Donnerstag, 20. März 2025

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Den Zeitgeist eingefangen – „Vielfalt ist Schönheit“ des BBK eröffnet

Sollte irgendwann in ferner Zukunft mal die Frage auftauchen, „ja, was war denn da so zwischen 2020 und 2025?“. Drei Exponate der gestern mit einer sehr gut besuchten Vernissage eröffneten Winterausstellung des Bundes Bildender Künstler und Künstlerinnen (BBK) Celle könnten rückblickend präzise Auskunft geben. Martina Kleinert hat die Suche nach Identität mit ihrem Werk „Diversity“ auf den Punkt gebracht.

Diesem mit Hilfe von KI generierten Foto, das zwei junge Frauen zeigt, kann man sich nicht entziehen, ihr selbstbewusster, aber völlig unaffektierter Blick in die Kamera fordert das Betrachten heraus, die Tattoos wirken gleichsam als eigenes Element, unterstreichen aber auch die dem Bild eigene Ästhetik. Eine solche wohnt ebenfalls der Photographie inne, die Erika Ehlerding „R.W.“ überschrieben hat. Ohrringe und Kopfschmuck, wie man ihn von Frauen kennt, dazu Schnurrbart und behaarte Brust. R.W. fühlt sich offensichtlich wohl in der Uneindeutigkeit, Haltung und Mimik sprechen ihre eigene Sprache, pures Selbstverständnis und Berauschen an der eigenen besonderen Form der Schönheit.

Auch der Vorsitzende des BBK Celle, Bildhauer Norbert Diemert, hat sich für sein Exponat „Arm + Faust“ eines Materials bedient, dem durchaus etwas Luxuriöses und in jedem Fall das Attribut schön anhaftet. Diemert konterkariert das Image des edlen Marmors, formt es zur Faust und schmückt das Handgelenk mit einem Armband in Regenbogenfarben: Er hat den Platz für die Beschreibung des Werks mit wenigen Worten ausgefüllt, „Durchsetzungskraft für die Vielfalt in unserer Gesellschaft“ ist dort zu lesen, doch das Exponat spricht für sich, hat keine Erklärung nötig.

Dieses gelingt nicht allen ausgestellten Bildern, Skulpturen, Photographien und Objekten, die sich dem diesjährigen Motto „Vielfalt ist Schönheit“ gewidmet haben. „Herausfordernd und provokativ“ nennt der Winser Künstler Jens Hemme das gewählte Thema und bestätigt damit das von Diemert der Einführung vorangestellte Statement: „Mancher mag den Kopf schütteln über so ein Motto. Aber es ist so provokativ, dass es eine Ausstellung wert ist.“ Provokation findet sich in der Schau keine, vielmehr sind es mannigfache Interpretationen der Überschrift, in der oft der Begriff der Schönheit den Ton angibt. Die „Mona Lisa“ ist wie kaum ein anderes Gemälde deren Inbegriff, Horst G. Brune nutzt das makellose Image, um Gesichter der Celler und internationalen Gesellschaft in Acryl auf Leinwand zu bannen. Brune geht es um das Hier und Jetzt, was er von den alten Meistern hält, ist abzulesen an den zu Karikaturen verzerrten Motiven der Kunsthistorie.

Direkt neben den in Publikumsform aufgereihten, klar zuzuordnenden Gesichtern hängt sehr passend eine großformatige Bildkomposition von Heidrun Pfalzgraf, die zwar durch und durch abstrakt daherkommt, aber dennoch bei genauem Hinsehen eine ganz andere Art von Antlitzen, verfremdet und unpersönlich, aber dennoch menschlich, aufweist. Pfalzgraf hat sich der Collage-Technik bedient, sich eigener Werke entledigt, indem sie sie zerriss und die Bruchstücke neu zusammensetzte. Die immense Größe und Farbintensität setzt die eigenwillig verbundenen Einzelteile in Szene und erzielt Wirkung.

Nahezu beruhigend und harmonisch dagegen das Werk ohne Titel von Udo Strohmeyer, „alles Gegenständliche löst sich auf in der Vielfalt der Farben“, schreibt er. Die von zahlreichen BBK-Mitgliedern als Motiv gewählte Natur lässt sich auch in diese abstrakte Komposition aus Ölfarben hineininterpretieren. Beunruhigender dagegen der „Naturraum“ von Jens Hemme, die Materialien Acryl auf Öl, Graphit und Bitumen auf Leinwand bürsten die Blumen gegen den Strich.

Ob die gezeigten Exponate eine Vielfalt an Impulsen auslösen, wie es der Laudator Jürgen Paschke in seiner Einführungsrede ansprach, muss jeder Kunstinteressierte beim Besuch dieser sehenswerten Schau für sich entscheiden.

76. Jahresausstellung BBK Celle bis zum 12. Januar 2025 in der Gotischen Halle des Schlosses. Geöffnet: Di-So 12:00 – 15:30 Uhr.

Anke Schlicht
Celler Presse
Fotos: Anke Schlicht

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