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„Frauen werden mit 60 pensioniert, Menschen erst mit 65“

CELLE. „Wie kommen sprachliche Fehler zustande?“ lautete das Thema, das Prof. Dr. Bernd Spillner von der Universität Duisburg-Essen auf Einladung der Gesellschaft für deutsche Sprache – Zweig Celle – behandelte. Es ging darum, Fehler nicht nur grammatikalisch und lexikalisch zu analysieren, sondern an Beispielen die Ursachen zu ergründen. Ca. 80 Besucher fanden sich zu dem spannenden Thema im Beckmannsaal ein und widerstanden dem Fernsehangebot.

Wenn auch zweifellos im spanischen Sprachraum Frauen Menschen sind, so steht die Vokabel „hombre“ sowohl für „Mann“ als auch für „Mensch“. Ein nicht so versierter Übersetzer kann sich schon mal vertun, ohne sich der Tragweite bewusst zu sein. So verdeutlichte der Professor manche Sprachkuriosität anhand von Beispielen, die aus Übersetzungen von Fremdsprachen ins Deutsche herrühren. Dazu gehört auch der Satz: „Ich konnte verbringen 15 Tage am Rand des Meeres“. Gemeint hat der Urheber im Original natürlich: „Ich konnte 2 Wochen am Strand verbringen.“

Es gibt aber auch Sprachfehler, die immer wieder für Erheiterung sorgen, die eher auf Konzentrationsstörungen zurückzuführen sind, wenn etwa von einem „ökonomischen“ statt „ökumenischen“ Gottesdienst die Rede ist oder von „katholischen“ statt „alkoholischen“ Getränken. Walter Ulbricht soll einmal als „erster Sekretär des KZ der SED“ bezeichnet worden sein. Statt „KZ“ wollte der Sprecher „ZK“ (Zentralkomitee) sagen. Wie die Sache ausgegangen ist, ist nicht überliefert. Und wer Böses dabei denkt, wenn es heißt: „Majestät haben gehurt“, irrt sich gewaltig, denn Majestät haben selbstverständlich nur „geruht“. Wer sich mit der „Venus von Milo“ befasst, sollte nicht daraus die „Milo von Venus machen“. Was hätte wohl Richard Wagner gesagt, als über eine „Dämmergötterung“ berichtet wurde statt über die „Götterdämmerung“. Dass ein Gesetzentwurf im „Kabinett“ beraten wird und nicht im „Kabarett“, ist wohl klar, aber ein auch noch so versierter Nachrichtensprecher sich durch eine vorherige Planung des zu sprechenden Textes in eine falsche Ableitung verirren.

Was bis dahin in der Regel die Kommunikation nicht in falsche Bahnen lenkt, kann bei anderen Begriffen tragisch enden. Während eine „Hypertonie“ für Bluthochdruck steht, ist die „Hypotonie“ niedriger Blutdruck. Viele Fehler, so Prof. Spillner, seien auch mundartbedingt. So appellierte er, möglichst korrekt zu schreiben und zu sprechen. Vor allem sei es wichtig, ein Bewerbungsschreiben korrekt aufzusetzen. „Sprecher und Schreiber werden eingeschätzt nach ihrer Normkompetenz“, so Spillner. Jedoch könne ein Fehler, der sich durchsetzt, vielleicht zur Norm werden. So wird heutzutage häufig „Ich esse Kuchen, weil ich habe Hunger“ gesagt, statt „Ich esse Kuchen, weil ich Hunger habe“. Als nicht akzeptabel bezeichnete es der Professor, wenn es den Schülern freigestellt wird, so zu schreiben wie sie wollen. Das sei Ende der 60er Jahre mal praktiziert worden. Das Korrigieren von Fehlern wurde als Unterdrückung der Schüler angesehen.

In der abschließenden Diskussion kritisierte eine Besucherin die Rechtschreibreform, die ihrer Ansicht nach nicht notwendig war. Prof. Spillner dagegen sagte, dass eine Rechtschreibreform noch ausstehe. Was bislang geändert wurde, sei weniger als 2 Prozent des Sprachschatzes, nachdem nach dem ersten Ansatz noch „Macken“ ausgeräumt wurden. In anderen Ländern seien die Änderungen weitaus gravierender.

Redaktion
Celler Presse

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