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„Mobilität im Wandel“ – Das Gedächtnis der Stadt öffnete seine Pforten

CELLE. Mobilität im Wandel, so lautetet das Motto des Tages der offenen Tür im Celler Stadtarchiv am Samstag. Die Bürgerinnen und Bürger bekamen einen Einblick in die Arbeit der Archivare und die Räumlichkeiten im Stadtarchiv. Wer schon einmal dort in Erbschaftsangelegenheiten, zu Recherchezwecken oder zwecks Ahnenforschung im Stadtarchiv zu Gast war, der wird sich sicherlich nur an den Besucherraum erinnern. Hier gelten strenge Regeln, da es sich bei den ausgewählten Stücken um wichtige geschichtliche Dokumente handelt.

Doch am Tag der offenen Tür standen den Besuchern wirklich alle Türen offen. Der Ausstellungsraum im ersten Obergeschoss präsentierte sich ganz unter dem Motto „Mobilität im Wandel“. Celle hat eine jahrhundertelange Geschichte, und die Zeiten haben sich stark verändert. Die Schifffahrtsordnung von 1537, die Celle das Stapelrecht einräumte, war sicher hinter Glas ausgestellt. Bilder vom damaligen Celler Hafen unterstrichen die Bedeutung des Umschlagplatzes. Kein Vergleich zu dem heutigen Hafen, denn die Aller war eine wichtige Wasserstraße. Die Anlegestellen, Lager und Schiffe erinnerten an Hamburg oder Bremen.

Kuriositäten, die in Celle Halt machten waren unter anderem der „Zeppelin auf Rädern“ von Franz Kruckenberg auf der Bahnstrecke Burgwedel – Celle von 1930 bis 1933. Die schon zu damaligen Zeiten futuristisch aussehende Lok mit einem großen Propeller sorgte für den Antrieb. Dann war da aber noch der Raketenwagen auf der „Hasenbahnstrecke“ von Fritz von Opel im Jahr 1928. Leider kam es bei den Tests des schnellen Schienenfahrzeugs zu einem tödlichen Unfall. Die als Testpilot fungierende Katze kam um.

Auch die Celler waren mobil. Der Radfahr-Verein von 1985 war in Celle ebenso bekannt, wie auch die Weltreisen Walter Adloffs.

In Celle war viel los. Die Celler Straßenbahn, die 1907 bis 1957 durch die Stadt fuhr, Busse und Autos die den Großen Plan füllten. Celle war in Bewegung und strotzte vor Leben. „Es hat sich eine Menge verändert“, hält die Leiterin des Stadtarchivs Sabine Maehnert fest.

Celle befindet und befand sich stets im Wandel. Um dies zu unterstreichen und noch einen tieferen Einblick zu bekommen, tauchen die Besucherinnen und Besucher auf der Führung in die Magazine des Stadtarchivs ein. Nach dem Kölner Muster eingerichtet, kann Celle froh sein, dass keine U-Bahn gebaut wird, dennoch stößt das Archiv an seine räumlichen Grenzen. Die in Westercelle auf 35mm Mikrofilm gebrachten wichtigen Dokumente aber auch Zeitungen, werden dem unterirdischen Kulturbunker übergeben. Eine Kopie bleibt aber in Celle. Die Cellesche Zeitung wird zum Beispiel seit 1823 auf Mikrofilm gebannt für die Nachwelt aufgehoben. Dazu wurden die Ausgaben ab 1823 selbstverständlich rückwirkend aufgenommen. Die allerersten Ausgaben ab 2. April 1817 hingegen sind nur bei der Celleschen Zeitung selbst zu sehen. Während jedoch damals drei bis vier Jahre auf eine einzige Rolle Mikrofilm passten, passen heute gerade einmal zwei Monate auf eine Rolle.

Neben der Zeitung finden sich auch Akten der Stadtverwaltung, wichtige Bücher, Verordnungen, Plakate, Familienbücher und ganze Bibliotheken in den Magazinen, also Dinge, die in Papier- und Pergamentform im Archiv aufbewahrt werden. Dabei richte man sich im Stadtarchiv an das Provenienzprinzip, was das Archivgut nach Herkunft und Entstehungszusammenhängen ordnet.

Interessant ist die große Bibliothek der ehemaligen Lateinschule des Ernestinums. Danaben erstreckt sich dann die weitere Bibliothek von Albrecht Thaer, dem damaligen Celler Stadtmedikus. Er beschäftigte sich mit der Landwirtschaft und der Blumenzucht. Später hatte Thaer ein Lehrinstitut in Celle eingerichtet. Thaer gilt als Begründer der Agrarwissenschaft, doch er blieb nicht in Celle, sondern folgte dem Ruf des Preußischen Königs zur Königlich Preußischen Akademie des Landbaus nach Möglin.
Generell ist für das Stadtarchiv das Geschichtsbild ein entscheidender Punkt. „Was war wichtig?“ und „Was würden die Menschen in 100 Jahren denken?“ sind Fragen, die sich die Mitarbeiter des Archivs selber fragen. Unter dem Strich kann man allerdings sagen, dass ca. 15 Prozent des Schiftgutes aufbewahrt werden, erläutert abine Maehnert, Leiterin des Stadtarchivs.
Die Führung hatte mittlerweile den oberen Magazinraum erreicht und Maehnert zeigte den Besucherinnen und Besuchern das Bürgerbuch von 1716 bis 1764. Es war ein wichtiges Buch zu damaliger Zeit. Handschriftlich wurden hier die Bürgerrechte und Pflichten eingetragen, die von den Menschen damals teuer erkauft wurden. Man brauchte sie damals aber, um ein Handwerk auszuüben oder ein Haus zu bauen. Für die Ahnenforschung sind diese Informationen ebenfalls sehr interessant, da gelegentlich auch festgehalten wurde, wohin die Person wegzog.

Das älteste Buch im Archiv ist aus dem Jahr 1534, wobei einige Urkunden und Textfragmente noch älter sind. Maehnert kann aber feststellen, dass die Menschen ab dem 15. Jahrhundert mehr zu schreiben angefangen haben. Ab dem Zeitpunkt sind einfach mehr Bücher und überlieferte Schriftstücke im Umlauf.

Zu einer sehr alten Urkunde machte die Leiterin des Stadtarchivs im Anschluss aufmerksam. Behutsam öffnete sie den Deckel eines Kartons. Darin enthalten, sorgsam fixiert, die Stadtgründungsurkunde, ausgestellt von Otto dem Strengen, am 25. Mai 1292. Das im ersten Augenblick unscheinbar wirkende Pergament ziert ein auffälliges Band mit einem überproportionalen Braunschweiger Siegel. Mit dieser Urkunde gewährte Herzog Otto der Strenge allen Bürgern, die sich in der neuen Stadt niederlassen, auch zehn Jahre Freiheit von Abgaben und weiteren Vergünstigungen und verleiht ihnen das Recht der Stadt Lüneburg.

Die Mitarbeiter des Stadtarchivs sind für die Anfragen der Bürgerinnen und Bürger immer offen. Die Anfragen werden jedoch nicht mehr in Papierform gestellt, sondern die E-Mail hat auch hier Einzug gehalten. Vor Ort werden die Unterlagen dem Anfragenden zusammengesucht und im Besucherraum zur Verfügung gestellt. Eine Aufsicht überwacht den sorgsamen Umgang mit dem Archivgut. So auch Günter Netbal, der auch gern im Mikrofilm-Lesegerät wichtige Artikel heraussucht. Selbst digitalisiert Netbal auch die Unterlagen und ist einer der Ansprechpartner vor Ort.

Für die Besucher war es ein wunderbares Erlebnis in die Vergangenheit abzutauchen. Die vielen Fotografien an den Wänden und Fluren des Archivs lassen die Menschen immer wieder verharren und man versucht sich zu erinnern, oder die Abbildung in die heute Zeit einzuordnen. Celle ist nach wie vor im Wandel und so ist die Arbeit des Stadtarchivs ein wichtiger Baustein.

Redaktion
Celler Presse

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