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Ein Denkmal für einen Dichter, für Ernst Schulze!

  • Celle

CELLE. Bislang gab es in Celle kein Denkmal für einen Dichter oder sonstige Kunstschaffende. Das hat sich jetzt geändert. Im Rosengarten am Französischen Garten steht ein Denkmal für Ernst Schulze, den aus Celle stammenden und hier vor mehr als 200 Jahren jung gestorbenen berühmten Dichter der Romantik. Im Rondell des Rosengartens hat der Bildhauer Uwe Spiekermann seine Skulptur aufgestellt, die er im Auftrag der Ernst-Schulze-Gesellschaft geschaffen hat.

Eine schmale Stele aus hellgrauem Wachenzeller Dolomit erhebt sich über einer rechteckigen Grundfläche, ist etwas geneigt und in sich leicht verdreht. Damit wirkt sie dem Betrachter zugewandt. Der obere Teil ist eine stilisierte Büste, der Kopf ist aus Hessischem Olivindiabas, einem dunklen Stein, gearbeitet. Der Kopf der übermannshohen Statue scheint in die Ferne zu blicken. Noch ist das Denkmal von einem Baustellengitter umgeben, weil der Beton, der es mit dem Fundament dauerhaft verbindet, noch aushärten soll. Zu betrachten ist das Werk aber schon jetzt von allen Seiten. So findet man nicht nur an der Stele das dunkle Schild „DICHTER ERNST SCHULZE 1789 -1817 CELLE“. In die Büste eingemeißelt sind auch vier Verse aus Schulzes berühmtestem Werk „Die bezauberte Rose“:

„Wie innig Ros’ und Lorbeer sich verschlingen,
Umschlingen jetzt sich Bräutigam und Braut. –
Stumm war die Nacht; dem Dichter nur verrieten,
Was sie gesehn, Laub, Lüfte, Duft und Blüten.“

Wer diese Verse dort lesen möchte, muss um das Denkmal herumgehen, hat dann aber auch ein starkes Gefühl für die poetische Sprache Ernst Schulzes gewonnen. Und man ahnt, warum dieser Dichter im 19. Jahrhundert einer der meistgelesenen deutschsprachigen Schriftsteller war. Wer sich heute auf „Die bezauberte Rose“ einlässt, erfährt, welche Kraft der Dichter auch nach mehr als 200 Jahren hat.

Forderungen und Pläne, Ernst Schulze in Celle ein Denkmal zu widmen, hatte es seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts immer wieder gegeben, aber die Verwirklichung gelang nie. 2017 gab der 200. Todestag des jung gestorbenen Dichters nun Anlass, die früheren Bemühungen wieder aufzunehmen. Die Ernst-Schulze-Gesellschaft fand in dem Steinbildhauer Uwe Spiekermann einen Künstler, der für diese Aufgabe alles mitbrachte: große Erfahrung, fachliche Fähigkeit und begeisterndes Engagement. Er hatte 2019 eine Porträtbüste der Grafikerin, Malerin und Bildhauerin Käthe Kollwitz für die Walhalla in Regensburg geschaffen, und im selben Jahr war er von Wirtschaftsminister Althusmann mit dem Niedersächsischen Staatspreis für das gestaltende Handwerk geehrt worden.

Für den Kopf des Denkmals nahm sich Spiekermann eine Zeichnung zur Vorlage, die von August Kestner stammt. Ernst Schulze und August Kestner (1777-1853) waren eng befreundet. Sie hatten sich im „Literarischen Salon“ kennengelernt, den Henriette Gräfin von Egloffstein, verheiratet mit dem in Celle gebürtigen Oberforstmeister Carl Freiherr von Beaulieu-Marconnay (1777-1855), in Misburg führte. Der junge Jurist August Kestner war Sohn des hannoverschen Hofbeamten Kestner und dessen Ehefrau Charlotte geb. Buff aus Wetzlar. (Sie war einst heiß umworben gewesen vom jungen Goethe, der, nachdem ihn „Lotte“ zurückgewiesen hatte, den Briefroman „Die Leiden des jungen Werther“ schrieb.) Schulze und Kestner verband die Begeisterung für Kunst, Geschichte und Literatur. Ab 1813 nahmen beide als Freiwillige am Befreiungskampf gegen Napoleon teil, zunächst gemeinsam im Anwerbe-Büro des nunmehrigen Kommandanten Beaulieu-Marconnay in Göttingen, danach 1816 aktiv im Kampf vor Harburg. Wann genau Kestner seinen Freund gezeichnet hat, wissen wir nicht, dass er ihn aber sehr gut kannte und schätzte, durchaus – Name und Leistung August Kestners sind den meisten von uns durch das Museum August Kestner in Hannover bekannt, dessen Grundstock seine große Antikensammlung bildet.

Dass das Denkmal nun gerade im Rosengarten steht, ist nicht zufällig. Schulzes „Bezauberte Rose“ handelt von der Natur und der Liebe, deren Symbol die Rose ist. In dem genannten Versepos wird eine junge Frau zu ihrem eigenen Schutz in einen Rosenstrauch verwandelt und später durch echte Liebe aus diesem Zustand erlöst. Dass das Zusammenspiel des Denkmals mit dem Rosengarten als Ort so realisiert werden konnte dankt die Stadt nicht zuletzt dem Wirken von Jens Hanssen, dem der Rosengarten stets ein Anliegen war.

Dietrich Klatt, der die Entstehung des Denkmals von Beginn an begleitet hat, sagt: „Der Platz für das Denkmal des Dichters ist ideal. Der Standort, die Form, das Material gehen eine innige Verbindung ein. Die Form der literarischen Werke Ernst Schulzes ist geprägt von Wohlklang und Rhythmus der Sprache, mit der er den Nächsten, die Liebe und die Natur besingt. Am von vielen Menschen belebten Französischen Garten steht nun im Rosengarten an gut sichtbarer Stelle das aus Naturstein geschaffene Werk mit seinem Rhythmus der gegliederten Formen aus Schrift und Porträt des Dichters. Es ist auch erfreulich, dass zum ersten Mal in Celle einem Künstler aus Celle ein Denkmal gesetzt wird. Zwei plastische Werke im Französischen Garten sind fürstlichen Frauen gewidmet, so Éléonore d’Olbreuse, die der Herzog Georg Wilhelm aus reiner Liebe geheiratet hat, und der wegen ihrer nicht gestatteten Liebe verdammten Caroline Mathilde. Nun wird hier nach zwei Jahrhunderten endlich dem großen Bürger der Stadt ein Denkmal gesetzt.“

Hinter dem Denkmal liegt noch ein flacher Stein, der die Förderer nennt und auf die vielen Privaten hinweist, die gespendet haben. Lothar Haas, Vorsitzender der Ernst-Schulze-Gesellschaft erläutert: „Wir sind sehr froh darüber, wie viele Spender wir gewinnen konnten. Zusammen mit dem Geld, das aus den Mitgliedsbeiträgen stammt, sind so etwa 40 Prozent der Kosten des Denkmals getragen worden. Das zeigt, wie wichtig den Bürgerinnen und Bürgern die Kultur in ihrer Stadt ist.“ Und Elke Haas fügt hinzu: „Die Ernst-Schulze-Gesellschaft hat Schulzes großen Versroman ‚Die bezauberte Rose‛ gerade neu herausgegeben. Es ist ein schönes handliches kleines Buch mit festem Umschlag, in zeitgemäßer Antiqua-Schrift gesetzt und mit einer ausführlichen Einführung ergänzt, die den heutigen Lesern den Einstieg erleichtern kann. Das Werk kann bestellt werden für 9,90 € unter Tel. 05141-51925 oder unter ernst-schulze-gesellschaft@gmx.de.“

Jetzt dürfen alle Interessierten sich auf den Sommer freuen, wenn im Rosengarten tatsächlich die Rosen blühen und die passende Umgebung für das Denkmal bilden.

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