Donnerstag, 6. November 2025

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Oskar Ansull mit Kulturpreis des Landkreises Celle geehrt

So literarisch ging es in Kreistagssitzungen wohl selten zu: Als der gerade eben mit dem Kulturpreis des Landkreises Celle ausgezeichnete Oskar Ansull das Wort ergriff, wandelte sich der Saal des Vier-Generationen-Parks Wathlingen in eine Bühne. Diese besondere künstlerische Art, wie der Schriftsteller, Lyriker, Herausgeber und Rezitator vorträgt, seine Worte sozusagen unter die Leute bringt, ist ein Grund, weshalb der in Celle Geborene und mittlerweile in Berlin lebende „Botschafter des Literarischen und literarische Chronist“ den mit 2.000 Euro dotierten Preis erhalten hat.

Als „Erfinder von Lesungen“ bezeichnete ihn Landrat Axel Flader in seiner Laudatio: „Was bei Ihnen auf der Bühne geschieht, ist weit mehr als das bloße Vorlesen von Texten. Ihre Programme sind fein komponierte literarisch-musikalische Dialoge, durchdachte Dramaturgien, kluge Neuentdeckungen…. Sie sind nicht nur ein Mann des geschriebenen Wortes, sondern auch einer, der Sprache erlebbar macht – auf der Bühne, im Rundfunk.“

Oskar Ansull erblickte im Jahr 1950 das Licht der Welt, wuchs in Westercelle auf, besuchte dort die Volks- und anschließend die Realschule. Axel Flader zeigte sich berührt von den Anfängen, nicht zuletzt, weil darin ein Mann eine Rolle spielt, der über die Grenzen des Landkreises hinaus überaus populär war und dessen früher Tod im Jahr 2011 alle, die ihn kannten, erschüttert hatte. „Wir nannten ihn Kaini“, berichtet Oskar Ansull in seiner Dankesrede über den Kommunalpolitiker und langjährigen Landtagsabgeordneten Karl-Heinrich Langspecht aus Bockelskamp. Eine lebenslange Freundschaft verband die beiden Männer, die gemeinsam in Westercelle die Schulbank gedrückt hatten. „Karl-Heinrich Langspecht war sowohl mein als auch der Freund vieler hier im Saal, und er ist unvergessen. Ich bin mir sicher, dass er sich mit Ihnen über diesen Preis sehr gefreut hätte“, würdigte der Landrat den Politiker. Gemeinsam mit Oskar Ansull war dieser Schüler in einer der Sonderklassen, die in den 1960er Jahren neu eingerichtet worden waren, „um den Volksschülern noch die Chance zu bieten, eine weiterführende Schule zu besuchen.“ Die beiden Jungen ergriffen die Gelegenheit, Langspecht machte Abitur, studierte. Sein Freund ging einen anderen Weg, er erlernte nach der Mittleren Reife den Beruf des Buchhändlers in Celle und genoss fortan eine Lebensbildung, die ihn zu einem Mann des Wortes, der Literatur und des Theaters werden ließ. Intensiv widmete er sich seiner Heimatregion, blieb ihr stets treu, auch nachdem sie nicht mehr seinen Lebensmittelpunkt bildete, Reisen durch Europa, Hannover und dann Berlin als Wohnort waren und sind die Stationen des Literaten.

Enge Bindung zur Heinmatregion

Acht Jahre widmete sich Oskar Ansull mithilfe eines Stipendiums der Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur der Erstellung von „Heimat, schöne Fremde“. Axel Flader bezeichnet es als Schlüsselwerk. „Sie verklären die Heimat nicht, sondern sie befragen sie. Sie machen das Fremde sichtbar, das in ihr steckt, und stellen Stimmen aus Stadt und Land in neue Zusammenhänge.“ Auch mit „Himmel, welch ein Land! – Landkreis und Literatur. Eine Sichtung“, erschienen als Doppelhelft in den „Celler Heften“ der RWLE-Möller-Stiftung, hatte Ansull dem Celler Land seine Referenz erwiesen. „Damit haben Sie eine Festschrift zur 125-Jahr-Feier des Landkreises erarbeitet. Sie verbinden darin die Geschichte unserer Region mit ihren literarischen Stimmen – eine liebevolle, umsichtige Hommage an das Land und seine Literatur, die Erinnerung und Identität in Einklang bringt“, referierte der Landrat und betonte: „Dieses Werk darf ohne Zweifel als ein Hauptwerk für Celle gelten.“

Das enge Band zur Heimatstadt fand über Jahrzehnte in vielfältiger Art und Weise Ausdruck und wurde dennoch von offizieller Seite übersehen. Umso überraschter zeigte sich der Geehrte nun über den Preis: „Mit einer offiziellen Auszeichnung habe ich nicht gerechnet, am Allerwenigsten in meiner Heimatregion, die ich immer als eine ‚schöne Fremde‘ empfunden, die ich mir erst bekannt machen musste – auf schöne und auch auf schmerzhafte Weise.“

Die Dankesrede Oskar Ansull war ein Beispiel für die „Kraft leiser Töne, die laut nachhallen“, wie es Axel Flader formuliert hatte. Der Preisträger beließ es nicht bei der Rückschau, sondern richtete den Blick nach vorn und verband die Verleihung des Kulturpreises mit einer Bitte: „Die Stadtbibliothek von Bergen, die meines Wissens noch namenlos ist, nach dem israelischen Autor Uri Orlev zu benennen, der 1943, als Zwölfjähriger, von Warschau nach Bergen-Belsen deportiert wurde. Er hat schon mit dreizehn Jahren im Lager Gedichte geschrieben.“

„Er ist zu einem Weltliteraten geworden“, griff der Vorsitzende des Kreistages, Dirk-Ulrich Mende, die Anregung sofort auf. „Bei mir stößt das auf positive Resonanz“, sagte er, nachdem der stehende Applaus, den Oskar Ansulls Worte ausgelöst hatten, verhallt war.

Anke Schlicht
Redaktion Celler Presse
Fotos: Anke Schlicht

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