Sonntag, 3. November 2024

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Weihnachten im Allgemeinen Krankenhaus Celle

CELLE. Weihnachten im Krankenhaus? Das hat wohl niemand ganz oben auf seiner Wunschliste. Doch die Realität sieht leider anders aus und viele müssen die Feiertage hier verbringen.

Während in manchen Familien noch darum gestritten wird, ob der Baum wirklich gerade steht, welche Kugeln denn nun genommen werden sollen und wann die Bescherung stattfindet, kreisen die Gedanken der Belegschaft des AKH um ganz andere Dinge:

Ist genug Personal und Versorgungsmaterial da? Was können wir für Menschen tun, die ohne Angehörige sind? Was muss alles vorbereitet werden?

Wer sind diese helfenden Wichtel, die an diesen Tagen arbeiten, während andere sich den Weihnachtsbraten und Glühwein schmecken lassen können und bereits an den Umtausch der Geschenke denken? Am 24. Dezember nachmittags kam der Posaunenchor „Celler Knappen e.V.“, um den Patienten, zahlreichen Besuchern und Mitarbeitern klassische Weihnachtslieder vorzuspielen. Sie begannen in der Empfangshalle und zogen dann von Stockwerk zu Stockwerk, um allen eine Freude zu machen. Parallel lief der Betrieb auf den Stationen weiter. Medikamente mussten verteilt, Infusionen gelegt und Verbände gewechselt werden. Business as usual. Die Ärzte, Krankenschwestern, Pflegerinnen und Pfleger gaben ihr Bestes.

Frau Lippert kümmerte sich um die Patientenannahme. Sie habe ihren Baum bereits am Vortag geschmückt, so dass sie nach ihrem Dienstende nicht viel machen müsse. Frau Hirsch (Empfang) und Frau Canjo (Telefonzentrale) berichteten von der Vielfältigkeit ihrer Aufgabe und dass an Feiertagen doch immer sehr viel los sei.

Wie jeden Tag waren auch die Putzfrauen unterwegs, um die vielen Zimmer, Flure und Bereiche in Schuss zu halten. Denn nun begann der Besucherstrom, und viele wollten ihren Angehörigen kleine Präsente vorbeibringen. Auch die Rettungswagen und Notärzte hatten zu tun; vielleicht war der eine oder andere Baum bzw. das Adventsgesteck bereits in Brand geraten? Unfälle beim Baumschmücken sind wohl auch nicht selten. Aber es gab ebenso die normalen Notfälle, die keine Rücksicht auf Feiertage oder Uhrzeiten nehmen.

Um 18 Uhr hatten Patienten und Besucher die Möglichkeit, den Gottesdienst im „Raum der Stille“ zu besuchen. Pastorin Lessner-Wittke begrüßte die Anwesenden herzlich, las aus der Weihnachtsgeschichte, und gemeinsam wurden Lieder wie „Mach hoch die Tür“, „Vom Himmel hoch“ oder „Oh, du Fröhliche“ gesungen. Stellvertretend für die Solidarität, die sie am AKH auch unter den Patienten immer wieder erlebt, las sie eine besondere Geschichte aus dem 19. Jahrhundert von einem Kind aus England vor:

„Schon als kleiner Junge hatte ich meine Eltern verloren und kam mit 9 Jahren in ein Waisenhaus. (… ) Wir mussten 14 Stunden am Tag arbeiten. (…) Kein Tag brachte Abwechslung, und im ganzen Jahr gab es für uns nur einen Ruhetag. Das war der Weihnachtstag. Dann bekam jedes Kind eine Apfelsine zum Christfest. Das war alles. Keine Süßigkeiten. Kein Spielzeug. Aber auch diese Apfelsine bekam nur derjenige/diejenige, der/die sich im Laufe des Jahres nichts hatte zuschulden kommen lassen und immer folgsam war. Diese Apfelsine an Weihnachten verkörperte die Sehnsucht eines ganzen Jahres.

So war wieder einmal das Christfest gekommen. Aber es bedeutete für mein Herz fast das Ende der Welt. Während die anderen Kinder am Waisenhausvater vorbei schritten und jede/jeder ihre/seine Apfelsine in Empfang nahm, musste ich in einer Zimmerecke stehen und zusehen. Das war die Strafe dafür, dass ich im Sommer aus dem Waisenhaus hatte weglaufen wollen. Nachdem die Geschenkverteilung vorüber war, durften die anderen Kinder im Hof spielen. Ich aber musste in den Schlafraum gehen und dort den ganzen Tag im Bett liegen bleiben. Ich war tieftraurig und beschämt. (…) Nach einer Weile hörte ich Schritte im Zimmer. Eine Hand zog meine Bettdecke weg, unter der ich mich verkrochen hatte. Ich blickte auf.

 Ein kleiner Junge namens William stand vor meinem Bett, hatte eine Apfelsine in der rechten Hand und hielt sie mir entgegen. Ich wusste nicht wie mir geschah. Wo sollte die überzählige Apfelsine hergekommen sein? Ich sah abwechselnd auf William und auf die Frucht und fühlte in mir, dass es mit der Apfelsine eine besondere Bewandtnis haben müsste. Ich bemerkte, dass die Apfelsine bereits geschält war und als ich näher hinblickte, wurde mir alles klar, und Tränen schossen mir in die Augen. Als ich die Hand ausstreckte, um sie entgegen zu nehmen, wusste ich, dass ich fest zupacken musste, damit sie nicht auseinanderfiel.

Was war geschehen? Zehn Kinder hatten sich im Hof zusammengetan und beschlossen, dass auch ich eine Apfelsine bekommen sollte. So hatte jeder die seine/ihre geschält und eine Scheibe abgetrennt. Die zehn Scheiben hatten sie sorgfältig zu einer neuen, schönen und runden Apfelsine zusammengesetzt.

Diese Apfelsine war das wertvollste Weihnachtsgeschenk in meinem Leben.“
(Verfasser unbekannt)

Redaktion
Celler Presse

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