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Nach Bolivien – nicht nur der Sprache wegen

CELLE. Als Gerd Mielke 1987 eine neue Herausforderung suchte, konnte er nicht ahnen, dass er in Bolivien mal Honorarkonsul für die Bundesrepublik Deutschland und nach nur kurzer Lehrtätigkeit an der Pädagogischen Hochschule in Sucre Direktor des Deutsch-Bolivianischen Kulturinstituts werden würde. Seit zwei Monaten nun ist er Präsident dieser Institution. Das „Instituto Cultural Boliviano-Alemán“ (ICBA) in der bolivianischen Hauptstadt Sucre ist vom Goethe-Institut mit der Vermittlung der deutschen Sprache beauftragt, entwickelt Bildungsaktivitäten und den kulturellen Austausch zwischen Bolivien und Deutschland. Dazu gehört auch die Vermittlung eines aktuellen Deutschlandbildes. 

Celler Presse (WasCellebewegt.de) traf Gerd Mielke bei seinem Kurzbesuch in Celle. Hier pflegt er enge Kontakte zur Volkshochschule. Sein Anlaufpunkt ist dabei auch Wolfgang Kudraß, Dozent an der VHS, der von 1968 bis 1974 in La Paz/Bolivien und von 1989 bis 1995 in Lima/Peru als Musikpädagoge tätig war. Doch begegnet sind sich die beiden erst bei späteren Besuchen des Cellers an seinen früheren Wirkungsstätten und sind seither Verbündete in dem permanenten Bemühen um den Kulturaustausch zwischen Deutschland und Bolivien. Mielkes derzeitiger Besuch in Deutschland gilt in erster Linie seinen Angehörigen, die in Hildesheim beheimatet sind, und dem Aufbau von Kontakten zu Institutionen, Organisationen und Privatpersonen, um sie für eine Zusammenarbeit auf interkulturellem Gebiet, u. a. der Vermittlung von Sprachen, zu gewinnen; dabei geht es aber auch um die Verbesserung der finanziellen Situation des Instituts durch zweckgebundene Zuwendungen und Spenden. 

Zweckgebundene Fördermittel erhält das Institut bereits vom Goethe-Institut, die allerdings nicht ausreichen, um die Spracharbeit, die interkulturelle und ökologische Arbeit insgesamt zu finanzieren. „Zwei Drittel der Einnahmen erwirtschaften wir selbst; als gemeinnütziges Institut sind wir gehalten, nach Jahresende dem Goethe-Institut eine Bilanz vorzulegen, bei der Einnahmen und Ausgaben zur Deckung kommen sollen“, erläutert der Präsident des Instituts. Wenn Gerd Mielke am 2. Oktober wieder zurück in seine Wahlheimat fliegt, hat er auf jeden Fall eine Kooperationszusage der VHS Celle im Gepäck: Es ist beabsichtigt, im Programm 2011 einen dreiwöchigen Sprach-Kulturaufenthalt anzubieten. 

Gerd Mielke wurde 1945 in Kemberg (nahe der Lutherstadt Wittenberg) auf der Flucht aus Thorn im damaligen Westpreußen geboren. Bis 1960 besuchte er in Hildesheim – wohin es die Familie nach der Flucht verschlagen hatte – die Gemeinschaftsschule I. Danach absolvierte er eine Ausbildung als Augenoptiker. Im Köln-Kolleg holte er 1967 das Abitur nach und begab sich anschließend auf eine Weltreise einmal um den Globus. Sein Studium für Psychologie, Psychotherapie und Humanbiologie absolvierte er an der Freien Universität Berlin. Dort promovierte er 1981 als „Dr. rer. nat.“ für Humanbiologie. Schon neben dem Studium war er als Dozent an der FU tätig, er war freier Mitarbeiter an verschiedenen Institutionen der Erwachsenenbildung, wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Umweltbundesamt und beim Senator für Stadtentwicklung und Umweltschutz in Berlin-West. 

Das alles war nicht Herausforderung genug. Auf der Suche nach „Arbeiten, die sozial- und gesellschaftspolitisch relevant sind“, wurde Gerd Mielke in der CIM-Ausschreibung (Centrum für internationale Migration und Entwicklung) auf eine Stelle als Dozent für Ökologie, Umwelterziehung und Pädagogische Psychologie an der Pädagogischen Hochschule von Sucre in Bolivien aufmerksam. Dort unterrichtete er von 1987 bis 1993; aber bereits Ende 1987 wurde ihm die Leitung des Kulturinstituts angetragen. 1988 erwarb er das Institutsgebäude, das er mit großem körperlichen und finanziellen Einsatz zu einem Schmuckstück restaurierte, das nun zum kolonialen architektonischen Erbe der Stadt Sucre gehört. Das Institut liegt in der Innenstadt von Sucre und ist Teil der so genannten Casa Alemana. Neben dem Kulturinstitut gehören dazu auch das KulturCafé Berlin, das Gästehaus „ICBA-Wasi“ und das Ökomuseum, das unter dem Motto “Lasst uns heute handeln, damit es ein Morgen gibt!” steht. Sein Engagement fasst Gerd Mielke so zusammen: 

„Interkulturelles Handeln ist die wirkliche Basis für eine nachhaltige Entwicklungsarbeit.“ 

Das Institut hat sich in letzter Zeit mehr und mehr zu einem Seminar- und Veranstaltungszentrum für lokale, nationale und internationale Institutionen entwickelt. Geboten wird in dem Institut ein breites Spektrum von Aktivitäten und Veranstaltungen wie Sprachkurse (Deutsch als Fremdsprache, Spanisch, die Sprache des alten Inkareiches Quechua, Portugiesisch, Italienisch), aber auch interkulturelle, pädagogische und ökologische Aktivitäten stehen auf dem Programm. Das Institut gilt als eine der wichtigen Adressen des kulturellen Lebens in Sucre. 

Das Sprachkursprogramm Spanisch richtet sich vor allem an Touristen und Fachkräfte für Entwicklungszusammenarbeit, die den Wunsch haben, die Sprache in einer geschichtsträchtigen und kolonial geprägten Stadt zu erlernen, der konstitutionellen Hauptstadt Boliviens, die 1991 in die UNESCO-Liste der Weltkulturerbe-Städte aufgenommen worden ist. Bei einem dreiwöchigen Sprachkulturaufenthalt werden neben dem Intensivunterricht Spanisch auch Exkursionen, ein Seminar Landeskunde und Besuche von sozialen Einrichtungen und historisch interessanten Orten angeboten. Die Unterbringung während es Aufenthalts erfolgt in dem Gästehaus „ICBA-Wasi“, für das leibliche Wohl wird im KulturCafé Berlin gesorgt. Derzeit sind ca.120 Bolivianer eingeschrieben, die Deutsch lernen. Spanisch lernen wollen hauptsächlich Deutsche, Schweizer und Touristen aus der ganzen Welt. 

Im Jahre 2004 wurde Gerd Mielke vom damaligen deutschen Botschafter in Bolivien, Bernd Sproedt, als Honorarkonsul vorgeschlagen; Sproedts Nachfolger Erich Riedler schließlich überreichte ihm im September 2005 die Ernennungsurkunde. Seither repräsentiert Gerd Mielke die Bundesrepublik Deutschland und nimmt konsularische Aufgaben wahr. Eine dieser Aufgaben kommt am 4. Oktober auf ihn zu. Dann muss er unbedingt wieder in Sucre sein: Als Honorarkonsul gibt er dort im Institut einen offiziellen Empfang mit Ehrengästen aus Politik und Kultur, bei dem er eine Rede zum 20. Jahrestag der deutschen Einheit halten wird. Am 4. Oktober? Ja, richtig! Der 3. Oktober ist ein Sonntag, und da muss in Bolivien die deutsche Einheit etwas zurückstecken. 

Der krönende Abschluss vor seiner Abreise war am vergangenen Sonntag eine Disziplin, die besonders viel Ausdauer und Puste benötigt, eigentlich symptomatisch für alle seine beruflichen Aktivitäten: Er nahm am Berlin-Marathon teil. Mit Erfolg, wie er sagt, in einer für ihn hervorragenden Zeit und mit einer ebensolchen Platzierung. Ziel erreicht. 

Das Deutsch-Bolivianische Kulturinstitut im Internet: www.icba-sucre.edu.bo

Redaktion
Celler Presse 

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