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DIE WEISSE KRANKHEIT – Theaterfilm einer Uraufführung mit Online-Premiere am 12.03.2021 um 18:00 Uhr

  • Celle

CELLE. Aufgrund der Erfahrung der Spanischen Grippe und des Weltkriegs schrieb Karel Čapek in den 1930er Jahren die visionäre Utopie DIE WEISSE KRANKHEIT. Die Auseinandersetzung mit den demokratischen Folgen einer Pandemie in einer Adaption von Andreas Döring wurde vom Schlosstheater filmisch aufbereitet und wird nun dem Publikum online angeboten. Die Proben und Dreharbeiten fanden währen der Pandemie statt.

Im Land wütet eine tödliche Seuche. Einzig die unbekannte Ärztin Dr. Galén behauptet, sie heilen zu können. Ihre Forschung wird jedoch von Dr. Sigelius, der Chefärztin einer staatlichen Klinik, angezweifelt. Trotzdem lässt diese sie die Heilmethode testweise anwenden. Und sie wirkt. Darauf propagiert Sibelius dies als Erfolg ihrer Klinik.

Doch Galén möchte ihre Methode nur veröffentlichen, wenn die Regierungen Frieden und Abrüstung garantieren. Die Chefärztin hält dies für unverantwortlich – Heilung muss für alle zugänglich sein. Sie entlässt Galén.

Eine öffentliche Debatte über Moral, staatliche Repression und Legitimation beginnt. Verschwörungstheorien entstehen und die Wahrheit von Galens Heilmethode wird generell in Frage gestellt. Sogar die Krankheit selbst wird geleugnet. Die Gesellschaft droht zu zerfallen, die Demokratie scheint gefährdet.

Als die Regierenden selbst erkranken, soll Galén sie heilen. Doch sie bleibt bei ihrer Forderung. Nun wird die politische Frage nach Abrüstung zu einer persönlichen um Leben und Tod. – Der Mensch lernt erst, wenn er selbst betroffen ist.

Der Konflikt der beiden Ärzte spiegelt Fragen der Gegenwart: Welche Verantwortung erwächst aus Wissen? Welchen Stellenwert hat die Freiheit des Individuums gegenüber staatlichen Maßnahmen? Darf man medizinische Hilfe an eine politische Forderung knüpfen?

Das Schlosstheater Celle adaptiert den Stoff von Karel Čapek und überführt ihn in ein modernes Diskurstheater. Die Figuren vertreten aus der Fabel des Stückes heraus auch Positionen zu der uns heute umgebenden Pandemie. Ohne dass Corona je konkret genannt wird. Zudem besetzt Tim Egloff alle Figuren mit Frauen und tritt damit der vorherrschenden Kultur des mächtigen Mannes der die Welt erklärt und regiert, entgegen.

Während des Probenprozesses wurde klar, dass auch diese Produktion nicht zu einer Präsenzpremiere im Februar kommen kann. Es wird stattdessen am 12. März um 18:00 Uhr eine Online-Premiere stattfinden, die Teilnahme ist über die Homepage des Schlosstheaters Celle kostenfrei möglich (Spenden erwünscht). Die Ereignisse, die das Stück prognostiziert, holten es während des Probenzeitraums ein und machen die Produktion somit inhaltlich wie formal zu einem Zeitdokument des Arbeitens unter Pandemiebedingungen. So entstand mit „Die Weisse Krankheit“ am Schlosstheater ein Projekt, welches weit über den Moment der Aufführung und den Genuss des Films hinaus wirkt und sichtbar ist.

Im Anschluss findet ab 19:30 Uhr ein Nachgespräch statt, zu dem man sich ebenfalls auf der Homepage kostenfrei anmelden kann.

Karel Čapek (1890 – 1938)

Čapek…so aus dem Stegreif wissen zumeist nur Science-Fiction Fans etwas mit dem Namen anzufangen. Kennern des Genres tritt dann sogleich ein Leuchten in die Augen.

Karel Čapek, der am 9.Januar 1890 in Male Svatonovice als Sohn eines Landarztes zur Welt kam, war vor dem Zweiten Weltkriegein weit über die Grenzen der jungen tschechoslowakischen Republik populärer Theaterautor, Schriftsteller und Journalist. Als Schöpfer des Neologismus „Roboter“ in seinem Drama „R.U.R.“, ging er gar in die Sprachgeschichte ein.

In rund 50 Büchern schrieb er gegen die inhumanen Auswirkungen der modernen Massengesellschaft an, gegen Militarismus und Faschismus, gegen Rüstungswahn und Intoleranz, gegen die unkontrollierbare, rein kapitalistisch orientierte Industrie und Technologie, aber auch gegen die sowjetischen, revolutionären Organisationen der Arbeiter. Der junge Čapek studierte Philosophie, Ästhetik und Bildende Kunst in Prag, Paris und Berlin; 1915 Promotion in Philosophie.

Er stirbt am 25.Dezember 1938 in Prag an einer Lungenentzündung, oder wie Darko Suvion schreibt, „an mangelndem Lebenswillen – wenn man will, an gebrochenem Herzen“. „Die Welt, an die ich geglaubt habe, ist zerbrochen“, sagte Karel Čapek im September 1938, nachdem die Regierungschefs von England, Frankreich und Italien mit Hitler das Schicksal der Tschechoslowakei besiegelten, indem sie Deutschland zubilligten, nach Böhmen einzumarschieren. Im Oktober war es dann soweit.

Čapek letztes Bühnenstück, Die Mutter, wurde noch im Februar 1938 in Prag uraufgeführt.
Im März 1939 marschieren die deutschen Truppen in Prag ein.

Termine: ab 12.03.2021, 18:00 Uhr Online-Premiere und um 19:30 Uhr Nachgespräch live via Zoom (Anmeldung auf der Homepage des Schlosstheaters)

PR
Fotos: Hubertus Blume

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