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Y-Trasse: Sieben auf einen Streich – Ca. 400 Besucher bei Info-Veranstaltung im Celler Tor

CELLE. Was vor Jahren mit der inzwischen als „klassische Variante“ bezeichneten Trassenführung begann, hat inzwischen „Konkurrenz“ bekommen. Sieben Varianten bringen die Bürger in Nordostniedersachen „auf die Palme“. In der ganzen Region regt sich massiver Widerstand, so auch im Raum Celle. Henning Otte, Bundestagsabgeordneter für den Wahlkreis Celle, sah sich einem großen Bürgerinteresse gegenüber und solidarisierte sich mit der sich formierenden Bürgerinitiative www.trassenabsage.de.

Bereits am 31. Oktober 2014 kamen weit über 400 Interessierte aus dem gesamten Landkreis Celle nach Eversen ins Gasthaus “Niedersachsen” zu einer Informationsveranstaltung, die von Henning Otte und dem Landtagsabgeordneten Ernst-Ingolf Angermann geleitet wurde. Bei der Veranstaltung im Celler Tor holte sich Otte den Landtagsabgeordneten Thomas Adasch zur Verstärkung. Es ging auch hier wieder um die geplanten Trassen; von den sieben von der Deutschen Bahn in den Ring geworfenen Trassen treffen fünf von Norden kommend auf Celle. Aufreger Nr. 1 ist die Trasse SGV-Y, die in großem Bogen von Nordwesten in den Landkreis einschwenkt, Bergen, Hustedt, Scheuen, Garßen, Groß Hehlen und Vorwerk touchiert und in die bestehende OHE-Strecke mündet und schließlich im Celler Bahnhof. Diese Variante, so Otte, sei von dem Lüneburger Landrat ins Spiel gebracht worden, so dass Otte Informationen dazu von der Deutschen Bahn einforderte. „Die Informationen, die wir als direkt gewählte Abgeordnete von der Deutschen Bahn bekommen haben, waren kläglich“, so Henning Otte. Man habe den Eindruck gehabt, hier sei eine Linie geplant schnell an den Bürgern vorbei. Das sei nicht sehr transparent, und deshalb wolle er als Abgeordneter auf die Bürger zugehen und das Projekt offenlegen. Otte zeigte sich betroffen über die detailscharfen Planung, die exakt einzelne Schienenstränge erkennen lasse; drum sei es nun „höchste Eisenbahn“, die Bürger zu informieren. Mittlerweile gebe es großen „Druck auf dem Kessel“.

Die Lage fasste Henning Otte so zusammen: Der Güterverkehr werde erheblich zunehmen, alle Straßen und Autobahnen seien an den Belastungsgrenzen, die Hafenhinterlandanbindungen – ob Jade-Weserport, ob Bremerhaven, ob Hamburg – müssen ertüchtigt werden. Bis 2025 sei mit einer Zunahme der Güterkapazität von 30 % zu rechnen. Der geplante Streckenverlauf bedeute einen enormen Eingriff in das Landschaftsgebiet, und es drohe ein extremer Flächenverbrauch durch die Deutsche Bahn von zusammenhängenden Natur- und Naherholungsräumen sowie touristischen und landwirtschaftlichen Flächen. Zudem sei die Trasse ohne jeglichen Nutzen für die Bürger vor Ort.

Wie Henning Otte erläuterte, habe bereits im Juli 2014 das Land Niedersachsen die Federführung bei der Organisation und Durchführung eines Bürgerdialogs zur Schienenführung Hannover – Hamburg/Bremen übernommen. „Nachdem jahrzehntelang ergebnislos über die sogenannte Y-Trasse diskutiert wurde, hat nun das Land Niedersachsen das Heft des Handelns in die Hand genommen”, hatte Verkehrsminister Olaf Lies seinerzeit gesagt. „Unser Ziel muss es sein, Güter in Zukunft verstärkt über die Schiene zu transportieren. Dazu muss der notwendige Ausbau so schnell wie möglich erfolgen…“

Was Otte beklagt, ist die restriktive Informationspolitik durch die Deutsche Bahn. Es gebe keinerlei Hinweise, wo konkret eine Trasse verlaufen werde. Zudem sollte bereits im Sommer dieses Jahres ein Dialogverfahren in Gang gesetzt werden und bis Sommer 2015 abgeschlossen sein. Hinter der Idee stecke, nach möglichst großer Bürgerbeteiligung eine Trasse mit größter gesellschaftlicher Akzeptanz zu finden, die dann dem Bund als Vorzugsvariante gemeldet werden soll. Das Dialogverfahren verzögere sich aber und werde erst im nächsten Jahr starten. Dazu sei die Stelle eines Moderators ausgeschrieben. 80 Persönlichkeiten aus dem alten Regierungsbezirk Lüneburg sollen an diesem Dialogprozess teilnehmen.

Aus der Info-Veranstaltung brachte Henning Otte den Everser Appell mit, der im Rundumschlag auch noch die LüdLink Stromtrasse beinhaltet. Es müsse eine für Gesellschaft und Umwelt verträgliche Bahn- und Stromtrasse sein. Die Y-Trasse für Güterverkehr SGV-Y (Maschen-Soltau-Bergen-Celle) erscheine nicht verträglich und sei daher abzulehnen. Außerdem soll der Landrat aufgefordert werden, unverzüglich die Deutsche Bahn zu einer öffentlichen Informationsveranstaltung in das Stadthaus Bergen einzuladen. Diesem Appell schlossen sich auch die Bürger im Celler Tor an.

So stellten dann auch noch Vertreter der Bürgerinitiativ Aktionsbündnis www.trassenabsage.de, Frank Kramer aus Scheuen und Hans-Heinrich Kohrs aus Hustedt, ihre Aktivitäten vor. Es wurde dann noch ein Appell für Spenden, um u. a. die auffälligen 500 Holzkreuze zu finanzieren. 8.000 € und viel Zeit für die Herstellung sind investiert worden. Am kommenden Sonnabend, dem 22.11.2014, werden die Trassengegner die Protestkreuze entlang der Trasse platzieren. Kramer: „Wir sind nicht gegen Trassenbau, das ist ein Irrtum, wir sind gegen Trassenneubau. Das ist ein großer Unterschied. Wir möchten eine intelligente Nutzung bereits vorhandener Strecken.“ Frank Kramer rief dazu auf, am 3. Dezember 2014 in das Stadthaus Bergen zu kommen, um die offizielle Gründung der Bürgerinitiative vorzunehmen. Dabei gelte es auch, Celler Bürger ins Boot zu holen. Eine Mitgliedschaft koste kein Geld – es gehe um Masse.

Thomas Adasch versicherte, „dass wir mit den Landtagsabgeordneten zusammenstehen, mit Ihnen und unseren Bundestagsabgeordneten; unser erklärtes Ziel muss sein, dass wir hier parteiübergreifend, bei allen Meinungsverschiedenheiten in der Sache bei anderen Themen, eine gemeinsame Resolution auf den Weg bringen, damit wir unsere und Ihre Interessen artikulieren und an einem Strang ziehen.“

„Alles, was hier angesprochen wurde, halte ich für total falsch“, war der erste Wortbeitrag eines Bundesbahndirektors in Ruhe nach Eröffnung der Diskussion. Nach einer sehr umfassenden Begründung dazu und nach weiteren Wortmeldungen wurde deutlich, dass kein Konsens für eine der Trassen erzielt wurde. In einem Beitrag wurde ausdrücklich gefordert, nicht nur abzulehnen, sondern der Bahn Alternativen anzubieten.

Iris Fiss, Ortsbürgermeisterin von Vorwerk rief die anwesenden Ortsbürgermeister der Ortsteile, die von dem Trassenverlauf betroffen sind, dazu auf, zusammenzukommen und sich Expertenmeinungen einzuholen, um nach Alternativen zu suchen.

Auffällig war, dass die Trassenbetrachtung von Nord nach Süd am Celler Bahnhof endet. Weiter südwärts steht lediglich die Bestandsstrecke zur Verfügung: Stadt Celle, Ortsteil Neuenhäusen, Ortsteil Westercelle mit Wittekop, Adelheidsdorf. Ganz aktuell liegt ein Antrag der SPD-Fraktion vor, in dem der Rat aufgefordert wird, Neubaustrecken durch die Stadt abzulehnen und Nutzung der Bestandsstrecken zu fordern.

Redaktion
Celler Presse

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