Zum Inhalt springen
Anzeige
Anzeige

Eindrucksvolles Gedenken für ermordete sowjetische Kriegsgefangene

BERGEN. 80 Jahre nach dem Überfall auf die Sowjetunion führten Gewerkschaften, Kirchen, Friedensbewegung und VVN/BdA (Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes) auf dem Kriegsgefangenenfriedhof Oerbke auf dem Truppenübungsplatz Bergen eine eindrucksvolle Gedenkfeier durch. In den drei Lagern des Truppenübungsplatzes, in Wietzendorf, Bergen-Belsen (Hörsten) und Oerbke sind über 50.000 Rotarmisten ohne ein Dach überm Kopf durch Hunger, Seuchen und Erschießungen ermordet worden.

Gewerkschafter Charly Braun begrüßte über hundert Gäste mit einem Zitat des amerikanischen Philosophen Santayana: „Wer sich an die Vergangenheit nicht erinnert, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen.“ Eingeleitet vom Posaunenchor und Friedensgebeten der katholischen und evangelischen Gemeindemitarbeiter Ulrich Fisser und Jörg Wasik, sprach Mikhail Selenkin, Attachè des russischen Konsulats, ein Grußwort. Er verdeutlichte, dass durch den deutschen Überfall auf die Sowjetunion nahezu jede Familie Tod und Barbarei zu spüren bekam. Und: „Die Sowjets haben die Hauptlast des Krieges getragen. Der Großteil der deutschen Truppen wurden durch die Rote Armee gebunden“. Fritz Patzelt von der VVN/BdA zählte denn auch noch mal auf, in welchem Umfang die Deutschen das Land zerstört haben. Selenkin ergänzte, man betrachte es in seiner Heimat mit Sorge, dass in Deutschland sich schleichend eine Behauptung verbreite, die Angreifer und Befreier mehr und mehr gleichsetze.

Der bekannte Schauspieler Rolf Becker berichtete über einen Vergleich, den der SS-Führer Himmler anstellte: Man müsse Rußland wie ein Schwein abschlachten und ausbluten lassen. Beckers Vater habe bei seinem letzten Familienbesuch vor seinem Tod bei Stalingrad gesagt: „Ich hoffe, dass uns die Russen das nicht antun werden, was wir den Russen angetan haben.“ Der friedensbewegte Rolf Becker warnte: „Wenn die NATO sich mit Russland anlegt, wird der Kriegsschauplatz Europa sein.“

Historikerin Vera Hilbich hat die Geschichte des Umgangs mit der lokalen Verbrechensgeschichte nach 1945 recherchiert. Sie berichtete, dass das erklärende Denkmal auf dem Kriegsgefangenenfriedhof, dass die Überlebenden errichtet hatten, später abgerissen und durch ein Denkmal des Nazi-Bildhauers Seelenmeyer ersetzt wurde. Friedhofspflege fand nur statt, wenn sich die Alliierten mal wieder beschwerten. Um am Jahrestag der Befreiung vom Faschismus Gedenkfeiern zu behindern, wurde auch schon mal ein Manöver verlängert. Die ehemalige Bergen-Belsen-Jugendarbeiterin forderte schließlich, das Gebäude der ehemaligen Entlausung der Bundeswehr zu entziehen und zu einem Gedenk- und Seminarort zu machen.

Die Veranstaltung unter dem Motto „Nie wieder Faschismus – Nie wieder Krieg“ schloss mit russischen und Friedensliedern der Gruppe Agitprop und dem Ablegen von Gestecken. Die Organisierenden Uschi Bock, Klaus Meier, Stanislaw Jaworski, Rüdiger Thölke und Charly Braun bekamen viele Dankesworte für diese gesellschaftlich breite und eindrucksvolle Gemeinschaftsveranstaltung.

PR
Fotos: A. Jankowski

Hinweis zu der Meldung
Diese Seite zeigt gesponsorten Marketing-Inhalt, Quell- und Informationslinks sowie extern eingespielte Banner und Flash-Anzeigen.



Anzeige
Schlagwörter: