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Klavier, Geige, Flöte & Co.: Die Kreismusikschule lud zum „Schnuppern“ ein

CELLE. Am Samstag standen viele Kinder vor einer schweren Entscheidung: „Mit welchem Musikinstrument kann ich mich anfreunden?“ Nicht zuletzt werden ja schon im Kita-Alter die Weichen für eine Musikkarriere gestellt. Das muss nicht gleich professionell sein, aber – unabhängig von nicht vorhersehbaren Zielen – trifft besonders hier zu: „Was ein Häkchen werden will, krümmt sich beizeiten.“ Bei „Kaiserwetter“ fanden sich viele Eltern mit ihren Sprösslingen zum Tag der offenen Tür in der Kreismusikschule ein, um auszuloten, welches Instrument favorisiert wird.

In den Räumen der Schule wurden die verschiedenen Musikinstrumente durch die Lehrkräfte den Kindern nahegebracht. In den meisten Fällen war es eine erste Begegnung. Das war schon anrührend, wie die Kleinen versuchten, den Instrumenten Töne zu entlocken und auch dabei nicht kapitulierten. So konnte man die Kinder in mehreren Räumen antreffen nach dem Motto: „Wenn nicht Klavier, dann vielleicht Geige.“ Der siebenjährige Kieran war ganz eifrig auf der Suche, aber zu Pauline (5) passte die Geige. Nicht geklärt ist, wie sie sich letztendlich entschieden hat. Finley (9) trafen wir bei seinen Tastversuchen am Keyboard, auch er fing sozusagen bei Null an. Der kleine Stefan (5) am Kontrabass wirkte fast verloren an dem Instrument, dessen Klangkörper größer ist als er selbst. Juris (13) an der Bratsche folgte sehr interessiert den Anweisungen der Lehrerin, es waren seine ersten Erfahrungen an diesem Instrument; musikalische Vorkenntnisse brachte er schon vom Blockflötenunterricht mit.

Mit großen Vorkenntnissen überraschte Nikolas Franzki (17) am Flügel. Seine Abiturarbeiten hat er gerade hinter sich – dieses Ergebnis steht noch aus. Seit Ende 2004 hat ihn Sabine Salzer unter ihren Fittichen mit einem beeindrucken Ergebnis. Das Klavierkonzert Nr. 4 von Ludwig van Beethoven für vier Hände – Sabine Salzer am Klavier und Nikolas am Flügel – ließ bei den Zuhörern keine Wünsche offen. Was hält den Abiturienten davon ab, Musik zu studieren und die Bühnen der Welt zu erobern? Die Antwort überrascht, dabei klingt auch keine Resignation mit: „Ich bin nicht gut genug.“ Und Sabine Salzer ergänzt: „Heutzutage kann als Pianist nur überleben, wer mit 12 oder 13 das komplette Repertoire drauf hat.“ Und Sabine Salzer gibt weitere Talente des zurückhaltenden Pianisten preis: Er spielt im Niedersächsischen Jugendorchester (NJO) Fagott. Es sei schon sehr außergewöhnlich, dass er daneben am Klavier so weit gekommen ist. Dann gibt es da noch ein „Instrument“, das kugelrund ist: Er spielt Fußball mit großer Leidenschaft in der U-18 Landesliga bei der JSG Südheide. Und das berufliche Ziel des Tausendsassas? Sehr ernüchternd: Er will Jura studieren. Am meisten bedauert er dabei, dass die musikalischen Fähigkeiten nachlassen werden.

Auf dem Rundgang trafen wir auf Hilma Klause. Fast wehmütig stand sie vor dem Raum 21: „Hier habe ich mal unterrichtet.“ Die jetzt 81-Jährige kam vor 48 Jahre von Trier nach Celle; in Trier war sie als Geigerin Orchestermitglied. In Celle suchte sie sofort Kontakt zu musikalischer Betätigung. Wie sie sagte, habe sie „gar nichts vorgefunden“, bis es dann zur Etablierung der Musikschule kam, die zunächst als „Jugend- und Schulmusikwerk“ für Stadt und Landkreis Celle die Arbeit aufnahm. Es begann alles damit, dass Unterricht in Schulen in Stadt und Landkreis stattfand, so dass die Lehrkräfte als Bedienstete des Landkreises immer auf Achse waren. Erst in den 70er Jahren wurden die Gebäude in der Kanonenstraße als zentrales Schulgebäude eingerichtet. Dort war sie bis 1996 tätig und nun auf Spurensuche. Es war ihr eine große Freude, noch viele Bekannte zu treffen.

Reinhard Toboll, beim Landkreis zuständig für Bildung, Sport und Zentrale Dienste und somit auch für die Kreismusikschule, die in der Trägerschaft des Landkreises liegt, sieht in einer Musikausbildung auch eine gesellschaftliche Aufgabe. Damit werde den Menschen ein musikalisches Gemeinschaftserlebnis vermittelt – eine sinnvolle Freizeitgestaltung. Gerade durch die neuen Medien, die eine Isolation verstärken, bestehe durch die Musik die Möglichkeit herauszukommen, andere Kreise der Freundschaft zu schließen und sich selbst Erfolgserlebnisse zu schaffen. Die Ganztagsschule und der demografische Wandel machen sich auch an der Kreismusikschule bemerkbar. Darum sei der Tag der offenen Tür wichtig, um das Leistungsspektrum der Schule zu präsentieren und damit neue Schülerinnen und Schüler zu gewinnen – und das müssen nicht nur Kinder sein. Auch Erwachsene haben die Möglichkeit, sich ausbilden zu lassen oder Kenntnisse aufzufrischen. Die Veranstaltung diene der Werbung und der Transparenz. Toboll wies aber darauf hin, dass sich die Musikschule allein durch das Schulgeld nicht trage – das sei bei Weitem der kleinere Teil; der Landkreis steuere jährlich 750.000 € bei. Weiterhin forciere die Kreismusikschule die frühkindliche Musikerziehung in Kitas und in Grundschulen als Ergänzung zum Musikunterricht.

Redaktion
Celler Presse

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