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„Dann ist Schluss, aus, fertig“ – Celler Gastronomen und Einzelhändler berichten in Kirchenkreiskonferenz

Landkreis CELLE. Wer dieser Tage einen Spaziergang durch die Innenstadt macht, wird sich vermutlich wieder einmal fragen, wie lange eigentlich all die geschlossenen Läden noch überleben können. Wie geht es den Inhaber*innen von Cafés, Restaurants und Hotels nach den langen Lockdown-Monaten? Was wird noch übrig bleiben vom Einzelhandel, wenn die Krise irgendwann mal überstanden ist?

Fragen, die auch in der Kirchenkreiskonferenz gestellt wurden. Zu Gast waren drei Personen, die ganz genau wissen, wie bedrohlich die Situation inzwischen geworden ist. Superintendentin Andrea Burgk-Lempart und ihr Stellvertreter Karsten Willemer begrüßten zur virtuellen Konferenz Antje Taubenheim, Inhaberin des Schuhhauses „Quickschuh“ in der Mauernstraße, sowie Christine und Jürgen Reimer, Vorsitzende für den Landkreis Celle im Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) und Inhaber des Hotels „TraumzeitHOF“ in Eschede.

„Gegenwärtig ist die Perspektivlosigkeit nur schwer auszuhalten“, berichtete Antje Taubenheim. „Im Januar und Februar hatten wir noch Hoffnung, dass die Läden bald wieder geöffnet werden würden, aber jetzt ist diese Hoffnung nicht mehr vorhanden.“ Sie und alle anderen Kolleg*innen aus dem Einzelhandel wüssten einfach nicht, wie es weitergeht.

Ähnliche Töne fand Christine Reimer: „Die Lage ist einfach grausig. Wir investieren in Corona-Apps, in Hygienemaßnahmen, lesen in wissenschaftlichen Auswertungen, dass die Ansteckungsgefahr in der Gastronomie und Hotelgewerbe im Freien gegen Null geht und trotzdem bleibt auch die Außengastronomie dicht.“ Jürgen Reimer ergänzte: „Wir haben seit acht Monaten keine Einnahmen mehr. Die Reserven sind so gut wie aufgebraucht. Wir mussten uns verschulden und zahlen jetzt Zinsen für Darlehen, die wir gar nicht haben wollten. Dreiviertel aller kleineren Betriebe in Niedersachsen sind akut bedroht. Die Situation ist dramatisch.“

Es sei vor allem die Hilf- und Machtlosigkeit, so Reimer, die an den letzten Reserven zehre – finanziell und emotional: „Wir spüren alle Resignation und Frustration, die psychische Belastung ist sehr hoch. Da bleibt auch keine Kraft mehr für weitere Demonstrationen oder ähnliche Protestaktionen.“ Angesprochen auf noch verbliebende Perspektiven, sprach es Reimer klar und deutlich aus: „Wenn wir bis Ende Mai nicht wieder aufmachen können, dann ist Schluss, aus und fertig. Dann werden wir das nicht überleben.“

In der Kirchenkreiskonferenz herrschte anschließend Ratlosigkeit. Wie kann man den Einzelhandel und die gastronomischen Betriebe unterstützen? Wie viele Reserven sind überhaupt noch in der Bevölkerung vorhanden? Zumindest durch seelsorgerliche Gespräche können die Betroffenen Unterstützung erfahren.

Fazit der Runde: Es liegt weiter in der Verantwortung der Politik, wie viele Läden, Bars oder Hotels am Ende der Pandemie noch übrigbleiben werden. Doch auch darauf hatte Jürgen Reimer eine Antwort parat, die nicht wirklich Hoffnung auf eine bessere Zukunft machte: „Mein Eindruck: Aktuell wird die Krise auf dem Rücken des kleinen Mittelstandes ausgetragen.“ Fragt sich, wie lange dieser Rücken die enorme Belastung noch aushalten wird.

PR

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