Freitag, 20. Juni 2025

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27 Jahre nach dem Zugunglück von Eschede: Gedenken an Opfer, Helfer und Hinterbliebene

An der Gedenkstätte in Eschede haben am Dienstagvormittag Überlebende, Hinterbliebene, Vertreterinnen und Vertreter der Deutschen Bahn, der Hilfskräfte, der Politik sowie der Kirche an das Zugunglück vom 3. Juni 1998 erinnert. Die Zeremonie zum 27. Jahrestag fand wie in den vergangenen Jahren im stillen und respektvollen Rahmen statt. Um 10:58 Uhr, dem Zeitpunkt des damaligen Unglücks, wurde eine Schweigeminute abgehalten.

Die Katastrophe forderte 101 Menschenleben, zahlreiche weitere wurden schwer verletzt – viele von ihnen leiden bis heute unter den Folgen, körperlich wie seelisch. Auch zahlreiche Einsatzkräfte wurden damals traumatisiert. Das Zugunglück gilt als das schwerste in der Geschichte der Deutschen Bahn.

„Ein Tag, der verbindet – und nicht vergessen werden darf“

Heinrich Löwen, Sprecher der Selbsthilfegruppe Eschede, betonte in seiner Ansprache, dass der 3. Juni ein Tag sei, der „traurig ist, aber auch verbindet“. Es sei wichtig, dass das Ereignis nicht in Vergessenheit gerät. Die Folgen des Unglücks seien für viele Beteiligte bis heute spürbar – für Überlebende, Angehörige, Helferinnen und Helfer. „Viele Bilder von damals lassen sich nicht mehr aus dem Gedächtnis löschen“, so Löwen.

Dank sprach er auch für die Gedenkstätte aus, die nicht nur einen Ort des Erinnerns biete, sondern auch eine bleibende Mahnung sei. „Es war auch ein schwarzer Tag für die Deutsche Bahn“, sagte Löwen mit Blick auf den langen Weg der Aufarbeitung. Mittlerweile sei die Bahn ein fester Bestandteil des jährlichen Gedenkens geworden. Dass der Vorstandsvorsitzende Richard Lutz seit Jahren persönlich anwesend ist, wertete Löwen als Zeichen von Respekt und Anerkennung gegenüber den Betroffenen. Das von der Gedenkstätte ausgehende Signal sei klar: „Die Sicherheit von Fahrgästen und Personal hat oberste Priorität.“

Angelique Koch: „Dieses Ereignis hat uns alle verändert“

Angelique Koch, die heute als Zugchefin arbeitet, sprach ebenfalls einige Worte. „Ich bin dankbar, hier sprechen zu dürfen“, sagte sie. Die Katastrophe habe viele Fragen aufgeworfen und das Leben unzähliger Menschen verändert. „Wir haben sieben Kolleginnen und Kollegen verloren. Diese Erinnerung bleibt.“ Zugleich sei der Gedenkort ein Platz geworden, an dem Solidarität und Miteinander erfahrbar seien.

Koch unterstrich, dass auch sie die Worte von Richard Lutz teile, der vor zwei Jahren betont hatte: „Sicherheit muss immer vor Wirtschaftlichkeit gehen.“ Für sie selbst sei dies zu einem Leitsatz im Arbeitsalltag geworden. „Es geht nicht nur um Technik, sondern auch um Herz und Seele“, so Koch.

Erinnern und loslassen

Pastorin Franziska Baden, die die Andacht leitete, richtete ihren Blick auch auf jene, die in den Jahren nach dem Unglück verstorben sind – unter den Betroffenen, Angehörigen und Helfenden. Sie sprach von der Bedeutung des Erinnerns und davon, wie wichtig ein Ort sei, an dem Trauer Raum haben darf: „Auch jene, die damals geholfen haben, tragen Bilder mit sich – oft ein Leben lang. Diese Erfahrungen verdienen Beachtung.“

Im Gebet wurde auch Giesela Angermann namentlich erwähnt, die ihren Sohn Klaus bei dem Unglück verloren hatte und über viele Jahre das Gedenken mitgeprägt hat. Sie ist inzwischen verstorben. Pastorin Franziska Baden erinnerte an sie stellvertretend für viele Hinterbliebene und Betroffene, die in den vergangenen Jahrzehnten das Gedenken begleitet haben und nun selbst älter werden oder bereits verstorben sind. „Auch das gehört zum Erinnern“, sagte Baden. „Dass wir Abschied nehmen – nicht nur von denen, die damals ihr Leben verloren haben, sondern auch von denen, die über Jahre hinweg ihre Stimmen erhoben und die Erinnerung lebendig gehalten haben.“

Deutsche Bahn weiterhin Teil des Gedenkens

DB-Vorstandsvorsitzender Richard Lutz war auch in diesem Jahr wieder persönlich anwesend, begleitet von einer kleinen Delegation aus Beschäftigten des Unternehmens. Die Bahn hat sich in den letzten Jahren sichtbar stärker in das Gedenken eingebracht, auch als Ausdruck der Verantwortung gegenüber den Opfern und deren Angehörigen.

Die Gedenkstätte in Eschede bleibt ein Ort, an dem die Erinnerung bewahrt wird – nicht nur an die Katastrophe, sondern auch an den langen, schwierigen Weg, der für viele damit begann.

Redaktion
Celler Presse
Fotos: Celler-Presse.de

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