Sonntag, 13. Juli 2025

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Heimat, Flucht und ein neues Leben – Berührende Geschichte über die Flucht von Syrien nach Deutschland

Niemandem fällt es leicht, seine Heimat zu verlassen. Doch weltweit sind 60 Millionen Menschen auf der Flucht – das besagen die Statistiken des UN-Flüchtlingshilfswerks. Es sind Menschen, die vor Krieg und Verfolgung fliehen oder der Armut entkommen wollen. Seit dem Zweiten Weltkrieg waren noch nie so viele Menschen gleichzeitig auf der Flucht. Hunderttausende machen sich auch auf den Weg nach Europa.

Es gibt verschiedenste Gründe, die Flüchtlinge zwingen, ihre Heimat zu verlassen. Und es gibt mindestens ebenso viele Geschichten: warum sie geflohen sind, was sie erlebt haben, wie sie überlebt haben und wie sie heute leben. Beim letzten Frauenfrühstück des SoVD Ortsverbandes Nienhagen erzählte Hala aus Syrien ihre ganz persönliche Geschichte, eine bewegende Erzählung von Trennung, Verlust und der unerschütterlichen Hoffnung auf ein besseres und vor allem sicheres Leben. Nach der Begrüßung durch Frauensprecherin Carmen Kahle und ihrer Stellvertreterin Ingrid Lerch konnten die über 40 anwesenden SoVD-Frauen und Gäste zunächst in gemütlicher Runde an den hübsch gedeckten Tischen das reichhaltige und leckere Frühstück genießen. 

Im Anschluss ergriff Hala das Wort. Sie bat jedoch um Verständnis, dass sie ihre Geschichte nicht selbst erzählen könne, da die Erinnerung sie auch heute noch emotional sehr berührt und sie zu Tränen rühren könne. Daher lasen Gisela Janßen und später Annette Kesselhut die Geschichte von Hala vor. Auch ihnen war deutlich anzusehen, dass es ihnen schwerfiel, die Erlebnisse von Halas Flucht vorzu­lesen.

Hala wuchs in einem ruhigen und schönen Dorf in Syrien auf, wo sie mit viel Liebe, Zu­wendung, Für­sorge und Unterstützung ihrer Familie lebte. Trotz der Untersagung von Bildung für Mädchen in ihrem Dorf bestand ihr Vater darauf, dass alle Kinder – vier Jungen und neun Mädchen – ein Hochschul­studium abschließen. Die Mädchen sind Krankenschwestern, Lehrerinnen, Ingenieurinnen und Ärztinnen geworden. Nach ihrem Abschluss arbeitete Hala als Lehrerin, heiratete und zog mit ihrem Mann, der eine eigene Apotheke hatte, nach Damaskus. Sie führten ein glückliches Familienleben mit zwei Kindern und erwarteten ihr drittes Kind.

Im März 2011 begannen die Proteste im Zuge des Arabischen Frühlings, die sich zu einem blutigen Bürgerkrieg entwickelten. Der Vater von Halas Mann, damals stellvertretender Innenminister, ent­schied sich, das Regime zu verlassen und floh ins Ausland, weil er sich nicht an der Tötung Un­schuldiger beteiligen wollte. Daraufhin wurde die Familie vom Gericht wegen Terrorismus verurteilt und ihr Vermögen konfisziert. Nichts war mehr wie vorher. Sie mussten untertauchen und ihr Zuhause verlassen, ohne zu wissen, ob sie jemals zurückkehren würden.

Während ihrer Flucht erlebten sie täglich Polizeikontrollen, Bombenangriffe und ständige Unsicherheit. Eines Tages flog ein Kampfflugzeug über das Haus ihrer Eltern, wo Hala zum Schutz ihrer Kinder untergekommen war, was sie tief erschütterte. Zurück in Damaskus bei ihrem Mann zog Hala mit ihrer Familie mehrmals von Haus zu Haus, um der Polizei zu entkommen. Am Ende verließen sie Damaskus bei Nacht, denn es war unerträglich geworden: kein Zuhause, keine Medizin, kein Essen, überall Kontrollen. Nach monatelanger Flucht gelangten sie schließlich in die Türkei, wo sie bei Null anfingen. Ihr Mann arbeitete dort in einem Handygeschäft, Hala arbeitete freiwillig in einer Grundschule für syrische Flüchtlinge und die Kinder gingen zur Schule – vier Jahre lang.

Trotz der Sicherheit in der Türkei fühlten sie sich nicht dauerhaft sicher und ihr Mann entschied, dass sie in ein sicheres Land weiterziehen müssten. Eine neue Reise begann, doch nicht gemeinsam. Schweren Herzens musste Hala ihren Sohn mit seinem Onkel vorausgehen lassen, bevor auch sie nach Deutschland reisen konnten, wo die Familie wieder vereint wurde. Das Wiedersehen mit ihrem Sohn war für Hala unbeschreiblich schön.

In Deutschland begann jedoch größte Herausforderung: ein neues Land, eine fremde Sprache, keine Familie oder Freunde. Hala lernte Deutsch durch Kinderbücher, Hausaufgabenhilfe bei den Kindern und Gespräche. Ihr Mann arbeitet inzwischen in Teilzeit, die Kinder besuchen das KAV Gymnasium, haben Freunde und nehmen an sportlichen und ehrenamtlichen Aktivitäten teil. Hala ist stolz auf ihre Kinder und wünscht sich, dass sie aktive, verantwortungsvolle Erwachsene werden, die Welt ein bisschen besser und freundlicher machen.

Vor kurzem sah Hala sechs ihrer Geschwister wieder, was sie sehr glücklich machte. Ihren Vater hat sie nie wiedergesehen, was für sie ein großer Verlust ist. Dann ergreift Hala doch selbst nochmal das Wort. Sie entschuldigt sich dafür, dass ihre Geschichte so traurig ist.  Angst, Schmerz, Trauer, Unsicherheit … Gefühle im Krieg sind etwas völlig anderes, so Hala. Und sie bedankt sich bei Deutschland für den Schutz und die Sicherheit, die sie hier gefunden habe. Zum Abschluss liest Hala noch einen Teil ihrer Geschichte in ihrer Muttersprache vor. Die Frauen, die anwesend waren, waren so tief von Halas Geschichte berührt, dass auch sie sich immer wieder die Tränen aus den Augen wischten. Anschließend entstanden lebhafte Gespräche mit Hala sowie unter den Anwesenden, und es wurde auch noch lange über die übliche Zeit hinaus in gemütlicher Runde weitergeplaudert.

PR
Fotos: Annette Kesselhut

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