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Die Lebenden gedenken der Toten während der Himmel weint

DEUTSCHLAND/CELLE. Der heutige Volktrauertag bekommt durch die aktuelle Lage eine ganz besondere Bedeutung. Gedacht wurde der Toten, der Opfer und Verfolgten der Vergangenheit und doch ist die Vergangenheit nach den Anschlägen in Frankreich sehr nah.

Die Schülerinnen und Schüler des Hermann-Billung-Gymnasiums (HBG) hatten eine ganz besondere Bürde an diesem Tag des Gedenkens. Wie in den letzten Jahren üblich, gestalten am Mahnmal vor dem Neuen Rathaus abwechselnd Celler Schulen die Gedenkveranstaltung. Es war aufgrund der aktuellen Lage mit den Anschlägen in Paris (Frankreich) sichtbar schwierig, ihr geplantes Gedenken an die Opfer und die Geschichte der Zeit des Nationalsozialismus (NS) an ihrer Schule zu erinnern.

Die Schüler des 11. Jahrgangs des Prüfungskurses „Geschichte“ Elena Wolters, Natalie Solovier, Jaqueline Tonn, Janosch Aver, Jonas Linke, Helge Schwieger und Jonathan Gaeck wollten an jene erinnern, die sonst in Vergessenheit geraten, der Vergangenheit gedenken aber auch auf das Heute und die Zukunft blicken. Mit Unterstützung der Lehrer Robert Baberske, Malte Lammers und Bettina Lemke-Strohbecke arbeiteten sie den Vortrag am diesem Volkstrauertag aus.

Das HBG hatte viele Facetten, gerade in der NS-Zeit. Der Unterricht hatte damals eine ganz andere Bedeutung bekommen. Die Lehrer waren zu diesem Zeitpunkt fast alle Mitglied in der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP). Der Hitlergruß wurde eingeführt und die Schülerinnen und Schüler ideologisch beeinflusst.

Dies eruierten sie auch anhand der Aufsätze und Arbeiten der Schüler jener Zeit. Darin wurde linientreu über Kameradschaft und der Bereitschaft, das Vaterland im Krieg zu unterstützen, berichtet. Es war eine Erziehung im Geiste des Führers, und so beeinflusste auch der Grad der Regimetreue die Schulnote. Trotz dieser euphorischen Arbeiten der damaligen Schüler, nahm ihr Schicksal in vielen Fällen kein gutes Ende. So konnten die heutigen Schüler in ihrer Präsentation Namen der damaligen Schüler verlesen, die den Krieg nicht überlebten.

Doch sie hatten nicht nur die deutschen Schicksale im Blick. Eindrucksvoll berichteten sie über den ehemaligen jüdischen Schüler und Zeitzeugen Kurt Roberg. 1938 war er an der damaligen Oberschule Schüler und hatte aufgrund seiner Abstammung und der Verfolgung nie ein Abschlusszeugnis bekommen. Dies wurde in jüngster Zeit in einem emotionalen Akt der Anteilnahme nachgeholt.

Die Schüler blickten auf die Kriege und Konflikte in den letzten Jahren zurück. „Der Mensch kann anscheinend nicht ohne Krieg leben“, zeigten sie auf. Man wolle jedoch gemeinsam der Toten und Überlebenden gedenken. Denn mit dem Wissen aus der Vergangenheit, dürfen solche Verbrechen nicht mehr vorkommen.

„Weil die Toten schweigen, beginnt immer wieder alles von vorn“
(Gabriel Marcel)

Oberbürgermeister Dirk-Ulrich Mende war aufgrund des Terroranschlags in Paris sichtbar erschüttert. Mende sprach von einem Gewaltausbruch auf unsere Werte und Normen. Die Terroristen wollen die Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit unserer Welt zur Disposition stellen, so Mende weiter.

Der Oberbürgermeister machte jedoch deutlich, dass unsere Demokratie und unser Rechtsstaat sich nicht vom Islamischen Staat (IS) unterdrücken lassen.

„Es war ein Anschlag auf Europa“, betonte Mende, bei dem es unter anderem auch ein deutsches Opfer gegeben habe.

An der heutigen Gedenkveranstaltung nahmen unter anderem Vertreter der Politik, Verwaltung, Bundeswehr und Institutionen teil. Zudem freute man sich über die anwesenden interessierten Bürgerinnen und Bürger. Die Reden wurden aufgrund des schlechten Wetters im Foyer des Neues Rathauses gehalten; die Kranzniederlegung fand im stömenden Regen am Mahnmahl statt. Die Veranstaltung wurde musikalisch vom Posaunenchor des HBG begleitet.

Redaktion
Celler Presse

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