Sonntag, 16. März 2025

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Neustädter Grundschule – „Lernen in einem unzumutbaren Umfeld“

Gerade sprach der Fachbereichsleiter Bildung Stefan Nerreter in seinem Sachstandsbericht zur Grundschulsituation in Celle von „einem großen Meilenstein für die Schulpolitik“ hinsichtlich des Fortgangs der „Schuloffensive“ des Neuen Rathauses. Und dann folgte die Ernüchterung: Stadtelternrats-Vorsitzender Mathias Marsh berichtete im jüngsten Schulausschuss von seiner Begehung der Grundschule (GS) Neustadt: „Der Zustand der Schule Neustadt ist nicht länger tragbar. Die Liste der Mängel ist mittlerweile so lang, dass man kaum noch einen einzelnen Punkt herausgreifen kann.“

Von der Bausubstanz bis zur technischen Ausstattung gebe es unzählige Defizite. Als besonders gravierend stellt sich die Toilettensituation dar: Aufgrund des Hochwassers 2023/2024 wurden die sanitären Anlagen beschädigt und in der Folge Container auf dem Schulgelände aufgestellt: „Diese Container sind eine Zumutung. Sie sind immer wieder verstopft, werden von Fremden genutzt und befinden sich in einer Lage, die für die Kinder schlichtweg unpraktikabel ist.“ Die Kinder müssten bei Wind und Wetter über den gesamten Schulhof laufen, um eine Toilette aufzusuchen. Als Beispiel für ein vergleichsweise einfach zu lösenden Problem führte er fehlende abschließbare Fenstergriffe in den oberen Klassenräumen an. „Die Verantwortung wird dabei auf die Lehrkräfte abgewälzt, die die Aufsichtspflicht haben. Warum werden keine einfachen, aber effektiven Maßnahmen ergriffen, um dieses Risiko zu beseitigen?“

Wem die Ausführungen als regelmäßigem Besucher der Ausschuss-Sitzungen bekannt vorkam, lag richtig. Mathias Marsh weist drauf hin, dass vor rund zwei Jahren die damalige Stadtelternrats-Vorsitzende Jasmin Nemitz bereits auf die Missstände mit Ausnahme der Container aufmerksam gemacht hatte. „Bei der Begehung im Jahr 2022 ist mir eine Ratte über den Fuß gelaufen“, ergänzt Marsh, der entschuldigend für das Neue Rathaus anmerkt, die Wurzel liege im jahrzehntelangen Sanierungsstau.

ANDERE PRIORITÄTEN GESETZT?

Der Dezernent für Bildung und Soziales Sebastian Stottmeier argumentiert, man könne nicht überall gleichzeitig tätig sein. „Wir kennen die Probleme“, erwidert Stefan Nerreter, „wir möchten die Schule umfassend sanieren.“ Für den Mai sei der Start der internen Projektplanung vorgesehen. Es müsse auch hier mit einer Interimslösung gearbeitet werden, während der Sanierung könnten Lehrkräfte und Kinder nicht in der Schule bleiben. Wann genau die Modernisierung beginne, wollte Marsh wissen. „Das können wir nicht sagen, wir nehmen die hier vorgetragenen Probleme mit“, antwortete Sebastian Stottmeier.

Indes ließen sich die Beschlüsse des Rates für vier vom Finanzdezernat initiierte außerplanmäßige Verpflichtungsermächtigungen (Ermächtigungen zum Eingehen von Verpflichtungen zur Leistung von Ausgaben in künftigen Jahren) im Lauf des Jahres 2024 interpretieren, dass einfach andere Prioritäten gesetzt wurden. Inhaltlich zielen diese Verpflichtungsermächtigungen ab auf die Themen „Einrichtung des Neubaus der Katholischen Grundschule in Höhe von 1.000.000 Euro für die Beschaffung von Möblierung“, die Ausstattung der Kindertagesstätten Allerinsel und Boye, zusätzliche Mittel in Höhe von 2.000 000 Euro für den Neubau der Grundschule Westercelle/Bruchhagen sowie die Möblierung der Mensen der Grundschulen Wietzenbruch, Altencelle und Vorwerk in Höhe von 360.000 Euro. Am Ende der Beschlussvorlage heißt es jeweils sinngemäß, eine Deckung könne erfolgen über bereitgestellte Verpflichtungsermächtigungen für die Grundschule Neustadt, deren Sanierung aufgrund von Personalmangel in der Verwaltung erst im Jahr 2025 beginnen könne. Demnach waren Maßnahmen im Jahr 2024 in der GS Neustadt geplant, aber sie wurden verschoben. In der Sitzung kommt dieses nicht zur Sprache.

Stadtelternrats-Vorsitzender Mathias Marsh spricht von einer Schülergeneration, die „in einem unzumutbaren Lernumfeld gelernt habe“ und fordert die Verantwortlichen auf: „Sitzen Sie das Problem nicht länger aus!“

Hierfür gibt es einen weiteren Grund, der ebenfalls im Ausschuss keinerlei Erwähnung findet. Die Elementareinrichtung in der Neustadt steht unter Denkmalschutz und gemäß Niedersächsischem Denkmalschutzgesetz „sind Kulturdenkmale in Stand zu halten, zu pflegen, vor Gefährdung zu schützen und, wenn nötig, instand zu setzen.“

Anke Schlicht
Redaktion Celler Presse
Fotos: Anke Schlicht, Archivbild: Tobias Franke

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