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EU-Vorschlag zu Pflanzenschutzmitteln: Droht Celler Landwirten die Betriebsaufgabe?

Kommissionsvizepräsident Frans Timmermans schlägt ein Verbot von Pflanzenschutzmitteln in Schutzgebieten vor, was bei Celler Landwirten auf Unverständnis stößt. Nach dem mühsam ausgehandelten Niedersächsischen Weg sei ein generelles EU Verbot von Pflanzenschutzmitteln in den Schutzzonen desaströs. Die Kritik kommt vom Landvolk-Vorsitzenden Christoph Düvel und Kreislandwirt Carsten-Wilhelm Drewes; denn die Schutzgebiete werden in dem Vorschlag nicht differenziert betrachtet.

Niedersachsen hat mit dem Niedersächsischen Weg zusammen mit der Landwirtschaft, den Umweltverbänden und schließlich auch mit der Politik einen weitreichenden Maßnahmenkatalog erarbeitet. Biodiversität und Insektenschutz ist daher das Gebot der Stunde. Der Vorstoß aus der EU torpediere nun die geschlossenen Vereinbarungen und ziehe weitreichende Konsequenzen für die niedersächsischen Landwirte mit sich.

Landvolk-Vorsitzender Christoph Düvel und Kreislandwirt Carsten-Wilhelm Drewes luden heute zu einem Pressegespräch auf einem Acker in der Nähe von Baven bei Hermannsburg. Düvel und Drewes kritisierten das Vorhaben der EU, denn der Vorschlag Timmermans differenziere nicht zwischen den Zielen der Schutzgebieten und den angewendeten Pflanzenschutzmitteln. Es werden so Landschafts-, Wasser- und Naturschutzgebiet gleich behandelt, was bedeutet, dass in allen Gebieten dürften keine Pflanzenschutzmittel zum Einsatz kommen. Dies betrifft die von der Landwirtschaftlichen Nutzfläche des Landkreises ca. 19.200 ha (ca. 34 %) von der gesamten landwirtschaftlichen (ldw.) Nutzfläche von ca. 56.800 ha. Neben den drei erwähnten Schutzgebieten gibt es noch eine Reihe weiterer ausgeschriebener Flächen, die noch gar nicht in dem Vorschlag der EU erwähnt werden. Somit wäre abzuwarten, ob diese nicht auch noch in das angedachte Verbot mit einbezogen werden.

Kreislandwirt Carsten-Wilhelm Drewes zeigte auf, dass gerade Kartoffeln und Zuckerrüben wichtig für den Anbau sind. Die Alternativen wie Mais oder Roggen sind nicht nur weniger lukrativ, sie könnten in der Menge gar keine Abnehmer finden, würden alle betroffenen Landwirte umstellen. Gerade Kartoffeln benötigen den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln gegen den Krautfäulepilz. Dieses Mittel wäre eher ein ungiftiges Fungizid, was in dem Vorschlag aber allgemein in den Topf „Pflanzenschutzmittel“ fiele.

Landvolk-Vorsitzend Christoph Düvel machte daher darauf aufmerksam, dass es neben der fehlenden Differenzierung der Schutzgebiete auch eine fehlende Differenzierung der Pflanzenschutzmittel in dem Vorschlag gibt. Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln ist teuer und jeder Landwirt prüft jetzt schon genau, ob es auf das Feld aufgebracht werden könne. Man könne sich eine Übergangsfrist und den Einsatz von modernen Alternativen vorstellen, bestätigt auch Drewes, doch das generelle Verbot würde dazu führen, dass 50-100 Landwirte allein im Landkreis Celle den Betrieb einstellen könnten.

Arbeitsplätze rund um die Landwirtschaft, wie eine Stärkefabrik, ein Chipswerk und die Nordzucker AG in der Nähe, wären mit den Mitarbeitern ebenfalls betroffen.

Die jetzt zum Einsatz kommenden Mittel sind streng überwacht und müssen mit hohem Aufwand dokumentiert werden, die Konsequenz von Betriebsschließungen wäre, dass die Produktion in das Ausland verlagert werden würde. Da die EU jetzt selbst nur 90 % der benötigten Lebensmittel produziert, könne eine Auslagerung des Kartoffel- oder Zuckerrübenanbaus nicht innerhalb der EU kompensiert werden.

Würde eine Verlagerung nach Südamerika oder Asien erfolgen, so hätte man über den Einsatz möglicher in der EU verbotener Substanzen keinen Einfluss mehr. Es entstünden in der Klimakrise weitere lange Transportwege, die man eigentlich nicht wolle.

Sollte dieser Vorschlag umgesetzt werden, wäre das ein Schlag ins Gesicht und käme einem Berufsverbot vieler Landwirte gleich, sind Düvel und Drewes überzeugt.

Redaktion
Celler Presse

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