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Kulturausschuss – Kunst, Kosten und knappe Kassen

Manches bleibt in diesem jüngsten Kulturausschuss unerwähnt, unausgesprochen oder findet sich erst gar nicht auf der Tagesordnung. Aber eines steht fest: Die Zeiten des noch vor zwei Jahren von allen Seiten bejubelten Celler Kultursommers sind vorüber. Der Euphorie ist Ernüchterung gewichen. Vor allem aber sind die Kassen knapp, flossen vor zwei Jahren noch Fördergelder in sechsstelliger Höhe, wird nun geknausert und geknapst. Niemand sagt es, aber die Vorgänge sprechen für sich. Schlosstheater-Intendant Andreas Döring und Geschäftsführer Claus Becker flechten es zumindest ein in ihre Präsentationen.

Sie kommen mit ihrem Budget nicht mehr aus. Mehr als eine Mio Euro beträgt die freiwillige Leistung von Seiten der Stadt für das Schlosstheater. Zu wenig für die im Wahrzeichen Celles residierenden Kreativen.  „Nach dem jetzigen Wirtschaftsplan müssten die kommunalen Gelder und die des Landes erhöht werden“, sagt Becker im Rahmen der Vorstellung seiner Übersicht zu Abonnement- und Zuschauerzahlen insgesamt. Weit sei man von der Situation, wie sie sich vor Corona darstellte, nicht mehr entfernt. Aber beim klassischen großen Abo habe man Schwierigkeiten, der Trend bewege sich hin zu den flexiblen Angeboten. Derzeit gleiche man ein Defizit über Rücklagen aus.

Keiner der Ausschussmitglieder stellt Fragen nach Einsparpotenzialen oder anderen Finanzaspekten, stattdessen wird die inhaltliche Arbeit des Schlosstheaters gelobt, dem Intendanten gedankt vom Vorsitzenden des Gremiums Dr. Walter Jochim (CDU) und noch eine Spur intensiver von den Grünen in Person von Johanna Thomsen.

Auch Daniel Wunn erhält Dankesworte von mehreren Seiten, nachdem er seinen Part, die Information über „Street and Art Celle“, erledigt hat. Anmoderiert hat den Vertreter des Vereins „Kultur Allerorts“ die Innenstadtmanagerin Johanna Crolly. „Jeder, der in die Innenstadt geht, soll wissen, samstags ist da etwas los“. Das von der Verwaltung im Frühjahr aus der Taufe gehobene Format SamSTAGE auf dem Großen Plan sei gut angenommen worden und die regelmäßige Bespielung des Brandplatzes den Sommer über durch das Programm von „StreetandartCelle“ eine tolle Sache. „Die Innenstadt gewinnt!“ Sie kündigt neue Pläne an, deren Ursprung auf Ideen und Anträge der Grünen zurückgehen: „Leerstand-Kultur“. Ein übergreifendes Konzept, die Altstadt mit kulturellen Angeboten zu bereichern, ist kein Thema, niemand fragt danach. Daniel Wunn reißt den Aspekt Finanzierung nur kurz an in seinem Referat, spricht z.B. von Fördermitteln aus dem Programm „Demokratie leben“. Dass der Ortsrat Blumlage/Altstadt aushelfen musste mit einem Zuschuss bleibt unerwähnt. Die Tatsache an sich zeigt, wie mühsam sich die ehrenamtlich agierenden Mitglieder hinter „Kultur allerorts“, Gelder für beispielsweise Gema-Gebühren oder die Auftritte von Live-Bands zusammenklauben müssen. Die Beträge sind vergleichsweise klein, überwiegend im dreistelligen Bereich, der Aufwand in Form von Förderanträgen und Korrespondenz mit den zuständigen Stellen dagegen nicht unerheblich. Einen Teil der Kosten übernimmt der Fachdienst Veranstaltungsmanagement im Neuen Rathaus, alle übrigen Aufwendungen liegen in der Verantwortung der Ehrenamtler. Wunn referiert diese Aspekte nicht, er legt den Fokus auf das, was präsentiert wurde auf dem Brandplatz. „Stehen denn SamSTAGE und Street and Art nicht in Konkurrenz zueinander?“, möchte Lucas Rosenbaum wissen. Auch das beratende Mitglied Dawn Doneck merkt an: „SamSTAGE ist doch auf dem Großen Plan untergegangen, ich wusste nie, wer da wann spielt.“ Dr. Jochim bügelt die Einwände ab, „das ist noch neu, das muss sich erst einspielen“, und schon geht es zum nächsten Punkt auf der Tagesordnung, die die im Raum stehende Verlagerung der Celler Eberhard-Schlotter-Stiftung nach Spanien, wo es ebenfalls eine Stiftung für den Maler und Grafiker Eberhard Schlotter (1921-2014) gibt, nicht ausweist.

Dennoch wird die Thematik dank einer Nachfrage von Johanna Thomsen (Grüne) im öffentlichen Teil kurz gestreift, insgesamt jedoch in den nicht-öffentlichen Teil verwiesen mit der von Kulturdezernentin Susanne McDowell vorgebrachten Begründung: „Die Kuratoriums-Sitzung war nun mal vertraulich.“ Auch bei Schlotter geht es ums Geld. Im Auftrag des Oberbürgermeisters hatte McDowell dem Kuratorium brieflich mitgeteilt, dass im Neuen Rathaus geprüft werde, die 1993 gegründete Stiftung in die gleichnamige Einrichtung im spanischen Altea, wo Schlotter einen Wohnsitz hatte, zu überführen. Dass eine dafür notwendige Verlagerung der Objekte u.a. aus personellen und Platzgründen gar nicht möglich wäre, war Kennern aus dem Stiftungsumfeld von Beginn an klar. Aber nun liegt die Antwort offiziell vor, die Kunstwerke treten keine Reise gen Süden an. Wie hoch die Aufwendungen für die im Bomann-Museum beheimatete Stiftung mit einem Depot und einem Arbeitsplatz auf Stundenbasis im Neuen Rathaus ist, teilt die Verwaltung auf Anfrage nicht mit. In den Reihen kunstinteressierter Celler kursiert ein jährlicher Betrag von 24.000 Euro, es gibt keine fest angestellten Vollzeitkräfte. Kosten für Energie und Technik fallen nicht separat an, sondern im Verbund mit dem Unterhalt der Museen.

Was langfristig aus der Sammlung Schlotter wird, bleibt abzuwarten, sicher ist, dass eine neue Ausstellung, die den Künstler in seiner regionalen Verankerung im Celler Raum präsentieren wird, sowie schulpädagogische Projekte geplant sind.

Der Kulturausschuss-Sitzung waren diese Vorhaben wie so vieles andere, was die kulturellen Belange in der Stadt betrifft, nicht zu entnehmen.

Anke Schlicht
Celler Presse

Foto: privat

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