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Mit Biosimilars über fünf Millionen Euro einsparen – Interview zum BARMER Arzneimittelreport

  • Celle

CELLE. Einmal im Jahr stellt die Krankenkasse BARMER ihren Arzneimittelreport vor. Darum geht es in unserem heutigen Interview mit Heike Sander, der Landeschefin der Krankenkasse BARMER in Niedersachsen und Bremen.

Celler Presse.de: Sie blicken mit Ihrem BARMER Arzneimittelreport auf das Jahr 2020 zurück, ein ganz besonderes Jahr?
Heike Sander: Ganz genau, 2020 stand ganz unter dem Zeichen der SARS-CoV-2-Pandemie, die ambulantes und stationäres Versorgungsgeschehen prägte. Das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung berichtet, dass mit dem Beginn der Coronapandemie im März 2020 die Zahl der ambulanten Behandlungsfälle bis Ende Mai im Vergleich zum Vorjahr um bis zu 23 Prozent gesunken war. Mit drei Prozent lag die Gesamtfallzahl von Ende Mai bis zum 30. Juni dann wieder leicht über der Fallzahl des Vorjahreszeitraums, um mit dem zweiten Lockdown ab November 2020 erneut deutlich nachzugeben. Mit Beginn des vierten Quartals stiegen die Gesamtfallzahlen gegenüber dem Vorjahr zwar zunächst leicht an (mit einem Plus von 6,3 Prozent), waren dann ab Anfang November aber mit einem Minus von bis zu 4,5 Prozent gegenüber den Vorjahresmonaten wieder stark rückläufig.

Celler Presse.de: Und was hat das dann für die Arzneimittelversorgung und ganz besonders für die Ausgaben bedeutet?
Heike Sander: Den Ausgabenanstieg bei ambulant verordneten Arzneimitteln hat die Pandemie nicht verhindert. 75 Prozent der Versicherten sind 2020 mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln für durchschnittlich 1.023 Euro behandelt worden. Die Ausgaben für Arzneimittel pro BARMER-Versicherten waren 2020 um vier Prozent höher als im Vorjahr. 2020 wurden für BARMER-Versicherte 7,0 Milliarden Euro und damit 172 Millionen Euro mehr für Arz­neimittel aufgewendet als 2019.

Celler Presse.de: Der BARMER Arzneimittelreport beschäftigt sich auch mit dem Thema Biosimilars, worum geht es da genau?
Heike Sander: Ein Biosimilar ist ein biologisches Arzneimittel, das eine Version des Wirkstoffs eines im Europäischen Wirtschaftsraum bereits zugelassenen biologischen Arzneimittels, also des Referenzarzneimittels, enthält. Die Ähnlichkeit zum Referenzarzneimittel in Qualität, biologischer Aktivität, Sicherheit und Wirksamkeit wird für jedes Biosimilar durch einen umfangreichen direkten Vergleich sichergestellt. Ein Biosimilar ist dem Referenzarzneimittel strukturell und funktionell so ähnlich, dass es keine klinisch relevanten Unterschiede in Sicherheit und Wirksamkeit gibt.

Celler Presse.de: Und wie werden diese Biosimilars eingesetzt?
Heike Sander: Das ist ganz unterschiedlich.Beim Einsatz biotechnologisch hergestellter Arzneimittel und ihrer Nachahmerprodukte, den sogenannten Biosimilars, gibt es erhebliche regionale Unterschiede, wie der BARMER Arzneimittelreport 2021 belegt. In Niedersachsen liegt die Biosimilars-Quote bei 27 Prozent, in Bremen etwa bei 21 Prozent.

Celler Presse.de: Was könnte der gezielte Einsatz von Biosimilars wirtschaftlich bewirken?
Heike Sander: Angesichts steigender Arzneimittelausgaben bleibt der Druck sehr hoch, eine bestmögliche Versorgung zu bezahlbaren Preisen zu gewährleisten. Biosimilars sind hier ein zentraler Baustein. Denn ein Biosimilar ist bis zu 40 Prozent günstiger als das Originalpräparat. Durch die Verwendung dieser Nachahmerprodukte hätten der gesetzlichen Krankenversicherung in Deutschland im vergangenen Jahr 71,8 Millionen Euro eingespart werden. Allein in Niedersachsen lag das Einsparpotenzial im vergangenen Jahr bei fast 5,9 Millionen Euro, in Bremen bei 0,2 Millionen Euro.

Celler Presse.de: Wie können Versicherte von den Einsparungen profitieren?
Heike Sander: Die eingesparten Mittel können in andere innovative Medikamente fließen und könnten so dann den Versicherten zugutekommen.

Celler Presse.de: Wie sieht es denn insgesamt bei der Kostenlage im Arzneimittelbereich aus?
Heike Sander:Die Gesamtausgaben für Arzneimittel zur Behandlung BARMER-Versicherter betrugen in 2020 deutschlandweit 7,0 Milliarden Euro. Im Vergleich dazu betrugen die Ausgaben vor sechs Jahren, also im Jahr 2014, 5,6 Milliarden Euro. Dies entspricht einer Steigerung der Arzneimittelausgaben für BARMER-Versicherte um 1,4 Milliarden Euro über sechs Jahre, das ist ein Plus von 25 Prozent. Damit beträgt die durchschnittliche jährliche Steigerungsrate der Arzneimittelausgaben der BARMER 4,2 Prozent. Absolut betrachtet wurden für BARMER-Versicherte 2020 über 172 Millionen Euro mehr für Arzneimittel aufgewendet als 2019. Pro Person kamen 2020 genau 700 Euro in Niedersachsen zusammen.

Celler Presse.de: Wo gibt es mehr Informationen zum Arzneimittelreport?
Heike Sander: Der komplette BARMER Arzneimittelreport 2021 steht unter zur Verfügung: www.barmer.de/p017179

Celler Presse.de: Vielen Dank für das Gespräch

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