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NPD schickt eigenen Bürgermeisterkandidaten für Eschede ins Rennen

ESCHEDE. Schon im Vorfeld polarisierte der Infostand der NPD an den Einkaufsmärkten. In prominenter Lage, direkt an der Bundesstraße, war der Stand deutlich präsenter, als die zuvor im Ort stattgefundenen Kundgebungen im Rahmen der Demonstrationen. Der reine Infostand brachte aber eine Besonderheit mit sich, denn der Landesvorsitzende der Jungen Nationalisten (JN), Sebastian Weigler, benannte den eigenen Bürgermeisterkandidaten für Eschede für die kommende Wahl 2021.

Die Coronabestimmungen und der Lockdown führten dazu, dass bereits große Kundgebungen und Demonstrationszüge abgesagt wurden. Das Bündnis gegen Rechts in Eschede, das Netzwerk Südheide, der DGB und das Forum Celle bedauerten die Absagen, doch aufgrund der dramatischen Lage im Land, waren die Absagen zwingend notwendig. Während die NPD an der Durchführung eines Infostandes in Eschede festhielt, konzentrierte sich die Protestbewegung auf eine gegenüberliegende Mahnwache, um direkt in Sichtweite ihren Unmut kundzutun.

Acht Mitglieder der NPD begannen gegen 13 Uhr mit dem Aufbau ihres Infostandes direkt an der Bundesstraße. Bei den vorherigen Demonstrationszügen hatte die NPD stets versucht, Kundgebungen auf der Bundesstraße abzuhalten, doch ohne Erfolg. Nunmehr hat es mit einem Infostand geklappt und die Partei konnte sich in prominenter Lage direkt bei den Einkaufsmärkten positionieren. Der Stand war schnell aufgebaut und mit Plakaten und Fahnen ausgestattet. Ein Plakat, mit der Aufschrift „Nachbarschaft Eschede“ unterstrich die Worte Weiglers, in einen friedlichen Dialog treten zu wollen. Die NPD wolle auf dem am Ortsrand gelegenen Hof ihre Ruhe haben, so Weigler und die Präsenz im Ort könne die Partei auch sofort einstellen, wenn der Gegenprotest nicht mehr direkt zum Hof im Rahmen der Demonstrationen ginge.
Die Veranstaltungen auf dem Hof ziehen zwar Teilnehmer aus Niedersachsen und den angrenzenden Bundesländern an, sie sollen aber im Rahmen von Familienfesten und Sonnenwendfeiern eher im kulturellen Bereich verortet werden, so der Landesvorsitzende der JN. In Planung ist außerdem im nächsten Jahr eine Kampfsportveranstaltung mit bis zu 50 Teilnehmern. Man könne den Standort in Eschede als Leuchtturm für Niedersachsen bezeichnen, obwohl hier keine Großveranstaltungen abgehalten werden sollen, teilt Weigler mit.

In seiner Ansprache wandte er sich an die Bürgerinnen und Bürger und verkündete, dass der Landesvorsitzende der NPD, Manfred Dammann, zur Bürgermeisterwahl 2021 in Rennen gehen wird. Der 61-Jährige hatte den Hof in Eschede für die Partei erworben und leitet und organisiert dort die Umbauarbeiten. Weigler ist sich sicher, dass die Nominierung für weitere Diskussionen sorgen wird, ist aber eine direkte Konsequenz, der jüngsten Ereignisse geschuldet.

Manfred Dammann (Foto CP, Archiv)

Mit der Nominierung nicht im Zusammenhang stehend, gab es in den letzten Tagen gleich zwei Anschläge auf die Zuwegung und Zuleitung zum NPD Hof. Aktivisten der Antifa hatten zunächst die Telefonleitung gekappt und beim zweiten Mal einen Leitungspfahl gefällt und quer über die Zuwegung gelegt. Ein gekappter Weidezaun, die wiederholte Trennung der Telefonleitung und ein Plakat waren das Ziel. Sebastian Weigler verurteilte die Aktion und machte zugleich darauf aufmerksam, dass die Telekom Eigentümer der Leitung ist und diese sehr schnell repariert wurde. Der NPD entstand kein Schaden, die Aktion hätte die Wirkung verfehlt, so Weigler.

Teilnehmer der Mahnwache störten mit Zwischenrufen und Trillerpfeifen die Reden Weiglers. Sie machten auf die durch die NPD entstehende Gefahr aufmerksam. Einzelne Teilnehmer berichteten von anonymen Bedrohungen und zuletzt Aufkleberaktionen von Rechten. Diese hatten sich auf Privatgelände in Eschede geschlichen und einen Pkw mit Propagandaaufklebern versehen. Ein weiterer Teilnehmer berichtete von einer perfiden Art, diese mit rechten Parolen bedruckten Flyer zu kleben. Hierzu werden Rasierklingen auf die Klebefläche angebracht und auf das Objekt geklebt. Beim Ablösen sind diese zunächst nicht zu erkennen, würden jedoch verheerende Verletzungen hervorrufen. Auf Facebook werden gegen Rechts engagierte Bürgerinnen und Bürger von anonymen Schreibern subtil unter Druck gesetzt und provoziert.  

Die Mahnwache war kein Ersatz für die eigentlich geplanten Kundgebungen und Demonstrationen, doch sie sollte ein Zeichen setzen.

Der niedersächsische Landtagsabgeordnete Detlev Schulz-Hendel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) reihte sich ebenfalls in die Mahnwache ein. In einer Ansprache an die Teilnehmer unterstrich er, dass Hass, Hetze und Rechtsextremismus keinen Platz in unserer Gesellschaft und in unserer Demokratie haben dürfen.

Schulz-Hendel machte deutlich, dass die NPD nicht glauben solle, dass sie sich in Eschede unbemerkt niederlassen und hier Hass und Hetze unbemerkt verbreiten könne. „Die NPD hat die Rechnung ohne die engagierten demokratischen Bündnisse hier in der Region gemacht. Es ist wichtig laut, stark, mutig und engagiert und sichtbar aufzuzeigen, dass es hier aber auch an anderen Orten keinen Platz für Rechts gibt“, so der Landtagsabgeordnete.

Marlies Petersen (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) und Marlon Gollnisch (SPD) wurden bereits als Bürgermeisterkandidaten genannt, nunmehr steht der dritte Kandidat mit Manfred Dammann (NPD) fest. Noch nicht bekannt ist der gemeinsame Kandidat/in der CDU, FDP und der BÜFE.

Petersen und Gollnisch waren in der Mahnwache am Samstag auch zugegen und zeigten sich entsetzt über den Kandidaten der NPD. Dass die Partei einen solchen Schritt plante, war beiden bewusst, doch mit der offiziellen Benennung befürchten beide eine Verlagerung der Wahlkampfthemen. Ziel beider Kandidaten sei die Zukunftsgestaltung des Ortes. Man wolle sich nicht durch das Ablenkungsmanöver der NPD irritieren lassen, denn schließlich wolle die Partei nur polarisieren und hat kein wirkliches politisches Interesse sich im Ort einzubringen, sind sich Petersen und Gollnisch sicher.

Der Infostand der NPD ist gegen Ende auf 11 Mitglieder und Unterstützer angewachsen, doch friedlich kam es auf allen Seiten dann gegen 15 Uhr zum Ende. Insgesamt kam es zu einer Handvoll kleinerer Störungen und Provokationen, doch die Polizei hatte die Lage im Griff. Positiv war wieder das reibungslose Konfliktmanagement der Polizei durch eigene Kräfte zu nennen. Generell war die Polizei präsent, nahm aber nicht viel Raum ein. Unachtsamkeiten bei den Coronaverordnungen bezüglich des Abstandes und der Maskenpflicht wurden bemi Infostand der NPD immer sofort angemahnt und auch abgestellt.

Redaktion
Celler Presse

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