Sonntag, 20. Juli 2025

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Nach 24 Jahren: Beedenbostel verabschiedet Pastor Heinz-Georg Gottschalk

Fast ein Vierteljahrhundert war Heinz-Georg Gottschalk im Amt und hat als Pastor der Beedenbosteler Martins-Kirche eine Ära geprägt. Am kommenden Sonntag, den 6. Juli, wird Pastor Gottschalk nun mit einem feierlichen Gottesdienstb um 10 Uhr verabschiedet. Für seine Gemeinde hat Gottschalk im aktuellen Gemeindebrief einen Abschiedstext geschrieben, der hier veröffentlicht wird. Der Ev.-luth. Kirchenkreis Celle wünscht Heinz-Georg Gottschalk alles Gute für die Zukunft und bedankt sich für die tolle und vertrauensvolle Zusammenarbeit!

Liebe Leserinnen und Leser!

„… Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne …“ dichtete Hermann Hesse. Diese Zeile ist mir nicht aus dem Kopf gegangen in den letzten Wochen.

Gilt das auch für einen Abschied?

Kein neuer Anfang ohne ein Ende zuvor, einen Abschied – so wie der, auf den meine Frau und ich gerade zugehen.

Am 12. Juli ist mein letzter Arbeitstag und ab dann sind meine Frau und ich gemeinsam in Pension.

Im August 1991 wurde ich – nach einer Springer-Stelle im Kirchenkreis Uelzen und meinem Vikariat im Eichsfeld am Rand des Harzes – in der Martins-Kirche ordiniert und im September zogen wir dann ins Pfarrhaus ein: Die Wohnabenteuer darin hat meine Frau ja in der Frühjahrsausgabe des Gemeindebriefes mit einem Augenzwinkern beschrieben.

Voraussichtlich Mitte August werden die Umzugswagen vor der Tür stehen … und dieser Tage haben sich die Unternehmen angekündigt, sich alles anzuschauen, um ihre Angebote schreiben zu können.

Dazu mussten wir uns bereits entscheiden, welche Möbel, Bücher, Geschirr und Krams mitgenommen werden können und welche nicht in unser neues Domizil passen: Die Doppelhaushälfte in Nienburg ist nämlich wesentlich kleiner als unsere Pfarrdienstwohnung – und das ist auch gut so!

Was lässt man zurück? Diese Entscheidungen fühlen sich so semi-zauberhaft an, muss ich zugeben. Da hängen ja auch Erinnerungen dran: an unser Leben als Familie mit unseren Kindern, die hier groß geworden und dann aus dem Haus gegangen sind … an unser Leben als Ehepaar mit all den dienstlichen Zusammenhängen, die ja nicht nur meinen Alltag geprägt haben!

Andererseits: Vor ein paar Tagen saß ich für eine halbe Stunde in der Frühlingssonne auf der Terrasse unseres neuen Zuhauses – und kein Diensttelefon in der Nähe, das hätte klingeln können: Da spürte ich einen sehr charmanten Zauber, wie ich zugeben muss!

Beides gehört dazu, wenn man sich verabschiedet: Die Wehmut, und vielleicht auch ein wenig Trauer über das, was endet …

Und der Zauber und die Freiheit, die der neue Anfang verheißt: Mehr Zeit für Enkel und Familie … mehr Freiheit für Dinge, die mir und uns Freude bereiten … weniger Bürokratie (hoffentlich!) und weniger Termin-Druck, den ich mit zunehmendem Alter auch nicht mehr so leicht wegstecke; die Schlagzahl ist oft einfach zu hoch! … allerdings auch weniger Anerkennung und Selbstbestätigung – das gehört ebenfalls dazu.

So viele Menschen durfte ich begleiten – in den Höhen und Tiefen ihres Lebens.

So viele Umbrüche haben wir in der Gemeindeleitung gemeinsam erlebt und in sehr vertrauensvollem und zukunftsorientiertem Miteinander gestaltet.

So viel haben wir vorangebracht – auch im nachbarschaftlichen Zusammenwachsen; da ist uns in Kirchen- und Kapellenvorstand trotz des Wegfalls ´meiner´ Stelle mit Eintritt in den Ruhe-stand dennoch gute Laune und Zuver-sicht nicht abhandengekommen!

Das steht uns als Christ*innen ja gut zu Gesicht: Hoffnungsfreude!

Da ziehe ich – besonders vor den zahlreichen neuen Mitgliedern der Gemeindeleitung – meinen Hut!

Eines der besonderen Highlights waren im Jahr 2000 die Feierlichkeiten zum 950-jährigen Dorf- und Kirchspieljubiläum samt Oratoriums-Aufführung, das meine Nerven bis zum Äußersten strapazierte …

Ein weiteres um 2010 herum die Innenrenovierung der Martins-Kirche mit einem maßgeblichen Finanzierungs-anteil aus unserer Mitte (das waren unfassbare 115.000€!).

Ein anderes das Glockenfest (575 Jahre alt!)  in Ahnsbeck 2014 unter den Eichen am Backhaus, bei dem dem verdutzten Landessuperintendenten vor Gottesdienstbeginn durch eine Böe ein Deko-Element auf den kahlen Kopf fiel – da war ich wirklich entsetzt; zum Glück blieb er unverletzt …

Da waren 2017 die großartig besuchten Feierlichkeiten zum Reformationsjubiläum – samt der legendären „500-Party“ im Festzelt neben der Kirche in Zusammenarbeit mit den Landjugenden im Bereich unseres Kirchspiels.

Was könnte man alles hinzufügen!

So gute Zusammenarbeit mit Kommunen, Kindergärten, Vereinen und Feuerwehren und nicht zuletzt mit dem Gymnasium in Lachendorf.

Wie viele Gottesdienste und Andachten drinnen, draußen und unterwegs habe ich vorbereitet: Das hat mir eigentlich immer Freude bereitet, zu überlegen – auch im Konfer – wie ich von der Nähe Gottes zu seinen Menschen so sprechen kann, dass es irgendwie ´ankommt´.

Wie bei allem: Manchmal ist es besser gelungen, manchmal schlechter.

So viele Ehrenamtliche haben sich in allen Feldern der Gemeindearbeit engagiert eingebracht – wie mühselig das gelegentlich (Corona!) auch war.

Unsere Kirchenmusik! Und all die Teamer! Und meine engsten, großartigen Mitarbeiter*innen – ehemalige & jetzige: Danke an Ulla und Birgit, an Traudel und Sabine; an Edelgard, Jutta, Annegret und Ramona; an Claudia, Klaus-Dieter und Silke, an Anne-Kathrin, Claudia, Annika und John … und nicht zuletzt an meine Mit-bläser*innen im Posaunenchor!

Je länger ich sitze und schreibe, desto mehr könnte ich aufzählen, was und vor allem wen ich alles vermissen werde!

Ich habe viel Vertrauen gespürt, konnte etwas gestalten und verändern, mir ist viel positives Feedback gegeben worden – dafür bin ich überaus dankbar und werde es nicht vergessen!

Hermann Hesses Gedicht, aus dem ich zitierte, ist mit „Stufen“ überschrieben.

Und ich finde es sehr wahr und weise – gerade im Blick auf meinen Abschied:

Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt & der uns hilft zu leben.

Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns & engen
Er will uns Stuf´ um Stufe heben, weiten.
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt,
so droht Erschlaffen;
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.

Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegen senden,
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden,
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!

Cooles Gedicht, oder?
Es atmet auch biblischen Geist, wie ich finde: Die Heilige Schrift ist ja voller Aufbrüche – manche sind schmerzlich … andere führen voran … und ganz viel dazwischen.
Aber immer: Mit Gottes Segen versehen, der SEINE Menschen begleitet, wohin sie auch gehen.
Das wünsche ich Euch und Ihnen … das wünsche ich mir und meiner Frau: Diesen Segen zu spüren – auf jeder ´Lebensstufe´, wie Hesse das nennt.

Bleiben Sie / Bleibt behütet!

Ihr / Euer
Heinz-Georg Gottschalk“

PR

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