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Jubiläumsappell in der Immelmann-Kaserne: „Fünf Jahre Ausbildungs- und Übungszentrum Luftbeweglichkeit“

WIETZENBRUCH. Der Gedanke, nicht die Asche zu bewahren, sondern das Feuer zu hüten wird in unterschiedlichen Formulierungen unter anderem Thomas Morus, Benjamin Franklin, Gustav Mahler oder auch Johannes XXIII zugeschrieben. Gleich, wer den Gedanken zuerst prägte – Gestalt annehmen kann er auf vielerlei Weise. Letztlich geht es wohl darum, im Vertrauen auf das eigene Potential und die eigenen Stärken die mannigfachen Herausforderungen der Zukunft mit der gebotenen Anpassungsfähigkeit anzunehmen. Die wechselvolle, fast neun Jahrzehnte umfassende Geschichte des Standortes in Celle Wietzenbruch brachte immer wieder Entwicklungen, die sich vor siebzig, fünfzig oder dreißig Jahren wohl kaum jemand so vorgestellt hätte.

Das jüngste Kapitel dieser Geschichte hat vor genau fünf Jahren mit der offiziellen Indienststellung des Ausbildungs- und Übungszentrums Luftbeweglichkeit am 01.07.2016 begonnen und schreibt seitdem eine ganz eigene Erfolgsgeschichte. In 2016 startete das Zentrum bei der Aufstellung mit einem zehnköpfigen Aufstellungsstab, heute leisten hier 161 Soldaten ihren Dienst. In dieser Zeit wurden insgesamt 44 Übungsdurchgänge durchgeführt, in diesem April konnte sogar der erste internationale Durchgang stattfinden.

Als jüngste der zentralen Ausbildungseinrichtungen des Heeres hatte das Ausbildungs- und Übungszentrum Luftbeweglichkeit in den letzten fünf Jahren einen kontinuierlichen Aufwuchs zu verzeichnen. Unter dem Symbol der Luftbrücke bildete sich in der Celler Garnison ein Team, das in punkto Leistungswillen, Engagement, Kreativität, innovativem Denken und professioneller Schaffenskraft seinesgleichen sucht. Ein Zusammenwirken von elf Truppengattungen des Heeres und Soldaten der Luftwaffe und der Marine, von Menschen unterschiedlichster Fähigkeiten und Prägungen, ausgerichtet auf ein gemeinsames Ziel.

Der Kernauftrag des Ausbildungs- und Übungszentrums lautet Luftbeweglichkeit – das bedeutet, dass hier in Celle für die Übungstruppe das gesamte Spektrum luftbeweglicher Operationen zentral und aus einer Hand abgebildet wird. Darüber hinaus hat sich das Zentrum auch als leistungsstarke Ausbildungsdrehscheibe für Übungsvorhaben und Fallschirmsprungdienste sowie als infrastrukturelles Drehkreuz für Verlegeübungen und Unterstützungsleistungen etabliert und sich als verlässlicher Partner für bi- und multinationale Übungsvorhaben wie „HWIC-Strike“, „Green Griffin“ oder „Schneller Adler“ bewährt und ist als APOE (Verladeflughafen) im Rahmen des nationalen Risiko- und Krisenmanagement vorgesehen. Auch die Zusammenarbeit mit den direkten Partnern im Netzwerk der zentralen Ausbildungseinrichtungen nimmt einen immer höheren Stellenwert ein, sodass sich nicht selten Synergien mit unmittelbarem Nutzen für die Truppe entwickeln konnten. Nicht zuletzt konnte das Ausbildungs- und Übungszentrum auch die Einsatzvorbereitung etwa für „Resolute Support“ in Afghanistan oder „MINUSMA“ in Mali aktiv unterstützen. In der Rückmeldung der Übungstruppe verzeichnet das Zentrum eine überdurchschnittliche Bewertung und ein sehr positives Bild über die Ausbildung und den Mehrwert für den weiteren Einsatz.

Fünf Jahre mögen angesichts der Geschichte des Standortes nach einer kurzen Zeit klingen. In diesen fünf Jahren wurde indes vieles erreicht. Es wurden zahlreiche Grundsteine gelegt und Weichen für künftige Vorhaben gestellt. Still soll es in und um den Heeresflugplatz Celle noch lange nicht werden, denn es gibt auch in den nächsten Jahren und Jahrzehnten absehbar viele Chancen und Pläne für den Standort. Für den Kompetenzaufbau und –erhalt Luftbeweglicher Kräfte wird sich das Ausbildungs- und Übungszentrum Luftbeweglichkeit hoffentlich auch in den nächsten Jahren als feste, leistungsstarke Plattform weiter etablieren. Auch als Drehscheibe und multinationale Ausbildungseinrichtung hat das Zentrum großes Aufwuchspotential.

Soldaten wie zivile Mitarbeiter des Ausbildungs- und Übungszentrums können stolz auf das sein, was bis zu dem heutigen Tage geschaffen und geleistet wurde. Darauf lässt sich aufbauen, um auch in der Zukunft das Ausbildungs- und Übungszentrum Luftbeweglichkeit weiter zu verbessern und diesen positiven Trend fortzusetzen.

Rede von Oberst Jörn Rohmann:

Soldaten und Soldatinnen, zivile Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, Kameradinnen und Kameraden,

ich begrüße Sie heute zu einem Appell, der ein Besonderer ist. Allein die äußere Erscheinung und der besondere Anzug der angetretenen Uniformierten bezeugen dies. Unsere Truppenfahne ist sichtbares Zeichen und unterstreicht die Bedeutung des Tages.

Heute keine Beförderungen, keine Auszeichnungen, Verabschiedungen oder Begrüßungen neu hinzuversetzten Personals. Ausnahme bilden hierbei diejenigen, die anlässlich des Jubiläumsappells mit angetreten sind. Ich freue mich, die Abordnungen der Dienststellen des Standortes begrüßen zu dürfen.

Hier mein Gruß an die Abordnung der Flugplatzfeuerwehr unter Führung von Herrn Brandoberamtsrat Walter, ebenfalls einen Gruß an die Anwesenden des BwDLZ StOService CELLE, allen voran Frau Regierungsamtsrätin Hauschildt.

Ebenfalls begrüße ich unsere Reservisten. Stellvertretend für die 7 Reservedienstleistenden, die momentan bei uns ihren Dienst verrichten und die 19, die heute nicht hier sind, aber trotzdem zu uns gehören, möchte ich Herrn Oberst Claus, unseren Chef des Stabes hier erwähnen.

Als Vertreter der Presse und Medien begrüße ich:

  • Herrn Michael Ende von der Celleschen Zeitung sowie Herrn Ralf Müller vom Celler Kurier.

Gut, dass Sie hier bei uns sind. Bleiben Sie uns in Hinblick auf faire Berichterstattung stets gewogen.

Nun zum eigentlichen Anlass. Ziel ist es, zusammen mit Ihnen auf die letzten 5 Jahre zu blicken. Dabei will ich nicht jedes einzelne Vorhaben aufzählen. Derer sind es zu viele. Alle auf ihre Art bedeutsam und ein Teil unserer Geschichte. Es würde allerdings den Rahmen sprengen, wollte ich die großen und kleinen Begebenheiten in Erinnerung rufen. Es gilt somit, einen Schwerpunkt zu bilden. Ich werde mich hier auf die wesentlichen Meilensteine der einzelnen Jahre fokussieren.

Rückblick auf die letzten 5 Jahre

Gemeinsam blicken wir zurück auf ein halbes Jahrzehnt in Erfüllung eines besonderen Auftrages. Nicht wenige sind unter uns, die die „Gründerzeit“ der Jahre 2016 und 2017 erlebt und seitdem die Entwicklung unseres Ausbildungs- und Übungszentrums aktiv mitgestaltet und begleitet haben. Wir erinnern uns:

Am 01. Juli 2016 wurde das Ausbildungs- und Übungszentrum Luftbeweglichkeit in Dienst gestellt, am 27. Oktober 2016 wurde das malerische Celler Schloss Schauplatz des feierlichen Appells und der Verleihung des Fahnenbandes.

2016, das Jahr der Indienststellung. Neben einem ersten Pilotdurchgang in Form einer Lehrvorführung fand eine Informationsveranstaltung für die Zusammenarbeit mit der Luftwaffe statt. Die Partnerschaft mit der Stadt Celle wurde begründet. Zum Ende des Jahres wurde der Grundstein für ein ganz besonderes Projekt gelegt: Musikdirektor Siegmund Goldhammer kam nach Celle, um die Komposition eines eigenen Marsches für das Ausbildungs- und Übungszentrum Luftbeweglichkeit vorzubereiten. Auch wurde in diesem Jahr die Initiative „Ausbildungsmittel Truppenausbildung Luftbeweglichkeit“ gezeichnet.

Ein halbes Jahr später, wir schreiben das Jahr 2017, nahm das Ausbildungs- und Übungszentrum Luftbeweglichkeit den Probebetrieb auf. Nach der Kommandoübergabe über das Ausbildungs- und Übungszentrum Luftbeweglichkeit von meinem Vorgänger Oberst Jahnel an mich im April fanden die ersten zwei lange erwarteten und intensiv vorbereiteten regulären Übungsdurchgänge gemeinsam mit dem Fallschirmjägerregiment 31 statt. Die Unterstützung der Übung „Red Griffin 2017“ von der Division Schnelle Kräfte mit Funktions- und Schiedsrichterpersonal, mehrere Fallschirmsprungdienste und erstmals Schießvorhaben mit Kampfhubschraubern AH-64 Apache. Auch intern war insbesondere das zweite Halbjahr von verschiedensten Entwicklungen und Änderungen geprägt. Im September übergab der Leiter Leitungsdienst Oberstleutnant Riekher seine Dienstgeschäfte an Oberstleutnant Peer Garben. Nachdem ebenfalls im September die letzten Celler BO 105 abtransportiert worden waren, knüpfte der Standort im Oktober an historische Wurzeln an. Fast siebzig Jahre zuvor war der Flugplatz aufgrund seiner damals grenznahen Lage zu einer Säule der Luftbrücke und zum Schauplatz einer multinationalen logistischen Meisterleistung geworden. Am 11. Oktober 2017 fand schließlich die offizielle Umbenennung der Zufahrtsstraße zur Kaserne von „Kanaltrift“ in „Luftbrückenstraße“ statt. Öffentlichkeitswirksam war auch die wenig später anberaumte Uraufführung des eigens komponierten Celler Luftkavalleriemarsches des Ausbildungs- und Übungszentrums durch das Polizeiorchester Niedersachsen. Die Aufführung fand im Rahmen eines Benefizkonzertes in der Congress Union Celle im Oktober vor ausgewähltem Publikum statt und war gleichzeitig der Auftakt für das Industriesymposium Luftbeweglichkeit in der Congress Union und im Ausbildungs- und Übungszentrum Luftbeweglichkeit. Mit dem Ziel, die zukünftige Nutzung des Flugplatzes zu erproben landete zudem erstmals ein Airbus A400M in Celle.

Im Jahr 2018 erfolgte der Sprung in die nächste Phase: Das Ausbildungs- und Übungszentrum Luftbeweglichkeit etablierte sich im Regelausbildungsbetrieb.

Der Übergang in den – zunächst noch eingeschränkten – Regelbetrieb stellte einen weiteren Meilenstein für das Ausbildungs- und Übungszentrum dar. Mit einem Übungsdurchgang der Zweibrückener Fallschirmjäger, unterstützt durch niederländische Hubschrauber, der Luftlandeübung „Flammenträger“ der Seedorfer Fallschirmjäger und abschließend mit der Übergabe des Kommandos über die Flugbetriebsstaffel von Oberstleutnant Schulz an Hauptmann Erler im März endete ein betriebsames erstes Quartal.

Celle unterstützte im Spektrum Luftbeweglichkeit bei einer Reihe größerer Vorhaben: neben Schießvorhaben mit Hubschraubern vom Typ AH-64 Apache während der Übung HWIC Strike (Helicopter Weapons Instructor Course) waren insbesondere die Großübungen „Schneller Adler“ sowie „Redskin Strike“ und „Falcon Autumn/Green Griffin“ wichtig. Im Mai präsentierte sich das Ausb/ÜbZLbwglk auf der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung in Berlin im Schulterschluss mit dem Internationalen Hubschrauberausbildungszentrum.  Im Juni landete zudem die C-160 Transall 50+81 nach ihrem letzten Flug in Celle. Nachdem sie außer Betrieb genommen wurde, wurde das Luftfahrzeug als sogenanntes „Schulungs- und Ausbildungsgerät“ genutzt. Mit „AMTEC 01“, wie sie nun genannt wird, ist der Anfang gemacht. Ebenfalls eine wertvolle Ergänzung für den Standortübungsplatz entwickelt sich während eines gemeinsamen Projektes mit Pionieren des Heeres: die für die luftbewegliche Infanterie vorgesehene Raumkampfanlage „Wagners Hof“ entsteht!

Das Jahr 2019 zeigte ein breites Spektrum an Ausbildungsmaßnahmen von der Einsatzvorbereitung bis zur freilaufenden Großübung: Celle bewies sich hier als Partner im nationalen und multinationalen Umfeld.

Mit der Planübung „White Griffin“, der freilaufenden Großübung „Green Griffin“, dem „European Falcon“ und der Serie „Red Skin Strike“ stützen sich bi- und multinationale Übungen auf das Air Manoeuvre Training and Exercise Center „AMTEC“ ab. Auch darüber hinaus wurde Celle als internationaler Anknüpfungspunkt interessant: für das NATO-Rahmennationenkonzept (Framework Nations Concept, kurz: FNC) wurden Informationsveranstaltungen angeboten, die interessierten Nationen einen Einblick zur Einbindung in das Cluster „Air Manoeuvre Training“ geben sollten.

In der Unterstützung der Einsatzvorbereitung für den MINUSMA-Einsatz (Multidimensionale Integrierte Stabilisierungsmission der Vereinten Nationen in Mali) übten Infanteristen und Heeresaufklärer gemeinsam mit Hubschraubertypen der Bundespolizei, die wiederum auch von anderen Nationen im Einsatz geflogen werden. In verschiedenen Übungsdurchgängen etablierte und festigte sich die Zusammenarbeit mit den unmittelbaren Partnern, den Ausbildungseinrichtungen des Heeres. So fand erstmalig ein Teil der durch die Infanterieschule Hammelburg durchgeführten Offizierausbildung der Fallschirmjägertruppe, der Offizierlehrgang 3 B, in Celle statt, begleitet von verschiedenen Besuchen, unter anderem dem des Generalinspekteurs der Bundeswehr. Gemeinsam mit dem Übungszentrum Infanterie und dem Fallschirmjägerregiment 26 gelang es zum Jahresbeginn, deutlich über den Zugrahmen hinausgehend mit bis zu drei Kompanien zu üben. In der Simulationslandschaft wurden hierfür über 170 Simulationsplätze als Netzwerk im Virtual Battle Space verknüpft. Das war vier- bis fünfmal mehr als üblich und stellte sowohl Deutschland- als auch europaweit ein absolutes Novum dar. Mit dem Aufbau und der Inbetriebnahme der neuen Rundumsicht-Radaranlage „ASR-S“ wurde zudem ein wichtiger Teil der Infrastruktur des Heeresflugplatzes Wietzenbruch zukunftsfähig aufgestellt. Wir erinnern uns alle an diesen Tag, genau heute vor zwei Jahren, war er nicht nur geprägt durch die Übergabe des Radars, sondern auch durch den Absturz eines Hubschraubers des IntHubschrAusbZ in Aerzen im Landkreis Hameln-Pyrmont und dem Tod der 25-jährigen Pilotin.

Das Jahr 2020: Corona-Pandemie als gesamtgesellschaftliche Herausforderung. Bei uns war es Auftragserfüllung unter schwierigen Bedingungen.

Binnen Wochen war Deutschland im Lockdown. Die Wirkung war auch in Celle-Wietzenbruch spürbar. Großübungen wurden abgesagt, die regulären Übungsdurchgänge galt es anzupassen. Dies war insbesondere mit Blick auf die Einsätze wichtig: im Rahmen der Rotte-Schwarm Übungsdurchgänge unterstützte das Ausbildungs- und Übungszentrum Luftbeweglichkeit beispielsweise die Einsatzvorbereitung „Resolute Support“ in Afghanistan. Flugmedizinisches Personal und Feldjäger übten auf dem Standortübungsplatz Scheuen. Die Unterstützung der Einsatzvorbereitung „MINUSMA“ konnte für die Gebirgsjägertruppe als Multiplikatorenausbildung erfolgen. Trotz erschwerter Bedingungen wurde die Ausbildung sehr gut angenommen und wiederholt angefragt. Im Sommer unterstützte Celle dann bei der Ausbildung junger Luftfahrzeugführer: das Internationale Hubschrauberausbildungszentrum Bückeburg stützte sich aufgrund von Baumaßnahmen für einige Monate für Ausbildung und Einsätze auf den Heeresflugplatz Celle ab. Wie im Vorjahr fand zudem ein Teil des Offizierlehrgang 3 B der Fallschirmjägertruppe in Celle statt. Unterstützt von amerikanischen Black-Hawk-Hubschraubern übten die jungen Offiziere die Grundlagen luftbeweglicher Einsätze. Fallschirmjäger und luftbewegliche ABC-Abwehrkräfte übten Ende des Jahres den luftgestützten Einsatz unter chemischer Bedrohung.

Gefordert haben aber nicht nur Ausbildung, Übung und Flugbetrieb, denn auch die Einsatzbereitschaft galt es zu halten und zu verstärken. Sei es durch Unterstützung vor Ort in dem Celler Gesundheitsamt, durch Bereitschaftsdienst an den Wochenenden oder auch tagtäglich hier in der Immelmann-Kaserne durch Koordination, Planung, Beratung und Organisation. Mit der grundlegenden Überarbeitung und teilweisen Neuaufstellung des Alarmwesens gelang es, eine fundamentale und tragfähige Verbesserung der Alarmierungs- und Führungsfähigkeit zu erreichen.

Der größte Fähigkeitsgewinn in diesem Jahr war indes die Weiterentwicklung im Bereich Simulations- und Gefechtsstandbetrieb. Mit Unterstützung des Ausbildungskommandos wurden im ersten Halbjahr freie Mittel umgesteuert, die im Jahr 2016 nicht erfolgte technisch-materielle Anschubfinanzierung kompensiert und die seit 2019 andauernde Verzögerung des Rüstungsprozesses aufgefangen. Schnell und effektiv wurde die seit Aufstellung bestehende materielle Lücke interimsweise geschlossen und die virtuell-simulationsgestützte Ausbildung für die nächsten Jahre tragfähig, realitätsnah, innovativ und für das nationale und multinationale Luftbeweglichkeitsumfeld attraktiv aufgestellt. Die virtuellen Ausbildungskapazitäten wurden vervierfacht und die technischen Voraussetzungen für den Sprung in die nächste Generation virtueller Realität „VBS4“ geschaffen.

Überaus erfolgreich gestaltete sich zudem die Übernahme des Heeresflieger-, Gefechtsführungs- und Informationssystem (HERGIS) im II. und III. Quartal des Jahres. Dadurch wurde das Zentrum besser befähigt, Aufgaben sowohl für die Truppen-/Teamausbildung als auch für die lehrgangsgebundene Ausbildung luftbeweglicher Kräfte zu erfüllen. Autarkie und Effizienz wurden deutlich erhöht, Individualausbildung mit Inhalten „Air Manoeuvre Tactical Leadership Training“ bruchfrei fortgeführt und Synergieeffekte mit dem Internationalen Hubschrauberausbildungszentrum erzielt.

Das Jahr 2021: Auch über den Jahreswechsel hinaus bestimmte die Pandemie alle Bereiche des sozialen, gesellschaftlichen und beruflichen Lebens. So auch die Bundeswehr und so auch uns hier in Celle. Mund-Nasen-Masken, Abstandswahrung, Tests waren beinahe normaler Bestandteil des Lebens. Vorkehrungen für die Aufnahme repatriierter Soldatinnen und Soldaten in der Immelmann-Kaserne wurden getroffen. Soldaten aus dem Fliegerarztbereich leisteten über den Jahreswechsel hinaus Amtshilfe im Celler Gesundheitsamt. Die im ersten Quartal mit den niederländischen Streitkräften geplanten Übungen „Red Skin Strike“ und „Hydra Guard“ wurden pandemiebedingt abgesagt. Gleichwohl wurde der Auftrag an anderer Stelle immer noch unter erschwerten Bedingungen erfüllt. Von den 12 ursprünglich geplanten internen Übungsdurchgängen konnten bis zum heutigen Tag 11 Durchgänge durchgeführt werden. Erstmalig nach mehrjähriger Verzögerung auch Soldaten der niederländischen luftbeweglichen Infanterie und heute Morgen abgeschlossen erstmalig eine Verbandsübung für das Kampfhubschrauberregiment 36 mit Teilen des Regiments 30.

Ich könnte nun an dieser Stelle noch Dutzende weiterer Unternehmen und Vorhaben ansprechen, an denen wir beteiligt waren. Große wie kleine. Erfolge oder Rückschläge, ja, auch die gab es. Die Vielzahl an Aufträgen, Ereignissen und Maßnahmen, die unser dienstliches Leben in den letzten Jahren geprägt haben, würden jedoch den Rahmen des Appells sprengen. Unter dem Strich ist jedoch festzuhalten, dass die Erfolge weitaus überwogen.

Nachdem ich die letzten Jahre uns Jahr für Jahr nun nochmal vor Augen geführt habe, möchte ich noch eine Gesamtbetrachtung durchführen.

Der aktive Personalumfang des Ausbildungs- und Übungszentrums Luftbeweglichkeit hat sich nur geringfügig weiterentwickelt. Von 168 Dienstposten im Jahr 2016 auf 180 DP im Jahr 2018, seitdem keine Erhöhung des Personalumfangs. Demgegenüber steht eine starke Entwicklung im Bereich unseres Reservekorps. Waren es im Jahr 2016 zunächst noch 3 beorderte Reservisten, so verfügen wir nach 5 Jahren mit 26 fest Beorderten über mehr als das Achtfache. Waren es im Jahr 2016 zunächst noch 0 Wehrübungstage leisten in diesem Jahr unsere Reservisten insgesamt 2100 Wehrübungstage. Ein Zeichen, dass es ohne eine Reserve nicht geht. Nicht nur, um zu verstärken und zu entlasten, sondern auch um Personaldefizite aufzufangen.

Auch die Anzahl der Übungsdurchgänge, ob Zug-Kompanie Durchgänge leichter Infanterie, Rotte-Schwarm Durchgänge der Heeresflieger, ob Einsatzvorbereitende Ausbildung für den Kontingenteinsatz oder Unterstützung von Übungsvorhaben luftbeweglicher Verbände und Großverbände für LV/BV. Die Auslastung und zunehmende Akzeptanz des Ausb/ÜbZLbwglk bei den Bedarfsträgern ist nicht mehr wegzudiskutieren. Ein gemeinsamer Erfolg mit insgesamt 58 Übungsvorhaben, bei denen Fallschirmjäger, Heeresflieger, Aufklärer, Jäger und Gebirgsjäger, Luftwaffe, Pioniere, sowohl deutsche Soldaten als auch Alliierte und europäische Partner und eine Vielzahl anderer Kräfte beteiligt waren. Die stetig steigende Auslastung des Heeresflugplatzes gemessen an den Flugstunden und den Gesamtflugbewegungen erlaubt darüber hinaus auch hier eine positive Zukunftsprognose. Die Übungsplanung der Jahre 2021 bis 2023 belegen dies.

Gedenken an verstorbene Kameraden

Kameradinnen und Kameraden, meine Damen und Herren,

zum Abschluss meines Rückblicks möchte ich uns auch die Ereignisse in Erinnerung rufen, die zu den tragischen Vorfällen unseres noch jungen Truppenteils gehören und in den letzten 5 Jahren uns Anlass zur Trauer gaben.

Vor wenigen Tagen (24.06.) jährte sich zum vierten Mal der Todestag unseres ehemaligen Technischen Offiziers OFR Jan-Hermann Prüser. Oberfähnrich Prüser, seit Mai 2017 eingesetzt als Technischer Offizier des Ausbildungs- und Übungszentrums Luftbeweglichkeit, erlitt am Abend des 24.06.2017 einen tödlichen Motorradunfall. Auf dem Weg zu einem Treffen mit Kameraden fuhr Oberfähnrich Prüser kurz nach 18 Uhr von seinem Wohnort Wietzendorf in westliche Richtung los. Um 18:40 Uhr geriet er auf der A 27 in Fahrtrichtung Cuxhaven auf der Höhe Langeloh bei einem Überholmanöver auf regennasser Fahrbahn mit seinem Motorrad ins Schleudern, stürzte und wurde gegen die Leitplanke geschleudert. Trotz unverzüglichen Einsatzes von Rettungskräften verstarb Oberfähnrich Prüser noch am Unfallort.

Im Jahr 2019 verstarb unser Kamerad Oberstabsfeldwebel Frank Reichelt, Angehöriger des Leitungsdienstes, hier eingesetzt in der Flugeinsatzzentrale. Nach über einem Jahr teilweise schwerer Krankheitsphasen erlag OStFw Reichelt am Dienstag, den 30. Juli 2019 seinen Leiden.

Auch das Jahr 2020 blieb nicht ohne Schatten. Etwas mehr als ein halbes Jahr ist es nun her, dass wir einen weiteren aus unseren Reihen verloren haben. Am Sonntag, den 13. Dezember 2020 verstarb unser Leiter der Geoinfoberatungsstelle, Herr Oberregierungsrat Detlef Paul Kaschperk, überraschend in seinem Haus hier in Celle in Folge eines Herzinfarktes.

In Gedenken an drei gute Männer und Kameraden bitte ich Sie, mit mir zusammen eine Schweigeminute zu halten.

Ich danke Ihnen.

Ausblick

Wollen wir den Blick in die Zukunft richten. Wäre es ein normaler Quartalsappell, so würde ich Ihnen nun kurz skizzieren, welche besonderen Herausforderungen in den nächsten drei Monaten auf uns zukommen würden. Da am heutigen Appell der Blick 5 Jahre in die Vergangenheit gerichtet wurde, so möchte ich nun einen Ausblick auf das Jahr 2026 geben. Hier ein (optimistischer) Blick auf die nächsten fünf Jahre. Wo wollen wir am 01.07.2026 anlässlich des Jubiläums „10 Jahre Ausb/ÜbZLbwglk“ stehen?

Der Ausbildungs- und Übungsbetrieb hat den positiven Trend, der seit Aufnahme des Regelausbildungsbetriebes im Jahr 2018 zu verzeichnen war, bruchfrei fortgesetzt. Die Be-wertungen seitens der Übungstruppe und der Mehrwert, den die Truppe gewinnt, bewegen sich auch im 10. Jahr der Ausbildungseinrichtung im deutlich überdurchschnittlichen Bereich. Für den Kompetenzaufbau und –erhalt Luftbeweglicher Kräfte hat sich das Ausb/ÜbZLbwglk als feste, leistungsstarke Plattform weiter etabliert.

(Gliederung, Unterstellung und Personal) Das Ausb/ÜbZLbwglk ist unverändert dem AusbKdo unterstellt. In Teilbereichen wurde die Personalstruktur nach hartem Kampf entsprechend dem Bedarf der Ausbildungseinrichtung angepasst. Im Stab ist bereits seit mehreren Jahren in der Abt S3 ein StOffz ausgebracht. Die im Jahr 2021 noch gesperrten Dienstposten sind mittlerweile geöffnet. Dabei wurden u.a.m SimGefStdBtrb die EUA Trps umgewandelt und als Dienstposten geöffnet und das VDN-Team 2 des Leistungsdienstes wurde ebenfalls aktiviert. Der StvKdr und Verantwortliche Flugbetrieb sowie der Flugsicherheitsstabsof-fizier sind fliegerische Dienstposten.

(Ausbildungsmittel und Simulationssysteme) Wenige Monat nach dem fünfjährigen Jubiläum, im 2. Halbjahr 2021 wurde die Weisung zur Umsetzung von Teil 1 und Teil 2 der Initiative erlassen. Damit befinden sich die virtuellen Simulationssysteme und das Gefechtsstandmaterial in Regenerationsfähigkeit. Für die praktische Ausbildung luftbeweglicher Kräfte wurden schrittweise seit dem Jahr 2022 die Mock-Ups NH-90, CH-53, CH-47 und A400M gefertigt und geliefert. Die FFF SimVbu Lbwglk wurde im Jahr 2022 gezeichnet und befindet sich seit dem Jahr 2023 in Hinblick auf Teil 3 und 4 der Realisierung.

(Multinationalität) Ausb/ÜbZLbwglk hat sich bis zum Jahr 2026 als multinationale Ausbildungseinrichtung etabliert. Die 11. Airmobile Brigade der Niederländischen Streitkräfte ist ein fester und regelmäßig wiederkehrender bzw. ÜbTr entsendender Großverband, der mindestens zwei Mal pro Jahr präsent ist. Die NLD SK haben im Zuge des FNC den Status einer Partnernation erlangt. Weitere Nationen, unter anderem Großbritannien, nehmen mit Beobachtern und mit Übungstruppe regelmäßig an ÜbDg teil.

(Infrastruktur) Die Start- und Landebahn des FlPl CELLE wurde bereits saniert und der FlPl CELLE insgesamt als Flächenflugplatz erhalten. Die infrastrukturellen Sekundärbedarfe für den Flugbetrieb wurden anerkannt und bereits mit HHM und Planungen hinterlegt. Die für das Ausb/ÜbZLbwglk im Übungsbetrieb erforderliche Unterkunftsgebäude erfahren in diesem Jahr ihren „Spatenstich“, nachdem im Jahr 2021 der generelle Vorbehalt gegenüber dem Ausb/ÜbZ ausgeräumt wurde.

Kameradinnen und Kameraden, meine Damen und Herren, was lässt sich nach 5 Jahren festhalten?

Das Zentrum hat seine Aufträge erfüllt. Trotz teilweise schwieriger Lagen, in denen uns nur wenig geschenkt wurde. Manches, was für die Auftragserfüllung erforderlich war, musste hartnäckig erkämpft werden. Ein Kampf, der unverändert andauert und uns die nächsten Jahre auch noch begleiten wird. Ein Kampf, den wir jedoch bislang für uns entscheiden konnten, weil ein entscheidender Vorteil von Beginn an auf unserer Seite war: Unter dem Symbol der Luftbrücke bildete sich in der Celler Garnison ein Team, das in punkto Leistungswillen, Engagement, Kreativität, innovativem Denken und professioneller Schaffenskraft seinesgleichen sucht. Ein Zusammenwirken von 11 Truppengattungen des Heeres und Soldaten der Luftwaffe und der Marine, von Menschen unterschiedlichster Fähigkeiten und Prägungen, ausgerichtet auf ein gemeinsames Ziel. Dies war und ist das eigentliche Kapital unseres Zentrums.

In den kommenden Jahren gilt es nun, dieses Kapital weiter zu investieren, nicht nachzulassen und das Ziel weiter fest im Blick zu halten. Unter dieser Voraussetzung wird das Celler Team – getreu seinem Schlachtruf “Gemeinsam – stark!” – alle Herausforderungen meistern und erneut stärker aus dem hervorgehen, was noch vor ihm liegt.

Allen Angehörigen des Ausbildungs- und Übungszentrum Luftbeweglichkeit danke ich für Ihr unermüdliches Engagement, ihre Tatkraft und ihre Kreativität. Zu unserem ersten Jubiläum wünsche ich uns allen, die wir hier und jetzt stehen und auch denjenigen, die heute nicht hier seien können, dass wir gemeinsam die Herausforderungen meistern werden.

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