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Dr. Hans-Georg Ratsch-Heitmann (CDU) zum Thema „Erhalt und Förderung der Hausärztlichen Versorgung im Landkreis Celle“

Landkreis CELLE.  Mit dem Thema „Erhalt und Förderung der  Hausärztlichen Versorgung im Landkreis Celle“ befasst sich der Kreistagsabgeordnete Dr. Hans-Georg Ratsch-Heitmann. In einer Pressemitteilung schildert der Arzt aus Bröckel die aktuelle Situation und vermittelt die historische Entwicklung:

„Zeiten ändern sich. Und landauf landab scheint es ein unumstößliches Credo zu geben, dass Ärzte eben nicht aufs Land wollen. Glaubt denn irgendeiner, dass früher die Schwäbische Alb oder Ostfriesland für einen jungen Arzt attraktiver war als heute, wo doch heute die Infrastruktur deutlich besser ist? Warum gelingt es meinem Freund Ingolf Angermann nicht, in Langlingen die Arztpraxis neu zu besetzen? Und – habe ich in Bröckel mit 7 Ärzten einfach nur Glück gehabt?

Wichtige Etappen zu dieser Entwicklung waren einerseits im Gefolge zunehmender staatlicher Einflüsse im Honorarbereich der Wegfall der früher naturgegebenen Bonität für Ärzte, Praxen und Krankenhäuser. Die althergebrachte Methode, in dem der Altbesitzer Praxis, Patientendaten und am besten noch die Privatimmobilie an einen Neuen verkauft, funktionierte plötzlich nicht mehr. Außerdem durften vor gut 10 Jahren Ärzte auch in Praxen angestellt werden. Das wurde von jungen Ärzten, die ja allesamt aus Uni und Klinik kamen, vorzugsweise in ihrem bekannten städtischen Nahbereich wahrgenommen. Begünstigt auch dadurch, dass im ländlichen Bereich noch lange die klassische Einzelpraxis vorherrschte mit all den längst überholten Klischees vom ärztlichen einsamen Kämpfer in 24-stündigem Dauereinsatz. Das passte so gar nicht zu einem zunehmend weiblichen Beruf, in dem vernünftigerweise auch Aspekte von Work-Life-Balance zunehmend Bedeutung gewannen.

Alle wollten und wollen Abhilfe schaffen. Die KVen und Krankenkassen z.B. durch Steuerung der Kassenarztsitze. Dieses viel zu grobe Raster verhindert nicht, dass innerhalb eines sogenannt ländlichen Planungsbezirks alle Arztsitze zunehmen in die Zentren wandern. Stadt und Landkreis Celle gehörten ebenfalls zu einem einzigen ländlichen Planungsbezirk. Dem Landrat gelang es immerhin, dass die KV Celle in zwei Planungsbezirke aufteilte, was im Nordkreis drei zusätzliche Möglichkeiten schaffte.

Die KVN gewährt 400 €-Stipendien für Studenten, sie fördert finanziell das Praktische Jahr in Hausarztpraxen, bezahlt zusammen mit den Krankenkassen das Gehalt allgemeinmedizinischer Weiterbildungsassistenten, gibt Niederlassungszuschüsse. Kommunen locken mit 50.000 €-Prämien, Grundstücken und anderen Angeboten. Nichts scheint nachhaltig zu wirken. Auch wir, die CDU haben als Förderer des ländlichen Raums das Thema seit vielen vielen Jahren auf unserer Agenda. Ein Patentrezept für uns auf Kreisebene haben wir nicht gefunden. Insoweit begrüßen wir es, wenn auch die Grünen das Thema entdecken. Auch wenn wir dem Antrag in seiner vorgelegten Form nicht zustimmen können, ist das Thema unverändert wichtig. Deshalb kein einfaches Nein, sondern unser Änderungsantrag, der das Thema voranbringen wird.

Seit einigen Jahren gibt es zusätzlich zu den bekannten Förderungen auch Stipendien für Erstsemester z.B. von den Landkreisen Diepholz, Emsland, Grafschaft Bentheim, Leer, Nienburg und Rotenburg in Höhe von 300-500 €. Die Wirkung ist bis auf einige Mitnahme-Effekte erwartbar gering. Liegen vor den Erstsemestern doch noch mindestens 11 Jahre Studium und Facharztausbildung. Daher müssen wir in Celle das auch nicht nachmachen. Geld für Erstsemester bewirkt nichts. Entscheidend – und das führt die Vorlage der Verwaltung auch aus – ist etwas anderes:

Bis kurz vor dem Staatsexamen sind 42,5% der Studierenden vorrangig an einer hausärztlichen Tätigkeit interessiert. Ist sie doch die spannendste und erfüllendste ärztliche Tätigkeit mit dem engen Beieinander von Banalem, ganz Ernstem, Unbekanntem und Psychosomatischem. Aber 5-6 Jahre später am Ende der Facharztausbildung bleiben gerade mal 12,5% Allgemeinärzte übrig. Was passiert da in der Zwischenzeit? Hier müssen wir ansetzen. Seit fast 10 Jahren laufen entsprechende Recherchen der Verwaltung mit KV, Hausärzteverband, dem AKH, dem Gesundheitsamt, den Kommunen und anderen. Ich durfte meine Erfahrung nicht nur als langjähriger Kommunalpolitiker mit einbringen, sondern auch als ehemaliger Assistenzarzt im AKH, der dann in Bröckel neu eine Landarztpraxis aufbaute, die heute 7 Ärzte umfasst, der heute im Aufsichtsrat des AKH auch mit Aspekten der ärztlichen Weiterbildung in Berührung kommt. Ich bin auch dankbar, dass viele meiner Vorschläge Eingang in die Vorlage fanden.

Vor und nach dem Examen gibt es eine ganze Reihe von Praktika, Famulaturen, Zeiten im Praktischen Jahr und schließlich die komplexe allgemeinmedizinische Facharztweiterbildung. Da bedarf es einerseits organisatorischer Hilfe, aber auch ganz einfach Hilfe z.B. bei der Unterbringung. Für ein zweiwöchiges Praktikum weit weg vom Studienort gibt man nicht seine Wohnung am Studienort auf, in die man wieder zurückmuss. Also suchen Studierende allein schon deshalb krampfhaft nach Möglichkeiten am oder in direkter Nähe zum Studienort. Den potentiellen Arbeitsort Landpraxis lernt ein Studierender praktisch nie kennen und weiß gar nichts von einer heutigen modernen Landpraxis. Hier wäre eine Art Agentur für eine Verbundweiterbildung Celle hilfreich, die z.B. im Rahmen so genannter „Landpartien“ des Allgemeinmedizinisches Instituts der MHH die unterschiedlichen Beteiligten (Praxisinhaber, Hochschule, Bürgermeister, Krankenhaus u.a.) zusammenbringt. Dafür gibt es sehr erfolgreiche Modelle. Notwendig ist im Landkreis Celle dafür auch die Akquise von Lehrpraxen.

Im Krankenhaus müssen angehende Allgemeinmediziner, die unterschiedliche Abteilungen durchlaufen wollen und zwischendurch in eine Praxis gehen, ebenfalls organisatorisch unterstützt werden. Das Krankenhaus ist prinzipiell sehr interessiert, Allgemeinärzte als spätere Zuweiser quasi mit Stallgeruch um sich herum zu haben. Aber ein Chefarzt hat eben ein natürliches Interesse daran, einen Assistenzarzt mit ersten Erfahrungen in seiner Abteilung zu behalten und nicht immer wieder weiter zu reichen. In Wittmund gibt es dafür zwei extra vom Landkreis finanzierte Weiterbildungsstellen im Krankenhaus.

Zum dritten muss diese regionale Agentur, dieser Kümmerer Möglichkeiten schaffen, rechtzeitig Investoren – das können Gemeinden sein oder wie in Hermannsburg eine Bank und das Krankenhaus oder auch eine Apotheke – zu finden, damit der junge Arzt eine Chance als risikofreier Mieter hat und nicht selbst – bei fehlender Bonität – als Investor auftreten muss. Das Beispiel Hermannsburg ist vom Prinzip genau der richtige Weg, auch wenn die konkrete Vertragsgestaltung vielleicht nicht optimal war.

Hier gilt es eine personelle Anlaufstelle eines Kümmerers zu schaffen, der beim Landkreis bzw. in nächster Nähe beheimatet sein sollte, um nicht nur den örtlichen Kirchturm im Blick zu haben, sondern auch die regionale Raumordnung. Bei allen sozialen Auswirkungen der hausärztlichen Versorgung sollte er vielleicht eher im Hause der Wirtschaftsförderung anzusiedeln.“

PR

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