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Von Hannover nach Namibia – Landesmuseum Hannover gibt menschliche Gebeine zurück

HANNOVER. Seit über einhundert Jahren lagen sie im Magazin: Gebeine dreier Menschen, die ein Hannoveraner Kaufmann zu Beginn des 20. Jahrhunderts aus der Kolonie Deutsch-Südwestafrika, dem heutigen Namibia, mitgebracht und dem damaligen Provinzialmuseum (heute: Landesmuseum Hannover) geschenkt hat. In der vergangenen Woche wurden sie in Berlin im Rahmen einer feierlichen Zeremonie übergeben.

Ein Schädel wurde dem Museum 1909 von dem Kaufmann A. Rautenberg aus Keetmanshoop mit dem Hinweis übergeben, es handle sich um den männlichen Schädel eines »Hottentotten« aus Bethanien. Im Inventar des Museums findet sich zudem die Information: »Nach Mitteilung d. A. Rautenberg griff der Krieger während eines Aufstands einen Farmer an und wurde von diesem erschossen.« Die anthropologische Untersuchung, die 2018 durchgeführt wurde, hat jedoch ergeben, dass es sich um den Schädel einer jungen schwarzafrikanischen Frau zwischen 17 und 25 Jahren handelt. Dem Schädel wurde fälschlicherweise der Unterkiefer eines männlichen Schwarzafrikaners zugeordnet, der ebenfalls im Alter zwischen 17 und 25 Jahren zu Tode kam.

Bei der dritten Person, deren menschliche Überreste sich in der Sammlung des Museums befanden, wird als Herkunft laut Inventarbuch »Anichab bei Lüderitzbucht, Deutsch=S.W. Afrika (Von einem Begräbnisplatze)« angegeben. Dieser wurde dem Museum ebenfalls vom Kaufmann Rautenberg übergeben, allerdings erst im Juli 1913. Nach den anthropologischen Untersuchungsergebnissen gehörte er zu einer jungen Frau aus Europa. Vermutlich handelte es sich um eine weiße Frau, die in der Kolonie Deutsch-Südwestafrika gestorben ist.

Nach einem Gedenkgottesdienst am 29. August in der Berliner Friedrichswerderschen Kirche wurden die Überreste gemeinsam mit 25 weiteren Gebeinen aus deutschen Sammlungen in einer feierlichen Zeremonie vom Auswärtigen Amt und der Namibischen Botschaft durch Staatsministerin Michelle Müntefering übergeben und am 31. August nach Windhuk, der Hauptstadt Namibias, überführt. Dort werden sie zunächst magaziniert; geplant ist jedoch, in Namibia einen Erinnerungsort für die Opfer der deutschen Kolonialherrschaft zu errichten, in dem sie ihre letzte Ruhe finden sollen.

PR

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