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Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter in der Lüneburger Heide – Museumsdorf Hösseringen bereitet neue Dauerausstellung vor

HÖSSERINGEN. Das Museumsdorf Hösseringen bereitet eine neue Dauerausstellung vor: Das Projekt „Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter in der Lüneburger Heide“ soll in diesem Jahr mit einer Ausstellung im Langspeicher des Brümmerhofes abgeschlossen werden.

Begonnen hatte alles vor einigen Jahren mit dem Fund einer Inschrift eines Kriegsgefangenen auf einem Fensterladen des Brümmerhof-Speichers: „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. Arthur Clas[?]e. Kriegsgefangenen-Lager Soltau, Brümmerhof, den 25. März 1916 … Adieu.“ Wenn sich auch die Identität des Kriegsgefangenen aufgrund des unleserlichen Nachnamens nicht herausfinden lässt, so ist die Inschrift dennoch eine wichtige Quelle für den massenhaften Arbeitseinsatz von Kriegsgefangenen in der Landwirtschaft der Lüneburger Heide während des Ersten Weltkrieges. „Für uns ist dies ein Nachweis, dass sich ein Kriegsgefangener in diesem Speicher aufgehalten hat und wohl dort untergebracht war. Wir haben den Fund zum Anlass genommen, das Thema intensiver zu betrachten“, so Museumsleiter Dr. Ulrich Brohm. Das Museumsdorf Hösseringen nimmt damit eine Vorreiterrolle ein, denn bislang steht dieser Forschungsbereich noch nicht im Fokus der Freilichtmuseen.

„Ohne den Einsatz von Kriegsgefangenen wäre die landwirtschaftliche Produktion in beiden Weltkriegen nicht aufrecht zu erhalten gewesen“, betont der Museumsleiter. Die Beziehungen zwischen den Gefangenen und ihren hiesigen Familien waren im Ersten Weltkrieg mitunter freundschaftlich, nicht selten kam es vor, dass man in Kontakt blieb. Ein Beispiel dafür ist ein Foto des belgischen Kriegsgefangenen Raoul Duveau, das dieser 1920 an eine Familie in Hohnstorf a. d. Elbe als Neujahrsgruß geschickt hat. Er hatte während des Ersten Weltkrieges auf deren Hof gearbeitet.

Anders war es im Zweiten Weltkrieg. Damals war die Behandlung der Kriegsgefangenen und ausländischen Zwangsarbeiter je nach Nationalität sehr unterschiedlich. Sogenannte „Polen-“ und „Ostarbeitererlasse“ reglementierten das Arbeiten und Leben der „slawischen Untermenschen“ aufs Schärfste. Eine grausame Konsequenz der nationalsozialistischen Rassenideologie war das Massensterben russischer Kriegsgefangener bei Munster und Bergen-Belsen im Winter 1941/42. In der Ausstellung wird es deshalb auch Hinweise auf Gedenkstätten wie Bergen-Belsen geben. Manche Belege, wie etwa ein Foto polnischer Zwangsarbeiter in Hambrock vom Sommer 1943, wirken auf den ersten Blick fast harmlos. Erst beim genaueren Betrachten ist festzustellen, dass fast alle Arbeiter das stigmatisierende „P“-Abzeichen verbergen. „Anhand solcher Quellen sollen Einzelschicksale dargestellt werden“, so Brohm. Zwar waren die Lebensverhältnisse in der Landwirtschaft etwas besser als in der Industrie und auf vielen Höfen erfuhren die Arbeiter eine menschliche und gerechte Behandlung. Doch es gibt eben auch andere Beispiele und jedes Aufbegehren konnte tödliche Folgen haben. Vor allem der Landkreis Uelzen zeichnete sich durch einen besonders rigiden Umgang mit Kriegsgefangenen und Zivilarbeitern aus.

Die Erarbeitung der Ausstellungsinhalte sowie die inhaltliche Konzeption wurde von der kursiv | text – objekt – raum GmbH aus Dresden übernommen, unter Mithilfe der Geschichtswerkstatt Uelzen. Die Ausstellungsgestaltung obliegt dem Mäder/Haslbeck design studio aus Halle/Saale. Die Eröffnung ist für den Sommer geplant.

PR
Fotos: Museumsdorf Hösseringen

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