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Volkstrauertag in Müden/Örtze – Gedenken vor der St. Laurentiuskirche und auf dem Alten Friedhof

MÜDEN/Örtze. Wie in vielen Gemeinden in der Region und darüber hinaus üblich, begann auch in Müden die Gedenkfeier mit einem feierlichen Gottesdienst – diesmal erneut wie schon 2020 CORONA bedingt auf dem Kirchvorplatz im Freien. Pastor Köhler hielt dabei Unterstützung durch Malcolm Chamberlain. Danach hielt der
Ortsvorsteher Volker Nickel erst eine Ansprache vor der Kirche und im Anschluss auch auf dem Alten Friedhof. Dort sprachen auch Doris Artelt und Karin Chamberlain von der Geschichtswerkstatt Gemeinde Faßberg.

Volker Nickel hielt eine beachtenswerte Gedenkrede. Hier einige besondere Auszüge: Er erinnerte daran, dass es in diesem Jahr, vor 80 Jahren, der Ostfeldzug 1941 als Eroberungs- und Vernichtungsfeldzug erst geplant und dann begonnen wurde. Mit dem Beginn des Russlandfeldzugs begann die „maschinelle“ Ermordung der jüdischen Menschen. Am 6. Oktober, vor gut einem Monat wurde in Kiew (Ukraine) an die Erschießungen in Babi Jar (Altweiberschlucht) erinnert. Bundespräsident Walter Steinmeier nahm an der Gedenkveranstaltung teil. Ende September 41, wurden an zwei Tagen, 33.771 Menschen, auf kaum vorstellbare Art und Weise, von der SS, der deutschen Wehrmacht und der Sicherheitspolizei, liquidiert, ganz einfach mit Genickschuss erschossen! Volker Nickel versuchte die Dimension der Verbrechen deutlich zu machen: „Kann man die Ermordung von 34.000 Tausend Menschen, einer heutigen Stadt wie Winsen (Luhe), an 2 Tagen eigentlich zeitlich und räumlich begreifen sowie in Worte fassen? Tag und Nacht 48 Stunden lang wurde gemetzelt. Das sind pro Stunde 700 Menschen, rund 1/3 der Einwohner von Müden, die erschossen wurden. Volker Nickel zitierte den Bundespräsidenten: „Wie sehr wünschen ich mir, sagen zu können: wir Deutschen haben ein für alle Mal aus der Geschichte gelernt! – Aber, das kann ich nicht, denn die bösen Geister der Vergangenheit zeigen sich heute im neuen Gewand.“

Bei der kleinen Gedenkfeier auf dem Alten Friedhof warf Volker Nickel die Frage auf, welchen Hintergrund hat das Schicksal von drei russischen Soldaten, die am 14. und 15. April und im April 1945 laut Grabplatten verstorben sind? Valentin Juck ist als einziger Name bekannt, bei den anderen handelt es sich um „unbekannte russische Soldaten“. Warum sind sie in den letzten Tagen des Krieges hier im Ort gewesen, verstorben oder ums Leben gekommen?

Doris Artelt verwies in ihrer kurzen Rede, auf die Unterlagen vom Volksbund Deutsche Krieggräberfürsorge hin, die jetzt zugänglich sind. Hier gibt es ausführliche Hinweise zu den vielen fremden Toten. Sie waren zum großen Teil Zwangsarbeiter in der Kieselgur und auf allen Höfen im Kirchspiel Müden. Es sind auch Umbettungen dabei, weil die erste Bestattung aus der Not heraus an einem anderen Ort stattfand. Nicht allen auf dem Friedhof begrabenen wurde eine Grabplatte gewidmet. Weiter sagte sie, dass heute auch aller aktuellen Kriegsopfer weltweit gedacht wird und plädierte, anlässlich der Explosion auf dem Rheinmetallgelände am 10. November, für eine Rüstungskonversion vor unserer Haustür und für eine andere deutsche Rüstungspolitik.

Karin Chamberlain las dazu einen Text von Albert Einstein aus dem Jahr 1931 vor: „Was für eine Welt könnten wir bauen, wenn wir die Kräfte, die ein Krieg entfesselt, für den Aufbau einsetzten. Ein Zehntel der Energien, die die kriegführenden Nationen im Weltkrieg verbraucht, ein Bruchteil des Geldes, das sie mit Handgranaten und Giftgasen verpulvert haben, wäre hinreichend, um den Menschen aller Länder zu einem menschenwürdigen Leben zu verhelfen sowie die Katastrophe der Arbeitslosigkeit in der Welt zu verhindern.“ Im Anschluss legten die Teilnehmer der Gedenkfeier kleine Blumengestecke nieder.

HDSp

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