Samstag, 7. September 2024

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„Seid solidarisch mit Israel“  –  Niedersächsischer Antisemitismusbeauftragter referiert im Evangelischen Bildungszentrum Hermannsburg

Sich gerade jetzt solidarisch zu zeigen mit Israel, lautete die Kernbotschaft des Niedersächsischen Antisemitismusbeauftragten und Theologen Prof. Dr. Gerhard Wegner. Der Arbeitskreis Christen und Juden in Hermannsburg hatte unter Leitung des Vorsitzenden Albrecht Schack den sogenannten „Israel-Sonntag“, der im Kalender der Evangelischen Kirche in Deutschland am 10. Sonntag nach Trinitatis begangen wird, zum Anlass genommen, den ehrenamtlich tätigen Beauftragten der Niedersächsischen Landesregierung einzuladen, um zum Thema „Kirche und Synagoge – wie verhält sich unsere Kirche zum Antisemitismus heute?“ zu referieren.

Vor rund 70 Interessierten arbeitete Gerhard Wegner im Evangelischen Bildungszentrum Hermannsburg heraus, wie zu unterscheiden sei zwischen Kritik an Israel und Antisemitismus: „Natürlich darf man Israel kritisieren, nur diese Kritik darf sich nicht auf alle Jüdinnen und Juden beziehen.“ Tatsächlich werde die existenzgefährdende derzeitige Situation nicht wirklich anerkannt und letztlich von jüdischen Menschen Passivität und Toleranz gegenüber ihren Mördern eingefordert – dieses sei ein altes antisemitisches Stereotyp.

Wer sich kritisch äußern wolle, der solle dieses aus Liebe zu Israel tun. Oft werde Kritik an der Politik Israels allerdings nur als Alibi benutzt, um die Existenz des Staates Israel in Frage zu stellen. Wegner übt das Amt des Antisemitismusbeauftragten seit Februar 2023 aus. „Ich habe viele Erfahrungen gemacht und möchte diese mit Ihnen teilen“, berichtete er. Nach dem 7. Oktober 2023 sei Solidarität mit Israel nicht mehr so selbstverständlich wie davor. Als Beispiele für das Infragestellen allen Jüdischen nannte er verbale Angriffe auf jüdische Sportler während der Olympischen Spiele in Paris, die Forderung, Israel vom diesjährigen Eurovision Song Contest in Schweden auszuschließen, oder die Täter-Opfer-Umkehr in hiesigen politischen Debatten.

Auch die Mitglieder des veranstaltenden Arbeitskreises nehmen in ihrem Umfeld, auch in Kreisen der Kirche, antisemitische Untertöne wahr: „Bei all unseren Bemühungen um ein gutes, der Würde der Juden unter uns angemessenes Verhältnis haben wir oft den Eindruck, dass bei vielen Menschen, auch in unserer Kirche, – meist unbewusst – die Prägungen noch nachwirken, die frühere Generationen in ihren Gefühlen gegenüber den Juden auf verschiedene Weise aufgedrückt bekamen“, sagte Albrecht Schack in seiner Begrüßungsansprache.

Dagegen werde heute in der Kunst und auch in einigen Bereichen der theologischen Literatur versucht, bewusst zu machen, „wie viel Gemeinsames Juden und Christen haben“. Als Anschauungsbeispiel fanden alle Gäste auf ihren Plätzen eine Postkarte vor, die die Skulptur „Synagoga and Ecclesia In Our Time“ von Joshua Koffman aus dem Jahr 2015 abbildet, eine Vision für die Begegnung von Juden und Christen in Zukunft. Zwei gleichaussehende Frauen sitzen nebeneinander, beide halten Heilige Schriften in Händen, die eine die Thora, die andere die Bibel, geschaut wird nicht auf das eigene Dokument, die Blicke der Christin richten sich auf die Thora, die der Jüdin auf die Bibel.

„Nehmen Sie die Abbildung dieser Skulptur mit, tragen Sie sie in Ihre Häuser und Freundeskreise und sprechen Sie darüber“, gab Albrecht Schack den Gästen mit auf den Weg.

Anke Schlicht
Celler Presse
Fotos: Anke Schlicht

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