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Wettbewerb zum 100. Geburtstag des Malers und Grafikers Eberhard Schlotter [3.6. 1921 – 8.9. 2014)

  • Celle

CELLE. Zu Gast bei Eberhard Schlotter lautet der Titel eines ausgeschriebenen Kunstwettbewerbs:  Künstlerinnen und Künstler aus Stadt und Landkreis Celle wurden von der Eberhard Schlotter Stiftung aufgefordert, zur Ehrung des 2014 verstorbenen Künstlers sich mit seinem Werk auseinanderzusetzen. Der Wettbewerb und die jetzt präsentierte Auswahl stellen einen Teil der für dieses besondere Jubiläum geplanten Aktivitäten dar, die sich situationsbedingt bis ins nächste Jahr fortsetzen werden.

Der Kampf gegen den eigenen Schatten, 1981, Öl auf Leinwand

Die von einer Jury ausgewählten Arbeiten werden zusammen mit den Bildern Schlotters in den Räumen der Stiftung im Bomann-Museum in Celle gezeigt. Die Ausstellung wird voraussichtlich bis Ende Juni zu sehen sein. Um die Ausstellung auch in Zeiten der Pandemie der Öffentlichkeit zu präsentieren, werden die Exponate auch virtuell in Szene gesetzt.

Auf der im Aufbau befindlichen homepage der Stiftung werden derzeit seine ca. 400 Ölgemälde, die mehr als 400 Aquarelle sowie die Mehrzahl der rund 4.800 grafischen Arbeiten und zahlreiche Mappenwerke online gestellt.

Das Gesamtwerk wird durch unterschiedlichste Schaffensperioden, die Vielfalt von Stilen, Techniken und Gestaltungsmitteln gekennzeichnet. Schlotter entwickelte einen unverwechselbaren eigenen Stil. Viele seiner Motive hat er ein Leben lang immer wieder neu bearbeitet. Ein Hauptthema ist die künstlerische Reflexion über die Ausweglosigkeit des menschlichen Seins oder auch die Darstellung unterschiedlicher Zeitebenen im Bild. So schuf der Künstler magisch-verrätselte Bildwelten.
  
Mit der Gründung der Eberhard Schlotter Stiftung 1993 beginnt die kunstwissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Werk eines der bedeutendsten Künstler der Nachkriegszeit. Die Stiftung ermöglicht einen Überblick über Schlotters maßgebliche Schaffensphasen seit 1945.

Die Veranstaltung Abenteuer Archiv bietet Kunstfreunden die Möglichkeit der direkten Begegnung mit dem Werk Schlotters im Kunst-Depot der Stiftung. 

Mal ehrlich! Kennen Sie Bilder von Eberhard Schlotter? Die vergessenen Bilder des Eberhard Schlotter

Sie mögen Kunst, gehen zu Kunstausstellungen, lesen auf der Kulturseite Ihrer Lokalzeitung die Beiträge über die aktuelle Kunstszene, kennen sich in der Kunstgeschichte gut aus. Aber wer ist Eberhard Schlotter?

Geboren 1921 in Hildesheim, gestorben 2014 in Altea, einer kleinen Küstenstadt in der Provinz Alicante, Spanien, vervollkommnete er im Laufe seiner siebzig Schaffensjahre seine Öl- und Aquarellmaltechniken und seine Zeichenkunst, wurde zum genialen Grafiker und Meisterradierer. Der Schriftsteller Arno Schmidt bezeichnete Eberhard Schlotter als den größten Illustrator des Jahrhunderts.

Auf der Grundlage handwerklicher Perfektion entstand das gigantische, stilpluralistische Werk: provokant, irritierend, magisch.

Mich interessiert die Infragestellung der Realität, von der ich schon lange wusste, dass Alles ein Gaukelspiel ist und bleibt.“ (Eberhard Schlotter 2002, zitiert von D. Mattner in der Ausstellung Echt scharf. Der Spiegel als Spielfeld, 12.11.2017 – 1.7. 2018)

Vom Betrachter zum Handelnden

Schlotters Bilder sind Werke von rätselhafter Mehrdeutigkeit. Um die Botschaften zu verstehen, muss der Betrachter ebenfalls handeln. Dem Problem, etwas interpretieren zu müssen, dessen Lösung nicht vorgegeben ist, muss sich der Rezipient, nur mit seiner eigenen Wahrnehmung ausgerüstet, stellen.                                                                                                                           

Die so genannten Leeren Bilder aus den 50er Jahrenregen durch ihre stille, schlichte Klarheit zu Assoziationen an. Die Bilder dieser Werkreihe sind Konstruktionen von menschenleeren, verträumten, spanischen Orten, wo das südliche Licht scheinbar fensterlose Hauswände, enge Treppen und schmale Gassen mit einer geheimnisvollen Atmosphäre umgibt. Ein Denkraum für persönliche Fragestellungen eröffnet sich dem Betrachter, der bereit ist, dieses Flair auf sich wirken zu lassen, um dieBilder mit eigenen Ideen zu füllen.

Eberhard Schlotter war ein Meister darin, die Dinge auf eine andere Art zu zeigen. Er führte den Betrachter zum Wesentlichen, seine Bilder lassen das erkennen, was hinter der optischen Realität der Dinge ist.                                                                                                        

Als Porträtmaler charakterisiert Schlotter seine Modelle schonungslos in all ihren Facetten, malt verborgene Gefühle und Seelenzustände mit einer überwältigenden Ausdruckskraft. Oft bleibt der Hintergrund der Porträts leer. Nichts lenkt von der Darstellung der Person ab.                                                           Doch auch hier erhält der Betrachter die Aufforderung, aktiv zu werden und die leeren Flächen mit eigenen Gedanken zu füllen. Somit hat er die Chance, sich in dem Kunstwerk selbst zu begegnen.

Figurenreich und von einer ungeheuren Bildkomplexität sind die Arbeiten der 80er Jahre.  Mit diesen Bildern, reich an Verstrickungen menschlicher Beziehungen, Überschneidungen von Innen- und Außenräumen  wird der Künstler zum Chronisten sozialer und politischer Verhältnisse. Durch  verzerrte und zerfließende Körper und Gesichter werden Zeitabläufe und Alterungsprozesse sichtbar. Verschiedene Lebensalter ein und derselben Figur überschneiden sich auf verwirrende, aber künstlerisch genial gelöste Weise. Die Diskrepanz zwischen realistischer Malweise und surrealem Geschehen erhöht die Spannung bei der Bildbetrachtung. Wie stets ist der Betrachter, meist unbewusst, durch seine Interpretationsversuche auf der Suche nach sich selbst. Im Dialog mit diesen erzählenden Bildern voller Symbolik, sarkastischer Kritik und ironischer Andeutung werden eigene Persönlichkeitsstrukturen sichtbar. Lange schon verschüttete Gefühle und Erinnerungen werden wieder bewusst.

Grotesk, bedrohlich, abstoßend wirken die Mitglieder der großen Metzgerfamilie. Dreimal innerhalb von rund 60 Jahren widmete Schlotter sich der bedeutenden Aufgabe, ein Gesellschaftsbild anhand fiktiver Porträts zu erstellen. Es sind Menschentypen mit dramatischen Lebensgeschichten, die Schlotter ihnen auf den Leib und ins Gesicht gemalt hat. Mit dieser Art Mensch möchte man sich nicht identifizieren. In den drei Zyklen manifestiert der Künstler eine pessimistische Grundhaltung dem Menschen und der Gesellschaft gegenüber. Aber die Gemälde provozieren den Betrachter zu einer eigenständigen Annäherung, bringen ihn durch Irritation zur Reflexion. Selbsterkenntnis wird durch Abgrenzung zu den von Neid, Gier, Feigheit und Hass gezeichneten Figuren möglich. 

Ganz im Gegensatz dazu stellte Schlotter sein alter ego, Don Quijote de la Mancha als einen sensiblen, zerbrechlichen und tapfer, aber aussichtslos Kämpfenden dar. In einer dem Autor Miguel de Cervantes Saavedra nichts nachstehenden Erzählfreude entstanden eine ungeheure Anzahl aufwändiger Farbradierungen und kleinerer Illustrationen. Von 1978 bis 1981 arbeitete er an nur wenig Anderem. „Ich denke an den Don Quijote, jenen Typus des Schöpferischen, der entdeckt, dass Realität ihrem Wesen nach einen enttäuschen muss, weil sie eigentlich das Unwirkliche ist. Und dieser Don Quijote beschließt einfach, sie nicht anzuerkennen.“ (E. Schlotter, 1978)

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