnten? Die Diskurse der Gesellschaft werden durch Kunst und Kultur aufgezeigt. Neue Welten, Möglichkeit der Auseinandersetzung mit sich selbst und mit der Kunst schafft diese Branche, wie kaum eine andere.

Redaktion
Celler Presse

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